Streng geschützt: Die Zauneidechse bereitet Bauherren Kopfzerbrechen Foto: Archiv

Das große Krabbeln bereitet der Bahn beim Bau von Stuttgart 21 weiter Probleme. Wie schon beim Abstellbahnhof in Untertürkheim muss die Bahn nun auch in Wendlingen auf streng geschützten Eidechsen Rücksicht nehmen.

Stuttgart - Das große Krabbeln bereitet der Bahn beim Bau von Stuttgart 21 weiter Probleme. Wie schon beim Abstellbahnhof in Untertürkheim muss die Bahn nun auch in Wendlingen auf streng geschützten Eidechsen Rücksicht nehmen und diese umsiedeln, bevor sie den Albvorlandtunnel bauen darf.

Das Umsiedeln der Tiere ist teuer

S-21-Chef Manfred Leger hat im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ gesagt, dass die Bahn deshalb nun ein aufwendiges Änderungsverfahren brauche und eine längere Verzögerung befürchte. Man habe erst nachdem man den Planfeststellungsbeschuss erhalten habe, erneut Eidechsen gefunden. Ob das wirklich so überraschend war? Immerhin heißt es auf Seite 37 des Planfeststellungsbeschlusses vom 23. März 2015: „Die Vorhabenträgerin hat sicherzustellen, dass . . . insbesondere die rechtzeitige Habitaterrichtung sowie Eidechsenabfang und -ansiedlung jeweils fachgerecht durchgeführt werden.“

Der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Stuttgart, Gerhard Pfeifer sagt dazu, vorausschauend von der Bahn wäre gewesen, sie hätte sich rechtzeitig um Ersatzbiotope gekümmert und die Eidechsen umgesiedelt: „Dann wären sie nicht so unter Zeitdruck.“ Eigentlich müsste die Bahn ja Übung haben. 10 000 Eidechsen muss sie insgesamt während des Baus umsiedeln. 6000 davon leben in Untertürkheim, wo der Abstellbahnhof gebaut werden soll. Derzeit sucht die Bahn ein Gelände, wo man die Eidechsen ansiedeln könnte. Das ist schwierig aufzutreiben, Brachen sind in einer Region schwer zu finden, wo der Grund knapp, begehrt und teuer ist.

Nicht nur deshalb ist das Umsiedeln der Tiere teuer. Im Schnitt zwischen 2000 und 4000 Euro je Tier koste das, rechnet die Bahn vor. Für das Planen, den Flächenkauf, das Einfangen und Umsiedeln und die wissenschaftliche Begleitung der Maßnahme. Auch die Stadt hat ihre Erfahrung mit den Eidechsen.In Hofen verhinderten sie den Bau eines Flüchtlingsheimes. Und auf dem alten Güterbahnhofgelände in Bad Cannstatt musste man um dem Artenschutz zu genügen,mehrere hundert Tiere umsiedeln,weil man dort 400 Wohnungen bauen möchte. Deshalb vergrämt man die Eidechsen. Das bedeutet, zunächst legt man heiße Folien aus und hofft, dass die Eidechsen wegen zu heißer Füße freiwillig umziehen. Die widerspenstigen fängt man mit Schlingen. In mehreren Etappen vertreibt man die Eidechsen über Jahre hinweg an ihre endgültige Heimat an den Bahndamm. 4,2 Millionen Euro kostet das insgesamt. 2019 soll das Gelände dann frei von Eidechsen sein – und es beginnt das große Bauen.