Streikende Mitarbeiter aus Behindertenhilfe-Einrichtungen protestieren in der Büchsenstraße Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Angestellte aus Behindertenhilfe-Einrichtungen haben am Mittwoch vor dem Hauptsitz der Evangelischen Gesellschaft in der Büchsenstraße protestiert. Die Beschäftigten streben eine höhere Eingruppierung innerhalb des Tarifvertrags an.

Stuttgart - „Aufwertung – jetzt!“, skandieren Angestellte aus Behindertenhilfe-Einrichtungen aus ganz Baden-Württemberg. Sie sind am Mittwoch nach Stuttgart vor den Hauptsitz der Evangelischen Gesellschaft in die Büchsenstraße gezogen, um ein klares Signal zu senden. Die Beschäftigten streben eine höhere Eingruppierung innerhalb des Tarifvertrags an.

Gewerkschaftssekretär Ivo Garbe gibt die Marschrichtung vor: „Wir streiken, bis die Aufwertung kommt.“ Guter Lohn für gute Arbeit – was für andere gelte, müsse auch für Sozialarbeiterinnen, Pfleger oder Handwerker in Behindertenwerkstätten gelten. Auch Alice Wanka fordert das. Die Heilerziehungspflegerin absolviert gerade ihr drittes Ausbildungsjahr bei der Evangelischen Stiftung Lichtenstern, einer Einrichtung für geistig oder mehrfach behinderte Menschen. Für den Streik ist sie extra aus dem Urlaub angereist. Beschäftigte der Diakonie dürfen ihre Arbeit nämlich nicht einfach niederlegen, sondern müssen sich für einen Streik freinehmen. „Es ist mir wichtig, dass mein Beruf die gesellschaftliche Anerkennung findet, die er verdient“, sagt die 23-Jährige.

Marc Haiber, Heilerziehungspfleger aus Markgröningen, findet deutliche Worte: „Heilerziehungspfleger ist ein typischer Frauenberuf. Vielleicht ist die Entlohnung ja deshalb so schlecht“, bemerkt er sarkastisch. Ständig arbeite er am Limit. Ungünstige Arbeitszeiten erschwerten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Immer mehr Arbeit falle bei gleich bleibender Personaldecke an, die Krankheitsraten stiegen deshalb an. „Die Arbeit mit Behinderten soll immer billiger werden“, beklagt sich Haiber. Aber nur wenn es den Pflegern gutgehe, könne es auch den Menschen in den Einrichtungen gutgehen.

Bis Freitag sollen die Arbeitgeber ein Angebot machen, fordert Irene Gölz von Verdi. „Es kann nicht angehen, dass der gekonnte Umgang mit Menschen der Gesellschaft weniger wert ist als der gekonnte Umgang mit Maschinen“ beklagt sie sich und erntet tosenden Beifall.