Die Realschule Weilimdorf soll in der dritten Tranche in eine Gemeinschaftschule umgewandelt werden Foto: Archiv Leonie Schüler

Stimmen der Gemeinderat und das Land zu, beginnt die pädagogische Neuausrichtung 2015.

Weilimdorf - Die Realschule Weilimdorf macht sich auf den Weg zur Gemeinschaftsschule. „Es besteht die Notwendigkeit, dass wir uns weiterentwickeln“, sagte Konrektor Claus Schneider, als er bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung das Konzept der neuen Schulform vorstellte. Das Gremium votierte geschlossen für die pädagogische Neuausrichtung. Stimmt der Gemeinderat am Donnerstag, 8. Mai, ebenfalls zu, dann kann die Stadt im Juni beim Kultusministerium des Landes die neue Schulform beantragen. Im Schuljahr 2015/16 soll die Gemeinschaftsschule dann in den fünften Klassen starten.

Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung habe „unübersehbare Folgen“ für die Schullandschaft, erklärte Schneider. Unter anderem werde die Leistung der Schüler in einer Klasse immer heterogener. „Das setzt voraus, dass mit ganz anderen Methoden gearbeitet wird. Das kann eine Realschule in der Form nicht leisten“, sagte der Konrektor. Zentrales Element von Gemeinschaftsschulen sei es, Schüler zu selbstständigerem Arbeiten anzuleiten. „Dazu kann man nicht einfach nur das Schild ‚Realschule‘ abhängen und ,Gemeinschaftsschule‘ aufhängen“, betonte Schneider. Vielmehr bedürfe es inhaltlicher und auch räumlicher Veränderungen.

Auch soziale Kompetenzen erlernen

Der Lehrer Nikolaus Arndt stellte den Bezirksbeiräten das pädagogische Konzept vor. Neben der Kernaufgabe der Schule, der Wissensvermittlung, gehe es an einer Gemeinschaftsschule vermehrt auch um Berufsorientierung und Sozialkompetenzen. Neu sei, dass am Haus künftig alle drei Schulabschlüsse – den der Werkrealschule, der Realschule und des Gymnasiums – gemacht werden können. „Wir versprechen uns davon Vorteile“, sagte Arndt. Schüler könnten sich dann an einem vertrauten Ort weiterentwickeln und würden durch das Vorbild älterer Schüler motiviert. „Sie sehen: Ein höherer Abschluss ist möglich, es geht immer noch ein bisschen mehr.“ Auch für Eltern, denen das achtjährige Gymnasium zu fordernd für ihr Kind sei, könne eine Gemeinschaftsschule der richtige Weg sein. Keinesfalls wolle die Realschule aber dem Solitude-Gymnasium das Wasser abgraben. Vielmehr sollten mehr Abschlussmöglichkeiten geschaffen werden.

Um im Unterricht künftig neue Lehrformen anwenden zu können, lässt sich das Kollegium der Realschule durch externe Experten beraten. „Das Institut für Selbstorganisiertes Lernen coacht uns bei den Entwicklungszielen unserer Schule“, berichtete Arndt. Selbstständiges Arbeiten, individuelles, kooperatives und auch verantwortungsvolles Lernen nannte er die wesentlichen Bestandteile des didaktischen Konzepts.

Gemeinsames Mittagessen ist wichtig

Aufgebaut ist die neue Schulform als gebundene Ganztagsschule. „Bei Schulschluss um 16 Uhr sollte alles erledigt sein“, so Arndt. Erholungsphasen und Bewegung seien fest im Stundenplan verankert. „Auch die Speisung in der Schule ist ein zentrales pädagogisches Element“, betonte Schneider. Eine Kooperation mit der benachbarten Engelbergschule sei hierfür sinnvoll, „leider haben wir sie nicht gleich ins Boot holen können“. Als Interimslösung werde angedacht, das Mittagessen in der nahe gelegenen Salvatorkirche zu verteilen.

Die Bezirksbeirätin Annekathrin Essig (Grüne) befürwortete das Konzept. „Angesprochen hat mich, dass Sie sich Hilfe von außen holen“, sagte sie. Allerdings stellte sie in Frage, ob das selbstständige Lernen für alle Schüler geeignet sei. Dem pflichtete Schneider bei. Diese Lernform müsse den Schülern von der fünften Klasse an kontinuierlich beigebracht werden. Auf Nachfrage des Freien Wählers Jürgen Raiser bestätigte der Konrektor, dass das Kollegium vergrößert werde. Auch Gymnasial- und Werkrealschullehrer würden angestellt.

Mehr Platz benötigt

Jürgen Lehmann (CDU) erkundigte sich nach räumlichen Veränderungen. „Eine Gemeinschaftsschule kann ohne ein zusätzliches Raumangebot nicht gelingen. Wir brauchen Lernateliers und Lernbüros für das selbstständige Arbeiten“, sagte Schneider und bat die Bezirksbeiräte, sich für einen raschen Umbau einzusetzen.

Philipp Forstner vom Schulverwaltungsamt bestätigte den Erweiterungsbedarf. „Wir haben das Hochbauamt beauftragt, sich das Grundstück anzuschauen und Ideen zu geben, was auf dem Grundstück möglich ist“, sagte er. Auf Vorschlag von Jürgen Lehmann beantragte das Gremium geschlossen, die Verwaltung solle „die Ressourcen für den zusätzlichen Raumbedarf zur Verfügung stellen“ und die Belange der Engelbergschule in die Pläne mit einbinden.