In einem 50 Meter langen und 14 Meter hohen Stahlbeton-Bau am Fleinsbach soll bis 2017 eine exklusive Herberge für hochwertige Oldtimer entstehen. Foto: Plan Forward

Ein Privatinvestor will die Automeile am Rand von Filderstadt-Bernhausen bis 2017 um ein Nobelparkhaus für exklusive Oldtimer ergänzen. Die Herberge für 110 historische Luxuskarossen ist offenbar bereits zu 75 Prozent ausgebucht.

Filderstadt - Wer eine Leidenschaft für historische Kraftfahrzeuge hat, muss gut bei Kasse sein. Neben dem oft fünf- bis sechsstelligen Kaufpreis, mit dem Baujahr steigenden Reparatur- kosten, regelmäßigen Wertgutachten und den horrenden Tarifen für die Lieferung passender Ersatzteile hält inzwischen auch die Versicherungsbranche bei Liebhabern von Oldtimern gerne die Hand auf.

Bei Privatgaragen halten Versicherungen die Hand auf

Einen Stellplatz in der heimischen Garage jedenfalls müssen Besitzer nobler Karossen mittlerweile teuer bezahlen. „Wegen der Diebstahlgefahr, aber auch wegen des Brandrisikos durch Selbstentzündung alter Bauteile haben Versicherer die Tarife deutlich erhöht – oder stellen sich bei der Frage nach einer Police komplett quer“, weiß der Projektentwickler Armin Betz.

Für die Freunde schicker Schlitten will er deshalb eine Idee umsetzen, die zumindest in dieser Form noch absoluten Seltenheitswert hat. Am Rand von Bernhausen soll mit dem Titel „Classic Car Refugium“ ein Oldtimer-Abstellplatz besonderer Art entstehen, ein 14 Meter hohes Parkhaus für historische Luxusmodelle.

Eine Wohlfühlhalle, nicht zu kalt, nicht zu feucht

Wer bei dem millionenschweren Projekt an eine zugig-feuchte Großgarage denkt, liegt falsch. Gedacht ist an eine Wohlfühlhalle mit optimalem Klima und gleichmäßigen Temperaturen. „Wir planen mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent und Wärmeschwankungen von maximal 15 Grad“, erklärt Götz Förg vom Stuttgarter Architekturbüro Plan Forward.

Weshalb sich die Planer um Heizung und Belüftung besonders viele Gedanken machen, hat einen ernsthaften Hintergrund: Fast so sehr wie Vandalismus und einen Kratzer im Lack ihrer Lieblinge fürchten Oldtimer-Sammler, dass dauerhafte Feuchtigkeit das hochwertige Leder der Innenausstattung zerstört oder das Holz des Armaturenbretts mürbe macht.

Auf eine Sprinkleranlage wird bewusst verzichtet

Das Oldtimer-Parkhaus an der Felix-Wankel-Straße wird deshalb geplant wie ein Museums-Depot. Eine Sprinkleranlage wird es etwa nicht geben – um bei einem Brandfall nicht ein ganzes Stockwerk mit teuren Karossen unter Wasser zu setzen. Statt einer Löschautomatik wird auf eine effektive Entrauchung und Löschwasserleitungen gesetzt, damit die Feuerwehr die Flammen bei einem eventuellen Einsatz punktuell bekämpfen kann. Dank Fotovoltaik auf dem Dach und einer Wärmepumpe soll das Classic Car Refugium laut Dieter Deichsel, Chef des Architekturbüros, energetisch ein Vorzeigeprojekt sein.

Idee und Geld stammen vom in Sammlerkreisen bekannten Karsten Helber, Unternehmensberater aus Esslingen. Der Oldtimer-Enthusiast hat so gute Kontakte in die Sammlerszene, dass laut Armin Betz drei Viertel der 110 Stellplätze auf den drei Etagen an die Kundschaft gebracht sind. „Es gibt Leute, die wollen den Nachbarn nicht unbedingt zeigen, was sie alles haben“, sagt er. Schmackhaft gemacht wird der ab 150 Euro monatlich buchbare Stellplatz auch durch eine auf englische Modelle spezialisierte Werkstatt, die ins Untergeschoss zieht. Bis zu 15 Mitarbeiter kümmern sich um Pflege und Wartung.

Im April 2017 soll die Auto-Herberge in Betrieb gehen

In Betrieb gehen sollen Werkstatt und die mit einem Aufzug statt über Rampen erschlossenen drei Parkgeschosse im April 2017. Die Baugenehmigung hat Filderstadts Wirtschaftsförderer Patrick Rapp dem Investor am Donnerstag persönlich überbracht. Er hatte auf der Expo Real in München den Kontakt für den Verkauf des 2700 Quadratmeter-Areals geknüpft.