Nach rechts oder nach links? Der Name auf dem Blatt Papier gibt die Richtung vor. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Beim Camp des Projekts „Kicken und Lesen“ verbinden die Trainer der Fußballschule des VfB Stuttgart Spaß am Sport und die Lust am Lesen. Auch unsere Redaktion ist mit im Boot.

Steht der Name von Borna Sosa auf dem Blatt Papier, das der Trainer hochhält? Dann wird nach rechts gesprintet. Ist es der von Josha Vagnoman? Dann geht es in die andere Richtung. Zwei weitere Spieler des VfB Stuttgart, Wataru Endo und Serhou Guirassy, stehen für vorwärts und rückwärts. Was schnell klar wird bei der ganzen Sache: Nicht allein, wer schnell rennen kann, hat bei dieser Fußballübung die Nase vorn – sondern auch, wer gut und zügig lesen kann. Und genau um diese Kombination geht es beim Projekt „Kicken und Lesen“.

Seit 2008 gibt es die Reihe, die von der Baden-Württemberg-Stiftung organisiert wird und deren Schirmherr der Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist, rund 2000 Jungen haben seitdem bereits teilgenommen – und sollen über den Sport mehr Lust am Lesen bekommen. Höhepunkt der Aktionen, für die sich verschiedene Einrichtungen oder Projekte mit dem Fokus Leseförderung bewerben konnten, ist das zweitägige Camp mit den Trainern der Fußballschule des VfB Stuttgart. Am vergangenen Wochenende war es mal wieder so weit.

60 Jungen und – ausnahmsweise – auch vier Mädchen im Alter zwischen neun und 14 Jahren sind aus Backnang, Hausen, Hussenhofen und Waiblingen nach Stuttgart gekommen. Auf dem Platz des Stuttgarter SC wird gekickt, übernachtet wird in der Jugendherberge, abgerundet wird das Programm mit einer Leseeinheit, die unsere Zeitung als Medienpartner des Projekts übernimmt. Und bei der plötzlich ein recht prominenter Gast am Mikrofon sitzt.

Im Raum, in dem ansonsten die Pressekonferenzen vor den Bundesligapartien des VfB stattfinden, wird Patrick spontan zu Sebastian Hoeneß – und beantwortet Fragen, die einst der Trainer des Stuttgarter Bundesligateams gestellt bekommen hat. Seine Mitschüler löchern den Zwölfjährigen, und der pariert vor der Sponsorenwand gekonnt die Fragen.

Warum das Lesen so wichtig ist

In weiteren Rollenspielen lernen die Kinder und Jugendlichen einiges über den Beruf eines Sportjournalisten – aber auch darüber, weshalb es gerade in der heutigen Zeit der medialen Verlockungen von Bildern und Videos so wichtig ist, in seriösen Medien zu lesen, um so an geprüfte Informationen zu kommen und über das Lesen sein eigenes Wissen zu erweitern.

Nach den jeweils rund eineinhalb Stunden im Clubhaus des VfB Stuttgart geht es dann wieder hinüber auf den Trainingsplatz, wo das Spiel mit dem Ball wieder im Vordergrund steht. Aber eben nicht nur. Neben der Begeisterung für das Lesen will das Trainerteam der VfB-Fußballschule den Jungs und Mädchen auch Werte wie Fair Play und Verantwortungsbewusstsein vermitteln. Zum Beispiel mit einem bunt gemischten Abschlussturnier – bei dem die Älteren auch die Aufgabe hatten, für die Jüngeren in ihren Teams da zu sein.

Das klappte besser als zunächst gedacht – und so machten sich die vier Projektgruppen mit vielen positiven Erfahrungen auf den Heimweg.