Celesio-Chefin Marion Helmes bei der Vorstellung der Konzern-Zahlen. Foto: dpa

Seit mehr als einem Jahr liefern sich die deutschen Pharmahändler eine Rabattschlacht um die Gunst der Apotheken. Die Auswirkungen des Wettbewerbs werden nun bei der Nummer drei auf dem deutschen Markt, die Stuttgarter Celesio AG, immer deutlicher.

Stuttgart - Seit mehr als einem Jahr liefern sich die deutschen Pharmahändler eine Rabattschlacht um die Gunst der Apotheken. Die Auswirkungen des Wettbewerbs werden nun bei der Nummer drei auf dem deutschen Markt, die Stuttgarter Celesio AG, immer deutlicher.

Wer füllt die Regale der deutschen Apotheken mit Medikamenten? Und zu welchen Preisen geschieht das? Hinter den Verkaufstresen der Pharmazeuten, von den Blicken der Patienten gut geschützt, tobt seit Monaten ein erbitterter Preiskampf.

Ausgefochten wird er von fünf großen Pharmahändlern, dem Mannheimer Marktführer Phoenix, Noveda aus Essen, Celesio mit Sitz in Stuttgart sowie Alliance Healthcare und Sanacorp. Rund 90 Prozent der Apotheker werden von ihnen mit Medikamenten beliefert. „Keiner verdient mehr Geld, aber keiner zieht sich aus dem Markt zurück“, beschreibt Marion Helmes, Sprecherin des Vorstands des deutschen Branchendritten Celesio die Lage. In Deutschland herrsche ein „irrationaler Wettbewerb“, sagte sie bei der Vorstellung der Konzernzahlen am Dienstag in Stuttgart.

Der „überraschend heftige Gegenwind“, den Helmes aktuell erkennt, schlägt sich auch in den Geschäftszahlen des vor wenigen Wochen vom US-Konkurrenten McKesson aufgekauften Stuttgarter Traditionsunternehmens nieder.

Sowohl der Umsatz, als auch die Gewinne aus dem operativen Geschäft sind auf Talfahrt. Im abgelaufenen Jahr erwirtschaftete das M-Dax-Unternehmen mit gut 21,4 Milliarden Euro rund vier Prozent weniger als im Jahr 2012. Bereinigt um Sondereffekte, etwa einmalig anfallende Erträge, sank auch das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit (Ebit) auf knapp 424 Millionen Euro. Ein Minus von rund fünf Prozent.

Mit einem Gewinn von 166 Millionen Euro kehrte Celesio, das seinen Namen zunächst weiter führen soll, nach einem Jahr mit roten Zahlen 2013 unter dem Strich allerdings wieder in die Gewinnzone zurück. Mit diesem „soliden Ergebnis“ habe man die Basis für „profitables Wachstum“ gelegt, sagte Helmes. Stimmt die Hauptversammlung zu, werden 30 Cent je Aktie als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet.

Tatsächlich stellte 2013 für Celesio ein Jahr des Übergangs dar. Mitte des Jahres zog sich Celesio-Chef Markus Pinger von der Konzernspitze zurück, nach nicht einmal zwei Jahren und auf Druck des damaligen Hauptaktionärs Haniel, wie es hieß. Dann startete der US-Konkurrent McKesson einen mehrere Monate langen Übernahmepoker, der Ende Januar 2014 abgeschlossen werden konnte. Mittlerweile gehört dem Pharmahändler mit Sitz in San Francisco rund 78 Prozent an dem Stuttgarter Unternehmen.

Gemäß dem Strategiefahrplan des neuen Gesamtkonzerns soll 2015 das Rennen um die weltweite Führerschaft im Gesundheitsmarkt eingeläutet werden, zuvor jedoch will man im laufenden Jahr vor allem eines – wachsen. „Wachstum steht nun im Vordergrund“, sagte Helmes. Angesichts eines weltweit anziehenden Geschäfts, vor allem in Schwellenländern wie etwa Brasilien, aber auch in Europa, geht das Celesio-Management von „leicht steigenden“ Umsätzen und einem operativen Ergebnis aus. Dazu beitragen sollen mehr eigene Apotheken, über die die Endkunden direkt beliefert werden sowie neue Kooperationspartner.

Trüber sieht es im Großhandelsgeschäft aus, das im abgelaufen Jahr den Großteil der Umsätze einfuhr. Hier geht man von sinkenden Gewinnen aus. Diese sollen aber durch Sparmaßnahmen sowie durch Effizienzgewinne, die durch die verstärkte Zusammenarbeit mit McKesson entstehen, ausgeglichen werden. Bereits im vergangenen Jahr hat Celesio laut Helmes seine Ziele in Punkto Kostensenkung „übererreicht“. 60 Millionen Euro habe man eingespart. Allein durch die Bündelung des Medikamenteneinkaufs mit McKesson seien die Kosten um rund 30 Millionen Euro zurückgefahren worden.

Spekulationen über einen möglichen Verkauf des Apothekengeschäfts erteilte Helmes eine Absage. „Diese Frage stellt sich nicht“, sagte sie. Mit der Finanzkraft von McKesson im Rücken blicke man „entspannt“ in die Zukunft.

Auch die knapp 39 000 Mitarbeiter können durchatmen. „Aus heutiger Sicht stehen weder Arbeitsplätze noch Standorte in Frage“, sagte sie. Der neue Eigner setze auf die Celesio-Beschäftigten. Zusammen mit McKesson arbeiten rund 81 500 Beschäftigte weltweit für den Konzern.