Bei Regen nur wenige Teilnehmer beim Ostermarsch in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

200 Demonstranten haben beim traditionellen Ostermarsch in Stuttgart teilgenommen. Das Wetter zeigte sich dabei nicht von der besten Seite.

Stuttgart - 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben Friedensaktivisten beim Ostermarsch in Stuttgart ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt gesetzt. Auf einem Transparent auf der Bühne ist zu lesen: „70 Jahre Befreiung von Krieg und Faschismus“. Als Befreier spielen die Amerikaner an diesem Samstagvormittag freilich keine Rolle. Am Mikrofon prangert Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung die „Generalmobilmachung der Nato gegen Russland“ an.

Knapp 200 Friedensaktivisten haben sich im Rahmen der traditionellen Ostermärsche trotz strömenden Regens an der Zufahrt zur Eucom-Zentrale in Vaihingen versammelt, der US-Kommandozentrale für Europa, Russland und die Türkei. Neben Slogans wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ dominiert der Protest gegen die „Eskalationspolitik“ des transatlantischen Bündnisses im Osten. Die andere in den Konflikt involvierte Großmacht taucht nur am Rande auf: „Meinst du, die Russen wollen Krieg?“ wird auf einem Flugblatt gefragt. Immerhin betont Redner Wagner, die Verurteilung des Westens bedeute nicht zwangsläufig Zustimmung zu Putins Politik. Wenn er vom Versuch spricht, „die Ukraine in den Nato-Einflussbereich zu zerren“, fällt seine Rhetorik aber deutlich schärfer aus.

Der pazifistische Blick in Richtung USA hat Tradition. Nicht umsonst erinnern die Musiker von ewo2 an die Zeit, als der DGB noch zu Mahnminuten für den Frieden aufrief, ehe sie ein spanisches Streiklied anstimmen. Das war 1982 und es ging um US-Raketen. „Die Friedensbewegung war immer schon eine bunte Mischung“, überlegt der Kabarettist Peter Grohmann, Initiator des Stuttgarter Vereins Die AnStifter. „Hier finden sich auch Leute, die die russische Politik verurteilen. Wir selbst haben auch eine Veranstaltung zu den Ereignissen auf der Krim angeboten. Das Spektrum reicht eben von Anthroposophen bis zur DKP. Dass die eher die Nato kritisieren, ist nicht verwunderlich.“

Annegret Braun hat vor 30 Jahren an gleicher Stelle gegen die geplante Raketen-Stationierung demonstriert. „Ich hoffe immer noch, dass Eucom irgendwann geschlossen wird“, erklärt sie. „Das kann noch dauern, aber ich komme wieder. Frieden braucht Ausdauer und Geduld.“ Dann reiht sich die 60-Jährige in den Demonstrationszug ein, der sich gen Innenstadt in Bewegung setzt. Dort haben sich am Karsamstag rund 600 Menschen zur zentralen Kundgebung auf dem Schlossplatz. Zum 70. Todestag von Else Josenhans hat die Initiative Stolperstein am Hotel Silber Blumen niedergelegt.