Hossein aus Afghanistan und Maygn aus syrien zeigen stolz ihre Bilder zum Anziehen. Rechts zeigt Klara, eine Schülerin der Tschechischen Kunstschule ihr Selbstporträt. Foto: factum/Granville

Beim Projekt „Yourope“ der Kunstschule Labyrinth und der Stadt malen, sägen und sprayen Flüchtlinge und Deutsche mit Besuchern aus den Partnerstädten.

Ludwigsburg - In Afghanistan habe ich auch gemalt“, sagt Hossein. Aber dort habe keiner seinen Bildern so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie hier im internationalen Kunstcamp. Seit fast einem Jahr ist der 14-Jährige in Deutschland. Mit seinem Bruder und seiner Schwester ist er geflüchtet. Eine harte Zeit hat auch Maygn hinter sich. Das Mädchen kommt aus Syrien und ist erst drei Monate hier. In der Karlskaserne lachen beide wieder zusammen. Sie arbeiten an Bildern, die man anziehen kann, aus speziellem japanischem Papier. „Die Aufgabe ist, ein Stück von sich den anderen zu zeigen“, sagt die Künstlerin Lada Poulova aus Tschechien, die diesen Workshop betreut. Hussein zeigt eine Gestalt, die auf der einen Seite viele gesunde Herzen und auf der anderen viele gebrochene trägt.

Künstlerische Suche nach sich selbst

Fünf Tage machen sich 33 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren auf die künstlerische Suche nach sich selbst. Schüler der Justinus-Kerner-Schule aus der Vorbereitungsklasse für junge geflüchtete Menschen werkeln mit Kindern aus Kunstschulen der Ludwigsburger Partnerstädte Novy Jicin (Tschechien) und Caerphilly (Wales). Die Verständigung gelingt recht gut auf Englisch.

Das Ziel ist es, eine Show auf die Beine zu stellen, bei der die Werke präsentiert werden. Dazu besprüht eine Gruppe eine mobile Wand für den Laufsteg mit dem Wort „YOUROPE“ – so heißt das Projekt nämlich mit dem Zusatz: „Young Art Across Borders“ – also Junge Kunst über Grenzen. Das Projekt der Kunstschule Labyrinth und der Stadt Ludwigsburg wird von der Europäischen Union und der Mann-und Hummel-Stiftung unterstützt. Es gehe darum, Verständnis für einander zu entwickeln, so Projektleiterin Ulrike Ehrenberg. Der Plan scheint aufzugehen. „Wir sind Freunde geworden“, sagt Hossein.

Marketing über den eigenen Blog

Die Vorbereitungen für den Abschluss laufen auf Hochtouren. Die Medien Gruppe sorgt für das Marketing. Auf einem Blog zeigen sie der Welt, wie sich das Projekt täglich ein Stückchen weiterentwickelt. Unter der Leitung von Medienkünstlerin Künstlerin Tracey Moberly aus der Partnerstadt Caerphilly in Wales fotografieren sie mit Tablets einen Tag lang zum Beispiel weiße Elemente oder blaue. Aus den Einzelteilen sollen die Landesflaggen der zwölf teilnehmenden Nationen entstehen. Aus einer Fotoserie wird auch das Ludwigsburger Wappen zusammengestellt.

In einer dritten Gruppe surren laut die Sägen. Aus Schrott wird Upcycling-Kunst. „Auch in Europa gilt es, aus Altem Neues zu machen und zusammenzuwachsen“, sagt der Künstler und Workshopleiter Egmont Pflanzer. Inspiriert von der Europaflagge wollen die Jugendlichen Sterne an einem großen Tor haben.

Himmelskörper, die die eigene Persönlichkeit zeigen

Auch in diesem Himmelskörper sollen sie die eigene Persönlichkeit zeigen – und mit den anderen Sternen dann am Torbogen die Vielfalt der EU widerspiegeln. Auf die Idee zum Projekt kamen Kunstschule und Stadt. Einen Austausch zwischen Künstlern in den Partnerstädten gab es schon länger. Und da diese auch viel mit Kindern arbeiten, lag die Idee nahe, ein Projekt mit Jungen und Mädchen zu starten. An diesem Freitag fand das Projekt mit Laufsteg-Show den gelungenen Abschluss.