Pharrell Williams Foto: Sony

Pharrell Williams hat mit Songs wie „Get Lucky“, „Blurred Lines“ und zuletzt „Happy“ dem Jahr 2013 das Tanzen beigebracht. Jetzt ist das Album „G I R L“ erschienen, mit dem sich Pharrell endgültig selbst ein Disco-Soul-Denkmal errichtet.

Stuttgart - Durch die Geigen, mit denen Hans Zimmer Pharrell Williams beschenkt hat, wühlt sich ein fröhlicher Beat. Zu romantisch eingefärbten Synkopen, singt Pharrell eine Ode auf die Liebe – auf eine Liebe, die sich nicht mit Oberflächlichkeiten abgibt: Er brauche keine Marilyn Monroe, keine Kleopatra, keine Jeanne d’Arc. Wahre Liebe geht anders, behauptet er in dem entzückenden Lied „Marilyn Monroe“ zu dem man natürlich auch ausgezeichnet tanzen kann.

Was ist bloß los mit dem smarten Typen, der sich eben noch zusammen mit dem Sexprotz Robin Thicke zu dem Lied „Blurred Lines“ lasziv an halbnackten Models vorbeigeschlängelt hat? Auf „G I R L“ mimt Pharrell Williams jedenfalls den geläuterten Gutmenschen, den hoffnungslosen Romantiker und Frauenversteher, der seine Friede-Freude-Eierkuchen-Botschaften in sehr erwachsenen, hochwertigen aus den 1970ern geborgten Disco-Soul verpackt, mit Falsettgesang und zahlreichen Gaststars verziert.

2013 war das Jahr des Pharrell Williams. Hatten zuvor Menschen, die ihren Musikgeschmack am liebsten an dem ausrichten, was ihnen das Formatradio vorzusetzen beliebt, den Namen noch nie gehört, führte nun kein Weg an Williams vorbei. Nachdem er schon mit Daft Punk und der hedonistischen Disco-Hymne „Get Lucky“ und mit Robin Thicke und dem cool-angesoulten „Blurred Lines“ zwei Riesenhits gelandet hatte, legte er im Dezember noch mit der eigenen Single „Happy“ einen drauf. Der knuddelige Track, der aus dem ulkigen Animationsfilm „Ich – einfach unverbesserlich 2“ stammt, ist zurzeit die Gute-Laune-Nummer, auf die sich eigentlich alle einigen können. Und auf den derzeit alle tanzen - rund um den Globus.

Aber natürlich ist Pharrell im Jahr 2013 nicht wirklich aus dem Nichts aufgetaucht. Tatsächlich ist der 40-Jährige seit den 1990er Jahren einer der einflussreichsten Songwriter, Produzenten und Musiker im US-amerikanischen Popgeschäft. Zusammen mit Chad Hugo ist er das Produzentenduo The Neptunes, das Britney Spears, Justin Timberlake, Snoop Dogg, Usher, Jay-Z oder Madonna seit vielen Jahren mit Hits und dem dazu passenden Sound beliefert. Seit 2001 ist er Frontmann der außergewöhnlichen Hip-Hop-Formation N.E.R.D. Er hat sieben Grammys zu Hause im Schrank stehen – den ersten gewann er 2004 als Produzent des Justin-Timberlake-Albums „Justified“. Und natürlich hat er längst auch seine eigenen Modemarken.

Doch die Zeiten, in denen sich Pharrell Williams damit begnügte, die Rolle des Manns im Hintergrund zu spielen, dürften mit „G I R L“, seinem zweiten Soloalbum , vorbei sein. Zu perfekt bedient er mit seinem schmissigen Hooklines, seinen pfiffigen Grooves, seinem Disco-Soul-Amalgam den Mainstream.

Etwas Besseres als Pharrell Williams hätte dem Pop auch gar nicht passieren können. Er hat nicht nur Hans Zimmer, sondern auch Miley Cyrus („Come Get It Bae“), Justin Timberlake („Brand New“), oder Daft Punk („Gust Of Wind“) als Gäste für seine Hochglanzproduktion engagiert. Geschmacks- und stilsicher dekoriert er die Songs, die immer mal wieder an Michael Jacksons beste Zeiten erinnern, mit wabbeligen Bässen, funky Gitarrenriffs, fluffigen Bläsersätzen und coole Melodien.

Vor allem aber überrascht er mit einem in diesem Genre ungewohnt-differenzierten Frauenbild. In „Marilyn Monroe“ ebenso wie in „It Girl“ . Und „ Know Who You Are“ lässt er als Duett mit Alicia Keys sogar zu eine Reggae-Hymne auf die weibliche Selbstbestimmung werden: Mädchen, lasst euch nicht vorschreiben, welche Rolle ihr zu spielen habt, fordert Williams. Ob er damit auch die barbusigen Models meint, mit denen er durchs „Blurred Lines“-Video getanzt ist, lässt er aber offen.

Sieben Songs von und/oder mit Pharrell Williams, die man gehört haben muss:

I Just Wanna Love U (2000) von Jay-Z

I’m A Slave 4 U (2002) von Britney Spears

Thrasher (2004) von N.E.R.D

Give It 2 Me (2008) von Madonna

Blurred Lines (2013) von Robin Thicke

Get Lucky (2013) von Daft Punk

Happy (2013) von Pharrell Williams