In Backnang lassen sich seit diesem Freitag erstmals Pommes aus einem Automaten ziehen. Foto: Julian Rettig

In Backnang kann man seit diesem Freitag auch um 3 Uhr nachts Pommes frites bestellen (und essen), ganz nach Belieben. Dort steht der regionsweit wohl erste Automat seiner Art. Es soll nicht der einzige bleiben.

Seit mehr als 40 Jahren und über zwei Generationen hinweg ist die Familie Kalaitzis laut eigenem Bekunden bereits in der Gastronomie tätig. Seit gut 20 Jahren betreiben Georgios und Athanasios Kalaitzis das griechische Restaurant Rose im Rems-Murr-Kreis in Weissach im Tal. Nun haben Vater und Sohn ein weiteres kulinarisches Kapitel hinzugefügt – frittierte Kartoffelstreifen rund um die Uhr: In Backnang gibt es seit diesem Freitag Pommes auf Knopfdruck, wann immer der Kunde mag.

Der erste Automat seiner Art in der Region

In einem früheren Kiosk am Rand der Altstadt neben einem Gebrauchtwagenhändler oberhalb der Murr steht der regionsweit wohl erste Automat seiner Art, der nach nur 35 Sekunden frisch zubereitete Pommes frites in einem Pappbecher serviert, ohne dass dazu ein menschlicher Koch nötig wäre.

Zum Eröffnungsangebot von 2,80 Euro – wahlweise bezahlbar mit Münzen, Scheinen oder gängigen elektronischen Überweisungen per EC-Karte oder Handy-App – wiegt die Maschine rund 160 Gramm Pommes ab und befördert diese in eine Fritteuse. Nach dem Ausbacken in Fett kommen die goldbraunen Kartoffelprodukte in einen Korb. Dort werden sie gewürzt – „bei uns mit einer Spezialmischung von meiner Mama“, wie Athanasios Kalaitzis sagt – und dann in einen Pappbecher gefüllt. Der Kunde kann diesen schließlich aus dem Fach nehmen, wahlweise noch Ketchup hinzufügen, das Ganze per mitgeliefertem Holzstäbchen aufspießen und genießen.

Pommes werden richtig frittiert

Athanasios Kalaitzis ist dabei wichtig zu betonen, dass hinter der Automatenkulisse auch richtig frittiert und nicht etwa mit heißer Luft gearbeitet wird. Und: Der Automat arbeite sauberer als so mancher Imbiss, entgegnet der 42-Jährige Befürchtungen, dass die Pommes frites in der Maschine mit der Zeit womöglich Beine bekommen könnten. Schließlich wechsle das Gerät nach einer im Voraus festgelegten Anzahl von Portionen regelmäßig das verwendete Pflanzenöl automatisch aus.

Ein eingebauter Gefrierschrank garantiere die Wahrung der Kühlkette. Analyse-, Einstell- und Überwachungsmöglichkeiten via Handy und Internet machten die automatisierte Zubereitung mittlerweile sicher und äußerst praktikabel. „Vor 20 Jahren, als es zwar schon Automaten, aber diese Steuerungsmöglichkeiten noch nicht gab, hätte ich das nicht gemacht“, sagt Kalaitzis.

Idee aus gewisser Not heraus geboren

Die Idee, einen Pommes-Automaten aufzustellen, ist allerdings zugegebenermaßen aus einer gewissen Not heraus geboren worden. Kalaitzis hatte als zweites wirtschaftliches Standbein eigentlich einen Kiosk gepachtet, diesen wegen der Schwierigkeit, geeignetes Personal zu finden, aber kaum wirtschaftlich betreiben können. Bei der Suche nach automatisierten Angeboten stieß er bei einem Hersteller in der Nähe von Köln auf das jetzige Prunkstück seiner Bewirtung, die um (Soft-)Drinks, Süßigkeiten und Knabbereien ergänzt wird – und er fixte damit seinen Rechtsanwalt an, bei dem er in anderen Zusammenhängen Rat gesucht hatte.

Rechtsanwalt Gunnar Stuhlmann überzeugt Geschäftsidee

Jener Gunnar Stuhlmann nämlich, der in der Vergangenheit schon – wenn auch vergeblich – mit verschiedenen Anläufen sein Heil in politischen Posten für die FDP gesucht hatte und bisweilen mit ungewöhnlichen Aktionen auffiel, ist seit einiger Zeit parallel zu seiner Kanzlei auch in anderen geschäftlichen Beziehungen verbandelt. So hat der Jurist zusammen mit dem Architekten Uli Ettle eine Firma gegründet, die beider Namen trägt und in verschiedenen Bereichen der Immobilienbranche tätig ist. Diese Ettle & Stuhlmann GbR unterstützt nun nicht nur die Kalaitzis in ihrem Pionierprojekt, sondern träumt von einem noch umfassenderen Erfolg.

„Wir haben bereits verschiedene Standorte ins Auge gefasst, an denen wir diese Pommes-Automaten aufstellen wollen“, bestätigt Gunnar Stuhlmann, der das Ganze für eine, wie er selbst sagt, „absolut geile Geschäftsidee“ hält. Schließlich seien die 24/7-Pommes-to-Go im Mittleren Neckarraum noch niemandem bekannt.

Der Traum von einem goldbraunen Siegeszug

Das soll sich nun schlagartig ändern. Stuhlmann kündigt an, im kommenden Jahr genau in dieser Region erst einmal 20 neue Automaten etablieren zu wollen – um dann unter der Marke „Pommes-Paradies“ einen goldbraunen Siegeszug durch die ganze Republik fortzusetzen. Ob mit oder ohne das Geheimrezept von Mama Kalaitzis, ist dabei noch offen. In Backnang jedenfalls habe man damit einen gelungenen Start hingelegt.

Der erste Pommes-Automat
in der Region steht in der Backnanger Talstraße 60. Er ist rund um die Uhr zugänglich, vor Ort stehen zehn Parkplätze zur Verfügung. Die Portion Pommes frites kostet als Eröffnungspreis zurzeit 2,80 Euro. Die Zubereitung dauert dank eines Zwei-Fritteusen-Systems mit Vor-Zubereitung normalerweise rund 35 Sekunden.