Blickt er in eine politische Zukunft? "Die Beschäftigung mit den grundlegenden Themen, die unsere Gesellschaft lange Zeit zusammenhielten – zuletzt jedoch immer weniger – lies mich den Schritt in die Politik machen. Zuerst mit der Initiative Meisterbürger, jetzt als OB-Kandidat", sagt OB-Kandidat Wolfram Bernhardt. Foto: privat

OB-Kandidat Wolfram Bernhard sucht den 'Zoon Politikon' und will wieder Lust auf Politik machen.

Stuttgart - Wenn am 7. Oktober in Stuttgart ein neues Stadtoberhaupt gewählt wird, rechnet er sich satte 42 Prozent der Stimmen aus. Ganz ernst wird es Wolfram Bernhardt mit dieser Zahl wohl nicht sein, als Spaßkandidat sieht er sich dennoch nicht. Ihm sei es ernst mit der OB-Kandidatur. Den Spaß am Wahlkampf schließt das für den geborenen Filderstädter aber nicht aus.

"Mit meiner Kampagne möchte ich all die ermutigen sich als 'Zoon Politikon' (der Mensch als soziales, politisches Wesen) zu begreifen, die der Meinung sind 'Das bringt doch eh nichts'", sagt der Unternehmensberater und Mitbegründer der Internetplattform Meisterbuerger.org. Er will Stuttgart zu einer offenen Stadt und den Menschen wieder Lust auf Politik machen. Nachdem der 29-Jährige nun die erforderlichen 250 Unterschriften beisammen hat, zeigt er erstmals sein Gesicht und verrät einige seiner Ziele im Interview.

Es ist der 7. Oktober 2012: Wie viel Prozent der Stimmen erhalten Sie im ersten Wahlgang?

Wolfram Bernhardt: Ich habe den Supercomputer Deep Thought befragt, der gleich die Antwort auf alle Fragen wusste und somit auch auf diese. Die Antwort lautet: 42.

Wie kamen Sie darauf, sich zu bewerben?

Da die Politik das gesellschaftliche Feld ist, das erstens legitimiert und zweitens auch in der Pflicht ist, der Gesellschaft eine Richtung vorzugeben, sollte man politisch aktiv werden, wenn man mit der aktuellen Politik unzufrieden ist. Leider beobachte ich nirgends in der Politik, dass die gesellschaftlich relevanten Fragestellungen gerade diskutiert geschweige denn angegangen werden. Außerdem macht meiner Ansicht nach keiner der Kandidaten einen Wahlkampf, der den Menschen Lust auf Politik macht. Also habe ich mich entschlossen, mich zu bewerben.

Fassen Sie Ihr Programm doch mal in drei Stichworten zusammen.

Simply the best!

Was würden Sie als erstes in Stuttgart ändern, wenn Sie OB wären?

Mein größtes Anliegen ist es, Stuttgart zu einer offeneren Stadt zu machen. Dazu gehört, dass ich mich bei allen Personen mit Migrationshintergrund bedanke, dass sie nach Stuttgart gekommen sind und dass ich mich für alle Schmähungen und Benachteiligungen entschuldige, die ihnen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe und Religion zuteil wurden. Zudem möchte ich regelmäßige Gesprächsrunden zwischen den einzelnen Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen, unterschiedlicher kultureller Prägungen und unterschiedlicher sozialer Herkunft initiieren, damit das Verständnis dem anderen gegenüber steigt und wir vielleicht ein Miteinander hinbekommen, das diesen Namen auch verdient. Und ich will die Debatte anstoßen, wie Stuttgart im Jahr 2025 aussieht. In der heutigen Zeit voller Unsicherheit kann es nicht um die Bewahrung des Status quo gehen, sondern wir müssen uns die Frage stellen: Wie soll die Stadt aussehen, in der wir leben wollen?

Und die nötigen 250 Unterschriften... ?

Die habe ich bereits zusammen.

Werden Sie sauer, wenn man Sie in einen Topf mit sogenannten "Spaßbewerbern" wie Markus Vogt von "Die Partei" wirft?

Es kommt darauf an, wie man Spaßkandidat versteht. Wenn man damit jemanden bezeichnet, der kein ernsthaftes Anliegen hat, verwundert mich das. Schließlich habe ich zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass mir die OB-Kandidatur nicht ernst wäre. Wenn man damit jedoch jemanden meint, der auch Freude an dem hat, was er tut, dann fühle ich mich geehrt. Bisher macht mir der Wahlkampf auf jeden Fall Spaß!

Warum haben Sie den Stuttgartern bisher Ihr Gesicht nicht gezeigt?

Die Prämisse war ja: Ich stehe für eine neue Form der Politik, eine Politik, für die es keine bekannten Gesichter braucht. Wenn sich 250 Personen finden, die diese Idee unterstützen, kann ein noch unbekanntes Gesicht stellvertretend für diese Idee eintreten.

Und wen wählen Sie am 7. Oktober?

Mich.

OB-Kandidat Wolfram Bernhardt auf Twitter und auf Facebook

Zur Person: Wolfram Bernhardt hat Management studiert und ist seit 2009 als Unternehmensberater tätig. Im Sommer 2009 gründete er mit zwei Freunden in Sindelfingen das Magazin agora42, Magazin für Ökonomie und Philosophie, das seit 2011 seinen Sitz in Stuttgart hat. Seine konkreten Forderungen hinsichtlich der Stadtpolitik will der in Filderstadt geborene Kandidat am 1. September veröffentlichen.