Diese Esche ist von dem Pilz „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ befallen Foto: dpa

Ein Pilz aus Ostasien setzt den heimischen Eschen zu: Das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ befällt die Bäume und schädigt sie nachhaltig. Fachleute sprechen bereits vom Eschensterben. Und es gibt kein Kraut, das gegen diesen Pilz gewachsen ist.

Stuttgart - Die meisten Menschen kommen mit Eschenholz – wenn auch unbewusst – schon in der Jugend in Berührung. Im Sportunterricht. Denn fast immer sind die Holme des Stufenbarrens aus dem stabilen und dennoch flexiblen Laubholz gefertigt. Eschenholz eignet sich aber auch hervorragend für Bodendielen und für Möbel.

Eschen gelten ökonomisch wie ökologisch als wertvoll. Selbst die extreme Trockenheit im Jahr 2003 steckten die Bäume weg und erwiesen sich als „klimatolerant“, wie die Förster sagen. Sie wachsen aber auch auf nassen Standorten und wurden deshalb verstärkt dort gepflanzt, seit die Ulmen sterben. So hat Baden-Württemberg bundesweit prozentual den höchsten Anteil an Eschen im Wald, auch wenn es nur fünf Prozent sind. Bei den Laubbäumen rangiert die Esche nach der Buche und der Eiche auf Platz drei.

Die stattlichen Bäume können hundert Jahre und älter werden. So gut die Esche mit Stressfaktoren zurecht kommt, so wenig ist sie offenbar gegen die Gefahr aus Ostasien gewappnet. Die Sporen des „Falschen Weißen Stengelbecherchens“, wie der Schlauchpilz heißt, fliegen im Land nachweislich seit 2009 und befallen die stattlichen Laubbäume. Am stärksten betroffen ist die oberrheinische Tiefebene. Allerdings sterben die Triebe der Esche in ganz Baden-Württemberg ab.

Noch bevor im Land die Eschen erkrankt sind, hat ein ebenfalls aus Ostasien eingeschleppter Schlauchpilze der Gattung Ophiostoma die Ulmen befallen. Der Ulmensplintkäfer verbreitet die Krankheit. Befallen werden die meisten europäischen Arten, am meisten geschädigt ist aber die Berg-Ulme, die nun vom Aussterben bedroht ist. Und auch die Schwarzerle war durch eine Infektionskrankheit eine Zeit lang gefährdet.

Als Ersatz wurde vielfach die Esche gepflanzt. Doch die Prognosen sind jetzt düster. „Eine Bekämpfung des Eschentriebsterbens ist nicht möglich, da sich die Krankheit großflächig ausbreitet und die Eschen jedes Jahr neu infiziert werden“, stellt das Ministerium für ländlichen Raum fest.

Thomas Deines, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Forst BW, weiß: „Der Pilz entwickelt sich sehr dynamisch in allen Beständen – junge wie alte sind gleichermaßen betroffen.“ Die geschädigten Baumbestände im Land seien in vier Schadkategorien eingeteilt. Die Eschen befänden sich in der „landesweit höchsten Kategorie 4“, die als „bestandsbedrohend“ eingestuft sei. Ein kleinerer Teil fällt unter die Kategorie 3 mit dem Attribut „spürbarer wirtschaftlicher Schaden“.

Laut Thomas Deines ist der Schlauchpilz seit 2009 in größerem Umfang beobachtet worden. „Seither kann der Forst zuverlässig keine starken Eschen mehr produzieren.“ Während junge Bäume als Ganze befallen würden und schnell eingingen, würden bei den alten vor allem der Stammfuß und die Triebe von dem Pilz heimgesucht. So gibt es nach der Erkenntnis von Forst BW in ganz Baden-Württemberg „keinen einzigen vollständig gesunden Eschenbestand mehr“.

Für die Aufforstung ist das ein Desaster. Bevor der Pilz im Land Einzug hielt, wurde im Laubwald verstärkt die Esche angebaut, um „klimastabile und natürliche Wälder“ zu haben, wie Deines sagt. Wie es mit der Esche nun weitergeht, kann momentan niemand sagen. „Wir hoffen, dass es einzelne Esche-Typen gibt, die weniger stark befallen werden.“ Die sollen dann eventuell geklont werden, damit die Bestände wieder mehr Widerstandskraft aufweisen.

Wirtschaftlich betrachtet führt das Eschensterben zunächst zu einer größeren Menge verfügbaren Eschenholzes. DasMinisterium für Ländlichen Raum rechnet damit, dass in den kommenden drei Jahren die Holzmenge deutlich ansteigen wird.Darauf folgt dann allerdings eine geringere Eschenholzernte als üblich. Für dieForstbetriebe bedeutet die Entwicklung Einnahmeeinbußen, weil die Bäume schon jung geschlagen werden müssen und das Holz – wegen des Überangebots – weniger Wert ist.

Mehr Geld als geplant kosten auch Neuanpflanzungen mit alternative Baumarten, die durch das Eschensterben früher alsvorgesehen notwendig sind.