Sein Führungstreffer reichte nicht: VfB-Mittelfeldspieler Christian Gentner sitzt nach dem 1:1 gegen Genk tief enttäuscht. Klicken Sie sich durch unsere Noten für die Roten. Foto: Pressefoto Baumann

Die Mannschaft wirkte weiter verunsichert, der Spielfluss stockte – nach fünf Pleiten in der Liga gab es in der Europa League wieder kein Erfolgserlebnis. Nach dem 1:1 im Sechzehntelfinale gegen den KRC Genk gilt: Beim VfB ist weiter viel Luft nach oben.

Stuttgart - Wenn die Befreiung ein Gesicht hatte, trug sie jenes von Christian Gentner. Irgendwie schien es, als brüllte der Mittelfeldmann des VfB den ganzen Frust heraus, der sich in den vergangenen Wochen angestaut hatte. Nach seinem Tor zum 1:0 gegen den KRC Genk (42.) stürmte Gentner in Richtung Cannstatter Kurve, sperrte den Mund auf und schrie mit den VfB-Fans sekundenlang um die Wette.

Die Erleichterung vor der Pause war irgendwie greifbar – nach dem Schlusspfiff aber herrschte Ernüchterung pur. In der Nachspielzeit kassierte der VfB in der Europa League gegen Genk den Ausgleich zum 1:1 durch Glynor Plet und muss vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag (19 Uhr/Sky) um den Einzug ins Achtelfinale bangen. Irgendwie hatte niemand mehr mit der bitteren Pille kurz vor dem Abpfiff gerechnet – und doch war der Ausgleich irgendwie folgerichtig.

Denn nach fünf Bundesliga-Niederlagen nacheinander zeigte der VfB Stuttgart gegen den KRC Genk vieles von dem, was schon in den vergangenen Wochen zu beobachten war. Der Spielfluss stockte, es war kaum Struktur in den Offensivaktionen – und wenn der Club aus Cannstatt doch mal zu Chancen kam, war das dem Zufall oder krassen Aussetzern des Gegners geschuldet. Stürmer Vedad Ibisevic etwa profitierte in der 14. Minute von einem Patzer des Innenverteidigers Kalidou Koulibaly. Der bosnische Stürmer lief alleine aufs Tor zu, scheiterte jedoch an Keeper Laszlo Köteles. Später vergab der rechte Außenangreifer Martin Harnik freistehend – ebenfalls nach einem groben Schnitzer in der Defensive des belgischen Erstligisten. Weil auch die Abwehr des VfB nicht sattelfest stand, kam auch Genk zu Chancen. Doch Torhüter Sven Ulreich rettete zweimal glänzend gegen die Angreifer Elyaniv Barda (15.) und Jelle Vossen (44.).

Es war jedenfalls nichts Halbes und nichts Ganzes, das der VfB vor der Minuskulisse von 15 200 Zuschauern bot. Das Team von Bruno Labbadia bemühte sich zwar – doch wirklich zwingend und strukturiert waren die Aktionen nicht. Das Selbstvertrauen fehlte nach der Pleitenserie in der Liga – und so passte es ins Bild, dass die 1:0-Führung durch Gentner kurz vor der Pause nicht wirklich fein herausgespielt war. Gotoku Sakai setzte sich durch und zog ab. Der schwache Torhüter Köteles ließ den Ball abklatschen – und Gentner staubte ab.

Wer dachte, dass der VfB daraus neuen Mut für die zweite Hälfte schöpfen würde, sah sich getäuscht. Bruno Labbadia wechselte den wieder einmal schwachen Spielmacher Tunay Torun aus und brachte Raphael Holzhauser, wenig später ersetzte Shinji Okazaki Martin Harnik, der wie Torun enttäuscht hatte. Aber weder die Führung noch die Wechsel brachten dem VfB Rückenwind.

Der Spielfluss stockt zwar nicht mehr so sehr wie in Hälfte eins, die Laufwege passten etwas besser – von wirklich strukturierten Abläufen war aber weiter wenig zu sehen. Auch der in der 74. Minute eingewechselte Neuzugang Alexandru Maxim konnte dem VfB bei seinem Debüt keine Impulse geben. Immerhin stabilisierte sich die Abwehr – bis Genk nach einer Fehlerkette in der VfB-Defensive doch noch zum Ausgleich kam.

Das 1:1 war der nächste Nackenschlag für das krisengeschüttelte Team von Bruno Labbadia. Das reist nun mit noch weniger Rückenwind zum Bundesliga-Auswärtsspiel an diesem Sonntag bei 1899 Hoffenheim (17.30 Uhr/Sky und Liga total). „Wir müssen den Kopf für Hoffenheim jetzt freikriegen“, sagte Manager Fredi Bobic, „und in der Europa League sind wir noch lange nicht raus, wir werden im Rückspiel alles dafür tun, um weiterzukommen.“