Um zuckerfreie Kaugummis zu süßen, enthalten sie Süßstoffe. Besonders häufig Aspartam, das einen schlechten Ruf hat – wohl zu Unrecht. Foto: fotolia

Airwaves, Orbit, Hubba bubba, Extra und Co. – wir kauen sie fast jeden Tag, hundertfach im Jahr. Doch woraus besteht überhaupt ein Kaugummi? Fragt man den Hersteller, hüllt der sich in Schweigen. Ein Grund zur Sorge?

Wien - Will man wissen, was im Kaugummi enthalten ist, erlebt man eine Überraschung: Denn wie genau sich der Grundstoffs der Kaumasse zusammensetzt, erfährt man nicht – weder beim Blick auf die Verpackung, noch beim Hersteller: So wurde die Anfrage – „Besteht die Kaumasse, wie etwa bei Wikipedia zu lesen ist, aus Kunststoffen, die aus Erdöl hergestellt werden?“ – beim Weltmarktführer Wrigleys folgendermaßen beantwortet: „Die Kaumasse besteht aus zahlreichen Komponenten, die sicher sind, gut schmecken und allen anwendbaren nationalen und internationalen rechtlichen Anforderungen entsprechen.“ Wrigleys beruft sich dabei auf das Produkt-Geheimnis. Diese Verweigerung zur Transparenz ist rechtens. Zwar müssen Zusatzstoffe im Kaugummi auf dem Etikett benannt werden – die Kaumasse gilt jedoch nicht als Zusatzstoff, sondern als Lebensmittelzutat.

Die Antwort von Wrigleys ist für Verbraucherschützer unverständlich: „Das ist eine Geheimniskrämerei, die nicht nachvollziehbar ist“, sagt Hans-Peter Hutter, Professor für Umweltmedizin an der Uni Wien. Fragt man ihn, aus was der Kaugummi eigentlich besteht, antwortet er: „Heute besteht Kaumasse vor allem aus Kunststoffen – also letztlich aus Erdölprodukten.“

Mit ein bisschen Recherche kann man dies auch selbst herausfinden: So wirbt beispielsweise das Münchner Chemie-Unternehmen Wacker auf seiner Website für seinen Kunststoff Polyvinylacetat, der „weltweit als wichtiger Bestandteil in allen Arten moderner Kaumasse eingesetzt“ werde. Und der deutschen Spezialchemie-Konzern Lanxess wirbt in einer Broschüre für einen von ihm künstlich hergestellten Butyl-Kautschuk, der in Lebensmitteln zugelassen ist. Dabei sind auch Fotos zu sehen, auf denen unschwer Wrigleys-Kaugummis abgebildet sind. Befremdlich ist: Eigentlich ist der Hersteller für seine Produktion von Gummihandschuhen bekannt.

Wer Kaugummi kaut, hat mehr Abbauprodukte von Weichmachern im Blut

Doch ist das Kauen auf dem Kunststoff ungesund? Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate werden Kunststoffen zugesetzt und sind verdächtig, gesundheitsschädlich zu sein. Hans-Peter Hutter hat in einer Studie die Konzentration von Abbauprodukten von Phthalaten im Harn bei Verbrauchern gemessen und sie nach Ernährungsgewohnheiten befragt. Bei Menschen, die regelmäßig Kaugummi kauten, war die Konzentration von Abbauprodukten der Weichmacher höher als bei Nicht-Kaugummikauern.

Ähnliche Werte erreichten allerdings auch Menschen, die regelmäßig Make-up, Haarfärbemittel oder Haarschaum benutzen oder aus PET-Flaschen trinken. „Phthalate sind sehr weit verbreitet“, sagt Hutter. „Wir haben Hinweise gefunden, dass die Belastung bei den Kaugummikauern aus der Verpackung der Kaugummis stammen könnte.“

Die Kaumasse selbst empfindet er toxikologisch als eher unverdächtig. Zwei neue Studien zeigen, dass auch eine hohe Dosis von Vinylacetat, dem Monomer, aus dem sich der Kaugummi-Grundstoff Polyvinylacetat zusammensetzt, im Tierversuch keine negativen Auswirkungen hatte.

Beim Bundesamt für Risikobewertung in Berlin heißt es dazu: „Grundsätzlich gilt für alle Lebensmittel: Von den Produkten darf kein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher ausgehen. Die Produktverantwortung trägt der Hersteller.“ So muss man als Verbraucher hoffen, dass die Unternehmen das tun.

Forscher geben beim Süßstoff Aspartam Entwarnung

Um zuckerfreie Kaugummis zu süßen, enthalten sie Süßstoffe. Besonders häufig Aspartam, das einen schlechten Ruf hat – wohl zu Unrecht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) stellte 2013 fest, dass der Süßstoff in den verwendeten Mengen sicher sei.

Weiterhin enthält Kaugummi verschiedene Zuckeraustauschstoffe. Es sind sogenannte Zuckeralkohole, die in der Natur vorkommen. Sorbitol, Mannitol oder Xylitol. Sorbitol findet sich in Birnen und Äpfeln, Mannitol in Pilzen und Xylitol in Erdbeeren. Von Bakterien im Mund werden sie zu weniger zahnschädigenden Produkten abgebaut als herkömmlicher Zucker. Xylitol hemmt das Bakterienwachstum und schützt vor Karies .