Den neuen Qashqai gibt es nur noch als Fünfsitzer. Foto: dpa

Die neue Generation soll eine Erfolge fortsetzen, die auf technischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit innerhalb der Renault-Nissan-Allianz beruht.

Regattasegler wissen das: wer dem führenden Boot einfach nur hinterherfährt, wird immer Zweiter bleiben. Ein eigener mutiger Kurs muss gefunden werden - mit dem Risiko, hoffnungslos zurückzufallen oder aber die Spitze zu übernehmen. In diesem Sinne beschloss man bei Nissan vor etwa zehn Jahren, sich von gängigen Modellen der Kompakt- und Mittelklasse à la Almera und Primera in Europa zu verabschieden: Man würde ewig im Windschatten der Marktführer wie Golf, Passat & Co dahindümpeln. Neue Konzepte sollten hinfort das Bild der Marke bestimmen: ab 2007 der Qashqai als sanfter Abenteurer, nur eine Handbreit länger als der Golf, aber mit mehr Überblick übers Verkehrsgeschehen; drei Jahre später die kürzeren Juke und Cube als schrille Blickfänge für zeigefreudige Menschen.

Der eckige Cube mit seiner asymmetrischen Verglasung fiel schnell durch, aber Juke und Qashqai machten ihren Weg. Letzterer bewährte sich besonders in der +2-Version als nützlicher Siebensitzer im Einsatz bei Fahrgemeinschaften zu Kindergarten und Sport. Im abgelaufenen Jahr war jeder zweite in Deutschland zugelassene Nissan ein Qashqai, er wurde bisher bei uns 200 000 Mal verkauft. Damit nicht genug: europaweit setzte man von dem im nordenglischen Sunderland gebauten Erfolgsmodell 1,3 Millionen Exemplare ab, weltweit überschritt man die Zwei-Millionen-Grenze.

Seine Karosserie wurde weiterentwickelt

Ob der Nachfolger, der im Februar zu den Nissan-Händlern kommt, diese Zahlen erreichen wird, ist ungewiss. Denn die Japaner, in einer Allianz eng mit Renault verbunden, machen ihm im eigenen Hause Konkurrenz: Der nächste X-Trail, der nur wenige Monate später in neuer Generation vorgestellt wird, verliert sein kantiges Äußeres und wird glatt geschliffen wie alle sanften Allradler für den Großstadtdschungel. Mit sieben möglichen Sitzen nimmt er dem Qashqai die Kundschaft für dessen Langversion weg: Den neuen wird es nur noch in einer Länge von 4,38 Meter als Fünfsitzer geben. Seine Karosserie wurde, wie man heute so schön sagt, weiterentwickelt: die Silhouette beibehalten, namentlich die Bugpartie angriffslustiger geformt, die Flanken im Stil der Zeit kantiger geformt.

Der Kofferraum mit doppeltem Boden fasst jetzt 430 Liter, was einer Zunahme von 20 Litern entspricht. Natürlich ist er leichter geworden - die Nissan-Entwickler beziffern die Abnahme auf rund 40 Kilogramm. Das spart nicht nur Materialkosten bei der Herstellung, sondern auch Kraftstoff. So glänzt der 1,5-Liter- Dieselmotor mit 81 kW/110 PS künftig mit 3,8 Liter Normverbrauch (99 Gramm CO 2 /Kilometer), was eine Verminderung von mehr als einem Liter bedeutet. Nicht nur dieses Triebwerk stammt aus dem Renault-Regal, auch der erstmals im Qashqai eingesetzte 1,2-Liter-Dreizylinder mit 85 KW (115 PS) und einem angegebenen Wert von 5,8 Liter Superbenzin (129 Gramm CO 2 ).

Hier wird der Fortschritt der Motorenentwicklung überdeutlich: Noch vor wenigen Jahren wäre niemand auf den Gedanken gekommen, einem vergleichsweise großen Auto einen so kleinen Motor einzubauen. Beide Partner profitieren sehr von der Zusammenarbeit: Nach Aussage von Mia Nielsen, in Paris zuständig für Fragen der Allianz, 'bewegen sich rund 80 Prozent aller Nissan- und Renault-Fahrzeuge mit gemeinsamen Antriebssträngen'. Nissan ist übrigens, was den weltweiten Absatz betrifft, etwa doppelt so groß wie die Franzosen. Zusammengenommen wäre man Vierter in der globalen Rangliste - ein Platz, den die Koreaner mit Hyundai/Kia für sich reklamieren. Obendrein müssen Dacia in Rumänien, Samsung in Korea und seit Ende 2012 auch Lada in Russland zu der französisch-japanischen Gruppierung gezählt werden.

Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Zusammenarbeit mit Mitsubishi intensiviert werden soll, unter anderem bei Neuentwicklungen in der Kompakt- und Mittelklasse. So ist denn Daimler, das einst Mitsubishi kaufte und alsbald wieder abstieß, nun aber mit Renault kooperiert, auf Umwegen wieder mit der ungeliebten Tochter verschwägert.