Die Nikolauspflege am Kräherwald will ihr Areal umbauen, um moderner zu werden, mehr Platz zu haben und sich mehr nach außen zu öffnen.

S-West - Die Nikolauspflege will in den kommenden Jahren ihren Campus am Kräherwald umbauen. Machbare Varianten waren dem Bezirksbeirat West bereits im Dezember vorgestellt worden. Das Gremium votierte bei seiner Sitzung am Dienstagabend einstimmig dafür, dass ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt wird. Nun fehlt nur noch das „Go“ des Gemeinderatsausschusses für Umwelt und Technik, der am 28. Juli über das Thema berät. Dann können die Planer ans Werk.

Anspruchsvolle Halbhöhe

Mit der Neuordnung ihres Geländes hat sich die Einrichtungen einen ziemlichen Brocken vorgenommen: Einige alte Gebäude sollen verschwinden, andere um- oder neu gebaut werden. Ziel ist es, mehr Platz für mehr Schüler und mehr inklusive Angebote zu schaffen, den vorhandenen Raum für eine zeitgemäße Nutzung zu ertüchtigen und dem Areal insgesamt ein offeneres Antlitz zu verschaffen.

Die Betty-Hirsch-Schule als Grund-, Werk- und Realschule soll künftig Unterricht bis einschließlich Klasse 10 auch als inklusives Angebot ermöglichen. Räume für Sport und Veranstaltungen sowie Treffpunkte, Bistro und Kantine sollen von blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen gleichermaßen genutzt werden können. Eine neue Turnhalle soll die alte ersetzen. Neu geplant werden ein Internats- und ein Schulgebäude sowie ein Werkhaus, an dessen Stelle derzeit ein Wohnhaus steht. Das bislang als Internat genutzte Hauptgebäude der Nikolauspflege bleibt: Es handelt sich um ein geschütztes Kulturdenkmal. Insgesamt soll das Areal künftig effizienter genutzt werden können als dies bislang möglich ist.

Anhand einer Machbarkeitsstudie des Büros mh-Architekten Stuttgart waren drei Varianten einer grundsätzlichen Neuordnung gecheckt und der Verwaltung vorgestellt worden. Einige der geplanten Gebäude ebenso wie einige der alten Bauten befinden sich innerhalb einer Bauverbotszone. „Man muss diese Gebäude als Baumaßnahme planungsrechtlich sichern“, sagte Ingrid Schwörer. Für das Areal gelten außerdem wegen seiner Halbhöhenlage besondere Anforderungen was die Klimaverträglichkeit, die Durchgrünung der Hänge und die Einfügung ins Stadtbild anlangt.

Zwei Korridore bringen Frischluft

Das besondere Augenmerk der Stadtverwaltung galt den Frischluftschneisen. Sie müssen mindestens zehn Meter Breite aufweisen und dürften baulich nicht verstellt werden, wie Ingrid Schwörer vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung erklärte. Eine weitere Vorgabe der Stadt ist, dass die zusammenhängende private Grünfläche auf dem Gelände, die fast 6000 Quadratmeter umfasst, nicht überbaut werden darf. Ferner wird gewünscht, dass die Gebäude entlang der Kräherwaldstraße keine geschlossenen Riegel bilden dürfen – zwei Korridore ergeben sich ohnehin durch die Frischluftschneisen. Aber auch in der Höhe wird eine Staffelung verlangt. Es sei nur eine „behutsame Nachverdichtung“ möglich, sagte Schwörer.

In der Art der Gebäudegestaltung entlang der Kräherwaldstraße, wie sie die in den Planungsvarianten sichtbar wird, spiegelt sich der Wunsch der Einrichtung wider, sich künftig mehr nach außen hin öffnen zu wollen. „Das ist eine architektonische einladende Geste“, erklärte Ute Michaelsen vom Büro mh-Architekten. Die Nikolauspflege strebt baulich eine Öffnung zur Nachbarschaft hin an, um das Gelände im Rahmen der gemeinsamen Betreuung von Sehbehinderten und Sehenden größeren Teilen der Gesellschaft zugänglich zu machen und Begegnung zu ermöglichen .

Im Dezember wurde die Machbarkeitsstudie bereits dem Bezirksbeirat, dem Städtebauausschuss und den Gemeinderäten vorgelegt. Sie alle empfahlen dieselbe Variante weiter zu bearbeiten. Sofern auch der Ausschusses für Umwelt und Technik zustimmt, findet auf dieser Grundlage ein Wettbewerbsverfahren statt, dessen Ergebnis dem weiteren Bebauungsplanverfahren zugrunde gelegt werden soll.