Ein Zaun und fünf Maste mit Kameras sichern das Präsidium von hinten. Foto: Julia Barnerßoi

Das neue Präsidium für Technik, Logistik und Service der Polizei ist auf das Telekom-Areal gezogen. Als Sicherheitsvorkehrungen wurden eine Zaun mit Stacheldraht errichtet und Überwachungskameras aufgestellt. Die Nachbarn fühlen sich davon gestört.

Bad Cannstatt - Silvia Kopp kann ihre Nachbarn beruhigen. Vom neuen Polizeipräsidium im Telekom-Areal an der Nauheimer Straße aus werden keine Streifenwagen mit Martinshorn und Blaulicht losrasen, und es werden auch keine Verbrecher hingebracht. „Wir sind keine typische Dienststelle“, sagt die Sprecherin des Präsidiums Technik, Logistik und Service der Polizei. Dieses wurde im Zuge der Polizeireform in diesem Jahr neu gegründet und ist in den vergangenen zwei Wochen als Mieter in zwei Gebäude der Telekom gezogen.

Vom Computer bis zur Dienstwaffe

Insgesamt 800 Mitarbeiter hat das Präsidium landesweit, 350 von ihnen arbeiten von nun an auf dem Seelberg. Die Aufgaben der Einrichtung sind eher theoretisch, wie Silvia Kopp mit den Beispielen zeigen will. Die Hauptfunktion ist, den technischen Bedarf aller Dienststellen im Land zu koordinieren. Das beginnt bei Telefonen und Computern und reicht über Funkgeräte bis zu Streifenwagen, Hubschraubern oder Waffen. Dezentral gibt es noch fünf technische Standorte sowie fünf Außenstellen des polizeiärztlichen Dienstes, den das Präsidium auch steuert. Nicht zuletzt wird von der Nauheimer Straße aus von nun an auch das Landespolizeiorchester geführt und dessen Auftritte geplant. Vor lauten Paukenschlägen müssen sich die Bürger aber auch nicht fürchten; Orchesterproben gibt es ebenso wenig wie Martinshorneinsätze.

Trotz des ruhigen Innendienstes hat der Einzug des Polizeipräsidiums auf dem Seelberg für Aufruhr gesorgt. Wie die Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat in einem Antrag geschrieben hat, herrsche bei den Anwohnern Unverständnis und Empörung. Sie sehen „einen massiven Eingriff in ihre Wohnqualität“, wie es in dem Schreiben heißt. Denn um den Hinterhof des Telekomgebäudes wurde ein hoher Zaun mit Stacheldraht errichtet und zudem fünf Masten mit Sicherheitskameras aufgestellt. Auch auf der Facebook-Seite unserer Redaktion gibt es empörte Reaktionen: „Auf dem Balkon fühlt man sich gar nicht wohl, da man sich beobachtet fühlt“, schreibt ein Nutzer. „Ich find’s ’ne Frechheit! Man soll sich zu Hause wohl fühlen können“, ärgert er sich. Zudem beklagt er, dass die Bewohner nicht gefragt, beziehungsweise darauf hingewiesen wurden, wer in das Gebäude einziehen soll.

Kameras filmen nur das Polizeigelände

Die Präsidiumssprecherin Silvia Kopp gibt zu, dass der Zaun und die Masten optisch nicht besonders schön seien. Ohne gehe es aber nicht. „Das sind die nötigen Sicherheitsvorkehrungen für eine polizeiliche Einrichtung“, sagt sie. Zur Beruhigung der Anwohner könne sie sagen, dass die Kameras definitiv nur das Gelände der Polizei filmen und nicht auf die umliegenden Häuser geschwenkt würden. Mit einem Flugblatt haben Kopp und ihre Kollegin Claudia Menyhart die Nachbarn am ersten Einzugstag am 4. Juli informiert. „Wir wollen eine gute Nachbarschaft“, sagt Menyhart. Nach Ansicht einiger Anwohner kam die Information aber schlicht zu spät.