Auch Banken versuchen ihre älteren Kunden zu sensibilisieren für Betrüger, die es besonders auf Senioren abgesehen haben. Foto: dpa

Gefahren lauern überall: an der Hautür, beim Frühlingsfest und auf der Straße. Silke Stegmaier von der Polizei hat bei einer Veranstaltung in Degerloch über die gängistens Betrugsmaschen informiert. Vor allem Senioren sollten auf der Hut sein.

Degerloch - Sie sind höflich, haben gute Manieren, aber böse Absichten. Manchmal haben sie aber auch flinke Finger. Eine Sparte von Kriminellen hat sich darauf spezialisiert, Senioren um ihr Geld zu bringen. Die Polizei spricht vom Enkeltrick, da die Betrüger nicht immer, aber oft eine Verwandtschaft zum Opfer vortäuschen.

Silke Stegmaier von der Stuttgarter Polizeiprävention spricht im Treffpunkt Pasodi, der Begegnungsstätte der Paritätischen Sozialdienste an der Epplestraße, über unangenehme Dinge. Dort hat sich eine Seniorenrunde bei Kaffee und frischen Waffeln versammelt. Stegmaiers Fazit lautet: Senioren müssen vorsichtig sein. Denn es gebe Kriminelle, die aus der abnehmenden physischen und mentalen Kraft ihrer Opfer einen Nutzen ziehen wollen. Dagegen hilft aus der Sicht der Polizisten nur eine gesunde Portion Misstrauen. „Öffnen Sie nicht einfach die Haustür, wenn jemand vorgibt, von der Polizei oder der Post zu sein“, rät sie Bewohnern von Mehrfamilienhäusern. Oder auch: „Lassen Sie niemanden einfach in Ihre Wohnung, der Sie um ein Glas Wasser bittet.“

Angesichts seit Jahren sinkender Kurven in den Kriminalstatistiken mögen derlei Warnungen düster klingen. Stegmaier berichtet jedoch glaubhaft aus dem Alltag der Polizei. Kaum eine Woche vergehe, in der Senioren nicht zum Opfer des Enkeltricks würden.

Im Zweifel sind die Senioren alleine

Dabei ist das Vorgehen bei dieser Betrugsmasche seit Jahren bekannt und Gegenstand sowohl der Aufklärung durch die Polizei als auch der Berichterstattung in den Medien. Im Fall der Fälle müssen die Senioren dann aber in der Regel alleine entscheiden, wie sie auf die Situation reagieren. Zum Beispiel, wenn sich am Telefon eine Person meldet, die vorgibt ein Verwandter zu sein, der sich lange nicht gemeldet habe, aber nun aufgrund eines Notfalls dringend Geld benötigt. „Die Betrüger sind sehr geschickt, und es gelingt ihnen, emotionalen Druck aufzubauen“, lautet Silke Stegmaiers Erklärung dafür, dass immer noch Menschen auf den Enkeltrick hereinfallen. Sie rät Senioren, in einer solchen Situation immer nach den Namen anderer Verwandter zu fragen, um so herauszufinden, ob der Enkel tatsächlich der Enkel ist. „Wer nicht weiß, wie seine Mutter oder sein Vater heißt, ist ganz sicher ein Betrüger“, sagt Stegmaier. Im Idealfall sollten die Betroffenen die Täter hinhalten, in dem sie beispielsweise angeben, dass sie das Geld organisieren müssten. „Dann sollte die Polizei informiert werden, damit wir hoffentlich einen Täter festnehmen können“, sagt Silke Stegmaier.

Nicht alle Trickbetrüger gehen aber in der beschriebenen Form vor. Andere würden die Hilfsbereitschaft von Senioren ausnutzen, indem sie auf der Straße um einen Geldbetrag bitten. „Das sind seriös wirkende Personen, die glaubhaft einen Notfall vortäuschen“, sagt die Polizistin. Sie rät zur Vorsicht, wenn etwa ein Passant um Geld für einen Fahrschein bittet. Auch Diebe würden sich vermehrt Senioren als Opfer aussuchen, da sie mit weniger Widerstand rechnen, erläutert Silke Stegmaier.

Keine größeren Geldmengen am Bankschalter

Sie rät Seniorinnen, ihre Handtaschen stets geschlossen zu halten und empfiehlt, gerade beim Besuch von Volksfesten, Papiere und Kreditkarten in einen Brustbeutel oder Bauchgurt zu stecken. „Bei einem Diebstahl geht es ja nicht nur um den Geldverlust, sondern auch um den Ärger, sich die gestohlenen Dokumente und Karten wieder zu besorgen“, sagt die Polizistin. Größere Geldmengen sollten Senioren sich immer in einem Nebenraum ihrer Bank auszahlen lassen, nicht am Schalter. „So kann vermieden werden, dass ein Dieb das mitbekommt“, sagt sie.

Zur Vorsicht rät sie bei Transaktionen im Internet. Denn die Fantasie von Betrügern kenne keine Grenzen, sagt Silke Stegmaier. Die schlechte Botschaft schränkt sie allerdings mit dem Hinweis ein, dass jeder etwas tun könne, um es Kriminellen so schwer wie möglich zu machen.