In Werfenweng können Urlauber kostenlos Elektrofahrzeuge ausleihen. Foto: Werfenweng Tourismus

Werfenweng, ein Urlaubsdorf vor den Toren Salzburgs, verführt seine Gäste mit kostenlosen Elektrofahrzeugen zu sanfter Mobilität.

Werfenweng - Von wegen sanfte Mobilität. Wie wild kurven die Kinder auf dem Dorfplatz herum, probieren ein Elektrofahrzeug nach dem anderen aus, drehen am Gasgriff der E-Pocketbikes und der E-Roller. Auch die Erwachsenen lassen sich anstecken und fahren eine Runde mit einem Biga, das aussieht wie die moderne Version eines römischen Kampfwagens auf drei Rädern, sausen mit dem E-Scooter über die Dorfstraße, wackeln mit dem Segway-Stehroller herum und reiten auf dem Funrider, einer Kreuzung aus E-Motorrad und Kleinwagen, eine Bergstraße hinauf. Werfenweng im Salzburger Land hat alles, was ein Dorf in den Bergen auszeichnet: sonnengegerbte Holzbalkone mit üppigen Geranienkaskaden, eine Kirche mit weithin sichtbarem Turm, ein paar gemütliche Wirtshäuser und eine traumhaft schöne Lage zu Füßen der markanten Eiskögel-Gipfel. Und es hat als Zentrum den großen Platz vor dem Familienhotel Gut Wenghof mit seinen Elektrofahrzeugen. Das ist Konzept.

Es heißt Samo, sanfte Mobilität, und ist ein von der EU preisgekröntes Modellprojekt für Öko-Tourismus und sanfte Mobilität. Als vor 20 Jahren die Gästebetten in dem Hochtal immer öfter leer blieben, entwickelte Bürgermeister Peter Brandauer zusammen mit den Tourismusbetrieben die Vision eines autofreien Werfenweng - das Samo-Konzept war geboren. Bereits fünf Jahre später reiste ein Viertel der Gäste mit der Bahn an und nächtigte in Samo-Betrieben, auch die Übernachtungszahlen waren um erstaunliche 25 Prozent gestiegen. Und das, obwohl das Angebot nur für Bahnanreisende galt. Heute können auch Autourlauber die Samo-Angebote nutzen - wenn sie nach der Ankunft den Autoschlüssel im Büro des Tourismusverbands abgeben. Dort erhalten sie für zehn Euro pro Person die Samo-Card.

Für alle Werfenweng-Gäste st das Bergpanorama gratis

Mit ihr schonen die Gäste nicht nur die Umwelt, sie bringt „handfeste Vorteile“, wie es Bürgermeister Brandauer formuliert. Gratis sind damit der Taxi-Service im Ort, Elektro- und Biogas-Leihautos, Letztere exklusive Treibstoff, alle Spaß-Elektro-Mobile, Fahrräder, auch E-Bikes, Busausflüge zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung wie Salzburg, Burg Hohenwerfen und die Eisriesenwelt sowie geführte Wandertouren. Zusätzlich gibt es Rabatt bei der Bergbahn und in Gasthöfen. Für alle Werfenweng-Gäste gratis ist das Bergpanorama. Im Talschluss erheben sich über saftig-grünen Wiesen die Eiskögel, zwei markante Gipfel des karstigen Tennengebirges. Links und rechts steigen die bewaldeten Bergrücken von Bischlingshöhe und Zistelberg an. Nachdem der E-Fahrzeug-Rausch langsam verflogen ist, wollen wir in die Wengerau wandern. Sanft steigt der Weg an, von der Almwiese aus beobachten uns neugierig die Kühe. Latschen und Buchengebüsch wechseln sich mit verkarsteten Felsen ab.

Schon bald lockt die urige Gamsblickalm mit ihrer panoramareichen Terrasse, mit Streichelzoo und Spielplatz. Die Bauernkrapfen von Hüttenwirtin Hedi soll man probieren, hat man im Hotel gesagt. Auf die im Schmalz herausgebackenen und mit Puderzucker bestreuten Hefekrapfen stürzen sich die Kinder, die Erwachsenen machen sich über einen deftigen Brotzeitteller her. Das gibt Kraft für den weiteren Weg. Am Talschluss dann die Felswand des Eiskogels. Gut 1000 Meter steigt sie fast senkrecht an, zerklüftete Scharten überziehen sie. So schroff hier die Szene ist, so leuchtend sind die gelben Blüten von Aurikel und Hauswurz und das tiefe Blau der Enzian-Grüppchen im steinigen Gras davor. Der nächste Tag wird mit E-nergie angegangen: auf E-Bikes. Das macht Spaß! Locker kommt man so steile Wege hinauf, saust über die Hochebene zu versteckten Weilern und Ortsteilen, kühlt die Füße in Bächen. Nur schade, dass es für die Kids keine E-Bikes gibt. Am Abend kann man sich vom Dorf- Taxi zur Wenghof-Alm fahren lassen.

In der urigen Holzhütte knistert das Kaminfeuer, in der holzgetäfelten Stube ist es so richtig gemütlich, während draußen unter sternenklarem Himmel eine kühle Nacht anbricht. Nach dem Tag schmecken die Knödel und der Braten vom Weideschwein noch mal so gut. Wieder wandern. Die Kinder meckern ein wenig. Den Aufstieg zur Bischlingshöhe kann man mit der Kabinenbahn machen. Die Aussicht auf den Erlebnisspielplatz und die Greifvogelschau dort oben versöhnen die Kids wieder. Über die Bischlingalm führt der Wanderweg vorbei am Steinbergriegel durch den angenehm kühlen Wald zurück ins Dorf direkt zur Rosnerköpfl-Bahn. Heute fährt sie bis 19 Uhr - und transportiert Mountaincarts samt Fahrer hinauf zur Mittelstation. 800 Meter Strecke warten. In den Kurven spritzt der Schotter zur Seite, wenn man mit den dreirädrigen Carts durchdriftet.

Passieren kann eigentlich nichts, die Scheibenbremsen greifen gut, der Schwerpunkt ist so niedrig, dass die Carts nicht umkippen können. Deshalb dürfen auch Kinder ab 1,30 Meter Größe mit den rasanten Bergrollern fahren. Abreise. Ein letztes Mal kurven die Kinder mit den E-Fahrzeugen um den Dorfplatz. Vorbei ist es mit der sanften Mobilität. Das merkt man spätestens dann, wenn man auf die Autobahn fährt und der Verkehr mit wilder Geschwindigkeit an einem vorbeirauscht.

Infos zum E-Urlaub

Auskunft: Tourismusverband Werfenweng, Weng 42, A-5453 Werfenweng, Tel. 00 43 / 64 66 / 42 00, www.werfenweng.eu

Unterkunft: Gut Wenghof - Family Resort, Weng 17, 5453 Werfenweng, www.werfenweng.at. Zimmer für 2 bis 4 Personen, „alles inklusive“ und Samo-Angebot ab 49 Euro pro Person, Kinder von 0 bis 6 Jahren gratis, von 7 bis 14 Jahren 50 Prozent Rabatt, ab 15 Jahren 30 Prozent Rabatt.

Buchbar direkt oder über Tui, www.tui.de