Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (r, SPD) und der CDU-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl, Peter Rosenberger bei einer Wahlparty. Foto: dpa

Am Sonntag werden die Bürger in Mannheim erneut zur Urne gerufen, um einen Oberbürgermeister zu wählen. Sollte der CDU-Kandidat in der SPD-Hochburg das Rennen machen, wäre das ein landesweites Signal.

Mannheim - Peter Rosenberger wittert seine Chance. Der CDU-Bewerber für Mannheims Oberbürgermeisterposten legt kurz vor dem entscheidenden Wahlgang noch eine Schippe drauf. Im Kampf um die Stimmen des ausgestiegenen Kandidaten der Freien Wähler bricht der 42-jährige OB aus Horb am Neckar ein Tabu und thematisiert jetzt den Hygieneskandal am Klinikum Mannheim. „Hygiene im Klinikum verbessern! Am 5. Juli kurz wechseln“ steht auf den neuen Wahlplakaten. Die Anspielung auf seinen Kontrahenten, den Amtsinhaber Peter Kurz, ist nicht zu übersehen. Kurz ist kraft Amtes Aufsichtsratsvorsitzender des in die Schlagzeilen geratenen Krankenhauses.

Anders als beim ersten Wahlgang verzichtet Rosenberger beim aktuellen Werbeträger auch auf die drei Buchstaben seiner Partei. Aus gutem Grund, denn interne Querelen sollen laut Wahlforschern die Union Stimmen gekostet haben. Stadtoberhaupt Kurz verzichtet aus wahltaktischen Gründen auf das „SPD“ im Plakat. Er verfehlte im ersten Wahlgang mit 46,8 Prozent die erhoffte absolute Mehrheit. Sein Kalkül: möglichst viele bisher Unentschlossene ohne Parteibuch herüberzuholen. Bei einer Wahlbeteiligung von lediglich 30,7 Prozent, der niedrigsten seit Kriegsende, bleibt Luft nach oben.

Die drittgrößte Kommune des Landes hatte in Sachen Wählermotivation schon öfters die rote Laterne in Baden-Württemberg zu tragen. Doch der Minusrekord der jüngsten OB-Wahl erschreckt nicht allein den Amtsinhaber. Offensichtlich werde die Aufgabe der Kommunalpolitik generell unterschätzt, so sein Fazit. „Es ist schade, dass nicht mehr Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit genutzt haben, mit ihrer Stimme direkten Einfluss auf die Stadtpolitik zu nehmen“, bedauert auch der Erste Bürgermeister und Vorsitzende des Wahlausschusses, Christian Specht (CDU), bei der Bekanntgabe des Endergebnisses. In zwei der 123 Bezirke fällt die Bilanz besonders schlecht aus. In der westlichen Neckarstadt und im Wahlbezirk Innenstadt/Jungbusch wollten nur 14,6 beziehungsweise 18,1 Prozent der Berechtigten mitentscheiden, wer künftig an der Spitze der Stadt steht. Kein Trost für die Politik: In beiden Bezirken ist der Ausländeranteil besonders hoch.

Außenseiter Rosenberger überrascht im ersten Wahlgang mit fast 34 Prozent der Stimmen. „Ich wollte einen zweiten Wahlgang, und den habe ich erreicht“, bilanziert er zuversichtlich. Mit mehr Aggressivität, die im eher langweiligen Wahlkampf bislang gefehlt hat, hofft Rosenberger, bei jenen knapp 16 Prozent zu punkten, die für den Freien Wähler Christopher Probst votiert hatten. Könnte er alle überzeugen und die 11 354 Stimmen des Freien Wählers an Land ziehen, würde es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kurz werden. Die neue Wahlkampftaktik des CDU-Mannes ruft im SPD-Lager helle Empörung hervor. „In ihrer Gier nach dem Chefsessel und eigenen Pöstchen ist dieser Truppe nun offenbar jedes Mittel recht und kein noch so platter Spruch zu peinlich“, wettert der Kreisverband. Der „Miesmacher Löbel“ – gemeint ist der Chef der Mannheimer Christdemokraten und Berater von Rosenberger – habe mit seinem Kandidaten offenbar den geeigneten Partner gefunden, um nicht nur innerhalb der Partei, sondern auch in der Stadt „jegliche Seriosität“ zu verlieren, wird SPD-Fraktionschef Ralf Eisenhauer zitiert. Nikolas Löbel wehrt sich gegen die Behauptungen. „Die SPD und Herr Eisenhauer gehen zu weit. Ich werde persönlich angegriffen und diffamiert“, erklärte er. Das sei eine „Unverschämtheit“ und „Sauerei“, weshalb er eine Entschuldigung fordere. Andererseits machten diese Reaktionen Mut: Offenbar hätte man Angst, die OB-Wahl zu verlieren.

Mannheims OB selbst agiert offensiv und subtil. Auf seiner Homepage lacht er mit Christopher Probst in die Kamera und versucht so zumindest optisch den Schulterschluss mit dem bürgerlichen Lager, obwohl beide beim Streitthema Bundesgartenschau Welten trennen. Kurz hat erkannt, dass er Nachholbedarf in den Hochburgen seiner Partei hat. Bei der Wahl am kommenden Sonntag entscheidet die einfache Stimmenmehrheit. Siegt Rosenberger, wäre er der erste CDU-OB in Mannheim seit 1948.