Zum Olympia-Auftakt besiegen die USA den ersten Gegner China mit 119:62. Foto: AFP

Wer soll die Superstars aus der weltbesten Basketball-Liga schlagen? Trotz einiger Ausfälle zweifelt niemand ernsthaft daran, dass das Dream-Team der USA Gold holt. 69 Siege in Folge haben die Boys schon gesammelt.

Rio de Janeiro - Es gibt viele Attraktionen in Rio de Janeiro. Den Pão de Açúcar (Zuckerhut), die Cristo Redentor (Christus-Statue) – und seit neuestem auch ein Kreuzfahrtschiff. Der Luxusliner liegt am Pier Mauá, täglich stehen dort Dutzende Menschen und machen große Augen. Meist sind es Basketball-Fans. Denn auf der 157 Meter langen „Silver Cloud“ residiert eine Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen mit ziemlicher Sicherheit wie auf einer Wolke zu Gold schweben wird: Extra für die US-Basketballer wurden die 151 Suiten umgebaut, jetzt stehen dort Betten, die 2,13 Meter lang sind. Das reicht sogar für die Größten ihrer Sportart.

Auf dem Schiff sind sie abgeschottet, angeblich ist es im Olympischen Dorf zu unsicher für die Stars aus der NBA. Aber natürlich auch bei weitem nicht luxuriös genug. Wie spartanisch die anderen Athleten leben, wollen sich die US-Basketballer aber wenigstens anschauen – eine Visite im Dorf soll es geben. Das muss reichen, um den Respekt vor den Olympischen Werten zu bekunden. Den Rest will das Team auf dem Feld erledigen.

Zum Auftakt gab es ein 119:62 gegen China. Es war der 69. Sieg in Serie, und auch die anderen Gegner dürfen sich wenig Hoffnung machen. Denn der Trainer Mike Krzyzewski scheint es wieder gelungen zu sein, Großverdienern die Überheblichkeit auszutreiben. „Wir wissen, dass Basketball nicht unser Spiel ist, sondern das Spiel der Welt“, sagt er, „niemand bei uns wird für sein Ego spielen, sondern nur für die USA.“ Stimmt das, wird es die Konkurrenz hart treffen.

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Denn da ist zunächst Kevin Durant (27/Golden State Warriors): Der Gold-Gewinner von 2012 ist der Großverdiener unter den Olympia-Startern. Das Jahreseinkommen von Durant, bereits viermal bester Werfer der NBA (2010, 2011, 2012, 2014), wird auf 56,8 Millionen Euro taxiert – 32,4 Millionen Euro kommen von Sponsoren, vor allem von Nike, der Rest in Zukunft von seinem neuen Verein.

Harsche Kritik von der Basketball-Legende Larry Bird

Der Wechsel des Superstars von den Oklahoma City Thunder zu den Golden State Warriors sorgte für viel Wirbel. Der Vizemeister hat nun ein Team beisammen, das als nahezu unschlagbar gilt, weshalb Durant von NBA-Legenden vorgeworfen wird, den einfachen Weg zu gehen. „Er will sich den Titel erschummeln“, sagte Charles Barkley. Und Larry Bird von den Boston Celtics erklärte: „Ich habe damals nie darüber nachgedacht, mich Magic Johnson und den Los Angeles Lakers anzuschließen. Ich habe immer versucht, ihn zu schlagen.“

Zweiter Megastar des Teams ist Carmelo Anthony (32/New York Knicks): Der Anführer des US-Teams kann nach 2008 und 2012 als erster Basketballer zum dritten Mal Olympiasieger werden. Das ist sein Ziel, doch der neunmalige NBA- Allstar hat auch eine Mission – seine tief gespaltene Nation zu einen. „Besonders in diesen Zeiten sind wir das Gesicht der USA“, sagt Anthony, „die Dringlichkeit, Veränderung herbeizuführen, ist so groß wie nie.“ Und Politik deshalb noch wichtiger als Gold.

Drittes Ass ist Klay Thompson (26/Golden State Warriors): Zusammen mit Stephen Curry revolutioniert Thompson derzeit das Basketball-Spiel. Weil die beiden fast jeden zweiten Dreier versenken, manchmal noch weit entfernt von der Dreier-Linie, müssen sich die gegnerischen Coaches völlig neue Verteidigungsstrategien gegen die Warriors überlegen.

Den Top drei zur Seite steht Kyrie Irving (24/Cleveland Cavaliers): Thompson wird sich einiges anhören müssen in Rio. Schließlich gehört Irving zu dem Team, das die Warriors in der NBA-Finalserie schlug – auch weil der Dreier-Spezialist fast jeden zweiten Fernwurf versenkte und im Schnitt mehr als 25 Punkte erzielte.

Stütze des Teams ist auch DeAndre Jordan (28/Los Angeles Clippers): An seinem aktuellen Team lobt Trainer Mike Krzyzewski vor allem die Defensivstärke, die viel mit DeAndre Jordan (2,11 m/120 kg) zu tun hat – er gilt unter dem Korb als Naturgewalt. Fast 14 Rebounds holt er sich in der NBA im Schnitt. Punkte (12,7) sind es weniger, was an seiner Freiwurfschwäche liegt. Zwischenzeitlich hielt Jordan mit 22 vergeben Freiwürfen in einer Partie sogar einen NBA-Rekord.

DeMarcus Cousins – ein Kerl wie ein Baum

Ein Kerl wie ein Baum ist auch DeMarcus Cousins (24/Sacramento Kings): Auch der zweite Center (2,11 m/123 kg) ist ein Dominator unter dem Korb. Sein NBA-Rekord steht bei 56 Punkten, zudem gehört der Top-Rebounder zu den drei Profis in der NBA-Geschichte, denen in zwei aufeinanderfolgenden Spielen Triple-Doubles mit jeweils mindestens 20 Punkten, 20 Rebounds und zehn Assists gelangen.

Kopf des Teams ist Mike Krzyzewski (69/Trainer): An der rechten Hand trägt der Mann, der wegen seines komplizierten Namens stets nur „Coach K“ genannt wird, einen fetten Klunker. Es ist einer der fünf College-Meisterringe, die Krzyzewski in den 26 Jahren holte, in denen er nun schon die Blue Devils der Duke University in North Carolina betreut. Der Mann mit den polnischen Wurzeln ist einer der erfolgreichsten Basketball-Trainer der Welt, holte zwei Olympia- und zwei WM-Siege. Erst ein Spiel, bei dem er auf der Bank saß, haben die USA verloren – 2006 im WM-Halbfinale gegen Griechenland. Nach Rio dankt Krzyzewski ab. Sein Nachfolger wird Gregg Popovich von den San Antonio Spurs.

Ein illustres Team haben die USA nach Rio entsendet. Es wird nicht zu schlagen sein – obwohl etliche Superstars fehlen: In LeBron James (Cleveland Cavaliers) und Stephen Curry (Golden State Warriors) sind die zwei aktuell stärksten Spieler der Welt nicht dabei – wie auch Russell Westbrook (Oklahoma City Thunder), James Harden (Houston Rockets) oder Chris Paul (Los Angeles Clippers). Das ist eine andere Situation als vor 24 Jahren. Damals begründeten Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird, Karl Malone und Charles Barkley in Barcelona den Mythos des Dream-Teams.

In Rio? Spielt nach Meinung von „Sports Illustrated“ nur ein „B-Plus-Team“. Es wird trotzdem locker reichen für Gold. Unauslöschliche Spuren wird diese Mannschaften allerdings wohl eher nicht hinterlassen. Ist aber auch schwierig, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff residiert.