Burgen, Klöster und die Donau prägen die Wachau in Niederösterreich. Die Annäherung per Bus lässt Zeit für den Landschaftsgenuss.

Senftenberg - Die Fahrt verläuft sehr entspannt. Heiße und kalte Getränke gibt’s im Bus ebenso wie eine Toilette. Letztere ist für Langaufgeschossene mit Zehnkämpferstatur allerdings eher für den äußersten Notfall geeignet, aber der aufmerksame Fahrer Günther Hackenberg von den Stuttgarter SSB-Reisen legt an Raststätten genügend Pausen für alle Bedürfnisse ein. Nur eine Tagesreise mit dem Bus von Süddeutschland entfernt liegt das Ziel, die österreichische Kulturlandschaft Wachau. Erster Höhepunkt der Anreise, bei der einige der Gäste die bequemen Sitze mit genügend Beinfreiheit für ein Nickerchen nutzen, ist die bayerische Stadt Passau im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich. „Dort fließen Donau, Inn und Ilz zusammen. Deshalb hat die Donau ab Passau genügend Tiefgang für Last- und Passagierschiffe, die bis Wien, Budapest oder weiter bis zum Schwarzen Meer fahren“, sagt Günther Hackenberg, der seinen Gästen die vorbeiziehende Landschaft erklärt. Mit einer längeren Pause lässt er seinen Gästen in Passau Zeit für einen Stadtbummel.

Ein Muss dabei ist der barocke Stephansdom, der größte Barockdom nördlich der Alpen, berühmt für bedeutende Stuckarbeiten und die gewaltige Orgel mit 17 974 Pfeifen und 233 Registern. Weiter geht’s an Linz vorbei nach Niederösterreich mit seiner Metropole St. Pölten ins malerische, von einer Burgruine gekrönten, Senftenberg unweit von Krems. In Krems beginnt die Wachau - ein bis zum Benediktinerkloster Melk etwa 32 Kilometer langer Talabschnitt, den die Donau dort vor Urzeiten in die Hügellandschaft der Böhmischen Masse geschnitten hatte. Steillagenterrassen mit Reben säumen die Hänge der Hügel entlang des Donautals mit den bevorzugten Sorten Grüner Veltliner, Neuburger und Riesling. Für andere Sinnesreize sorgt die Marille, wie man die Aprikose in Österreich nennt. Alljährlich im April verwandeln Abertausende von Marillenbäumen, die in der Wachau seit 1509 verbürgt sind, die Landschaft in ein weiß-rosa Blütenmeer.

Als Glanzlicht der Wachau gilt das Benediktinerkloster Melk

Für den optimalen Genuss dieser Kulturlandschaft sorgt die Fahrt von Krems nach Melk auf dem Donauschiff: Langsam ziehen malerische Dörfer inmitten von Weinbergen und Obstgärten und mittelalterliche Burgruinen wie Burg Dürnstein vorbei. Dort hielt Herzog Leopold V. von Österreich von Dezember 1192 bis März 1193 den englischen König Richard Löwenherz auf dessen Heimweg vom dritten Kreuzzug gefangen. Als Glanzlicht der Wachau gilt das Benediktinerkloster Melk. Bei der Besichtigung erweist sich das Reisen mit dem Bus als Segen: Keiner der Gäste aus der Generation 60 plus muss den Klosterfelsen am Donauufer, auf dem Benediktinermönche Ende des 11. Jahrhunderts eine Ordensgemeinschaft angesiedelt hatten, zu Fuß hinaufschnaufen: Günther Hackenberg ist mit dem Bus vorausgefahren, sammelt seine Schäfchen an der Anlegestelle ein und fährt sie.

Der heutige Barockbau des Klosters Melk wurde zwischen 1702 und 1746 errichtet und zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Ein Muss bei der Besichtigung des weitläufigen Komplexes sind zwei Räume: die Kirche und die Bibliothek. „Die Stiftskirche St. Petrus und Paulus gilt als eine der schönsten Barockkirchen Österreichs“, sagt der Fremdenführer. Recht hat er: Das Innere ist in Ocker, Gold, Orange, Grün und Grau gehalten und reich mit Blattgold, Stuck und Marmor verziert. 100 000 Bände und 1800 Handschriften, darunter eine Abschrift des „Nibelungenlieds“ aus dem 13. Jahrhundert, umfasst der Bestand der Klosterbibliothek. Deckenfresken und das intarsierte Holz der Regale mit den in Gold und Braun gebundenen Buchrücken machen den Raum zum Augenschmaus. Die Wachau ist ein idealer Standort für einen Abstecher nach Wien - in einer starken Stunde ist man in der rund 1,7 Millionen Einwohner zählenden Metropole an der lehmfarbenen, ganz und gar nicht blauen Donau. Kaiserin Maria Theresia (1717-1780), von den Wienern liebevoll als „Reserl“ bezeichnet, hat der Stadt ihren Stempel aufgedrückt.

Dies zeigt sich an ihrem Schloss Schönbrunn mit seinen 1441 Zimmern und seinem herrlichen Park. Das Gesamtkunstwerk blieb bis zum Ende der Donaumonarchie 1918 Sommerresidenz der österreichischen Kaiser. Neben der im Wiener Stadtbild quasi omnipräsenten Jugendstilarchitektur, die sich ohne Fußmarsch in gemütlicher Vorbeifahrt im Bus erschließt, hat das späte 20. Jahrhundert Gebäude wie das Hundertwasserhaus nach Ideen des im Jahre 2000 verstorbenen Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser hinterlassen. Die Wohnanlage aus den 1980er Jahren mit runden Formen ist bunt bemalt. „Hundertwasser spielt hier mit den Formen des Jugendstils“, sagt der Führer. Dass die Reisegruppe nach der Besichtigung nicht restlos erschöpft ist, verdankt sie Günther Hackenberg, der auf kurze Wege zwischen Bus und Besichtigungsobjekt geachtet hat. „So kann auch ich noch solch eine Reise unternehmen“, sagt ein 80-jähriger Fahrgast.

Zurück in der Wachau verlockt die weitgehend intakt erhalten gebliebene Altstadt von Krems mit Bürgerhäusern vergangener Jahrhunderte zur Zeitreise in die Donaumonarchie. Naturfreunde kommen im Renaissanceschloss Rosenburg hoch über dem Kamptal auf ihre Kosten. Dort lassen Falkner Greifvögel wie Steinadler und Gänsegeier, die seit kurzem wieder in den österreichischen Alpen heimisch sind, kreisen.

Infos zu Niederösterreich

Anreise und Bustouren
Mit dem Bus via München und Salzburg (alternativ über Passau) in die niederösterreichische Landschaft Wachau. Die beschriebene Reise veranstaltet SSB-Reisen Stuttgart (Preis für fünf Nächte ab 699 Euro, www.ssb-reisen.de ).

Omnibus Fischinger in Rottweil bietet eine ähnliche Tour mit Abstecher in die slowakische Hauptstadt Bratislava (vier Nächte ab 349 Euro, www.fischinger-online.de .

Weitere Veranstalter von Busreisen: www.busreisen.de , www.bustouristik.com , www.busreiseveranstalter.de .

Unterkunft
SSB-Reisende steigen im Vier-Sterne-Hotel Zierlinger in Senftenberg ab. Wer zur Zeit der Weinernte fährt, darf sich bei der Lese versuchen, www.hotel-zierlinger.at

Ausgangsort für die Ausflüge bei Fischinger ist das Vier-Sterne-Hotel Löver im ungarischen Sopron. www.hotellover.hu

Essen und Trinken
Eine Spezialität der Region ist der berühmte Marillenstrudel, der in Wiener Kaffeehäusern wie dem Café Landtmann gereicht wird. Ein Muss bei den Weinen der Wachau ist der weiße, herbe Grüne Veltliner. In Wien als frischer Weißwein wieder in Mode gekommen ist der sogenannte gemischte Satz, bei dem verschiedene Weißweintrauben gemeinsam vergoren werden.

Allgemeine Informationen
www.niederoesterreich.at