Generationswechsel im Weltweihnachtscircus: Monica Strotmann und Henk van der Meijden übergeben an Tochter Elisa van der Meijden und Schwiegersohn Dalien Cohen (von links) Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Henk van der Meijden sagt, es werde sein „Last Christmas“ als Chef im Stuttgarter Weltweihnachtscircus. Die After-Show-Party mit Artisten und Stadtpromis nach der bombastisch bejubelten Premiere ist deshalb noch emotionaler als bisher.

Das Wasser, in das sich die Britin Laura Miller jeden Abend als Meeresnixe vom Seil stürzt, ist 30 Grad warm. In dem Bassin aus Glas befinden sich 4500 Liter, die mit einem speziellen System backstage aufgewärmt werden. Henk van der Meijden, der Chef des Weltweihnachtscircus, will, dass sich bei ihm alle wohlfühlen, ob Ensemble, Pferde, Personal oder Publikum. Und die Luftakrobatin mit den langen blonden Haaren, die es mit Wasser und Feuer aufnimmt, sagt, sie könne sich kaum wohler fühlen.

„Der Stuttgarter Weltweihnachtscircus ist der beste der Welt“, lobt Laura Miller bei der After-Show-Party nach der umjubelten Premiere, „für uns Artisten ist es eine Ehre, wenn wir hier auftreten dürfen.“ Da mache es auch nichts aus, dass sie Weihnachten nicht mit der Familie in England feiern könne. Das Motto der holländischen Zirkusmacher lautet: Spannung, Schönheit, Sensationen. Im Grunde steht die Britin, die ihren Kampf gegen Brustkrebs öffentlich gemacht hat und den Zirkus als ihre Rettung ansieht, für alle drei S-Worte gleichzeitig – besonders aber für Schönheit und Erotik.

In die heutige Zeit gehöre Erotik zum Zirkus, finden Henk van der Meijden und seine Frau Monica Strotmann. In dieser Hinsicht wollen sie allen Geschlechtern etwas bieten, doch immer stilvoll sollen die Sinnenfreuden in der Manege sein, niemals ordinär. Auch „Mutti“ sollte staunen, sagt die Chefin lächelnd, weshalb ebenso gut gebaute Artisten mit nacktem Oberkörper auftreten.

Die Nachfolge ist geregelt

Seit 29 Jahren ist für das Gründerpaar des Stuttgarter Weltweihnachtscircus die Premiere stets ein höchst emotionales Erlebnis. In diesem Jahr aber ist alles noch viel aufregender. Der 86-jährige Henk van der Mejiden hat angekündigt, dass 2023 sein „Last Christmas“ als Chef in Stuttgart sein wird. „In meinem Alter kann es jeden Tag vorbei sein“, sagt die Zirkuslegende auch bei der Premierenfeier im Zeltfoyer. Seine Nachfolge ist längst geregelt: Zu den neuen Geschäftsführern seines Unternehmens Stardust hat er seine 33-jährige Tochter Elisa van der Meijden und seinen 26-jährigen Schwiegersohn Dalien Cohen ernannt. Die beiden brennen dafür, wie man spüren kann. Cohen ist bereits Produktionsleiter des Weltweihachtscircus, also quasi der Bürgermeister des Zirkusdorfs, was er ausgezeichnet machen soll, wie zu hören ist. Weitere Helfer aus Amsterdam hat er mitgebracht, um den gefährlichen Auftritt der fliegenden Biker fürs Publikum sicher zu machen.

In einem Restaurant in Amsterdam haben sie sich kennengelernt

Kennengelernt hat sich das neue Chefpaar 2018 in Amsterdam in einem der beiden Restaurants, die Dalien Cohen geführt hat. „Noch im selben Jahr war Elisa schwanger“, berichtet er lächelnd. Inzwischen hat das Paar zwei Kinder – die dritte Generation ist also da.

Den Wechsel von der Gastronomie zur Manege hat Dalien Cohen nicht bereut, ganz im Gegenteil. Die schnelle Karriere in so junge Jahren kommt seinen Talenten entgegen. Mit stoischer Ruhe arbeitet er präzise, hat alles im Griff, wenn’s mal wieder hektisch wird, weiß genau, welchen Promi er wo platziert.

Ganz vorn an der Manage sitzen Stefanie Schuster, die Vorsitzende der Olgäle-Stiftung für das kranke Kind, und ihr Mann, der frühere OB Wolfgang Schuster. Moderator Björn Gehrmann überreicht ihr Blumen und das Mikro, so kann sie sich bedanken vor den 2400 Zuschauern, dass erneut die gesamten Einnahmen der Premiere an die Stiftung gehen: „Die höchste Einzelspende für uns!“

Bei der Premierenfeier sind Hymnen der Begeisterung zu hören. Von „Tatort“-Schauspieler Richy Miller bis zu Boxer Simon Zachenhuber (wohnt jetzt in Stuttgart), von Sänger Dieter Thomas Kuhn bis zu SWR-Nachrichtenfrau Tatjana Geßler, von Kabarettist Christoph Sonntag bis zu Gudrun Nopper, der Frau von OB Frank Nopper – die Gäste scheinen sich überbieten zu wollen im Lob, wie toll die neue Show ist. Comedian Steve Eleky ist auch nach dem Auftritt lustig, wenn er etwa erzählt, er schlafe im Elefantenstall, seit keine Elefanten mehr auftreten. Und Hans-Peter Haag, der örtliche Veranstalter seit Anfang an, freut sich, dass der Vorverkauf sehr gut läuft.

Danke, Henk, für 29 tolle Jahre!

Aus Zürich sind Künstler vom Circus Knie angereist, um das „Finale“ von Henk van der Meijden als Chef mitzufeiern. „Er ist der Vater der Zirkusfamilie weltweit“, sagt einer. „Der Großvater“, korrigiert der 86-Jährige.

Danke, Maestro, für 29 tolle Zirkusjahre in Stuttgart! Schwiegersohn Cohen sagt, Henk werde wie „ein Regisseur“ weiterhin dabei sein, „aber von der Rückseite her“. Sein Rat sei wichtig. Stuttgart freut sich auf noch möglichst viele Besuche dieser Legende!