Frieder Stehle-Lukas und Margit Kees-Baumann in ihrem beruflichen Paradies Foto: Tilman Baur

Frieder Stehle-Lukas und Margit Kees-Baumann sind das neue Führungsduo im Birkacher Nikolaus-Cusanus-Haus. Er ist gerade einmal 30, aber dem Haus schon lange verbunden.

Birkach - Der Eingangsbereich des Nikolaus-Cusanus-Hauses in Birkach strahlt die Gemütlichkeit eines gepflegten Stadtparks aus. Vor dem raumgreifenden Arrangement aus Pflanzen und Steinen plätschert Wasser aus einem Rohr in den Teich. Hausbewohner sitzen auf Bänken in der Mitte des Foyers und plaudern, während andere gemächlich ins Café schlendern. „Ein Zwetschgenkuchen mit Sahne, bitte!“, ruft eine ältere Frau.

Dieses friedliche Miteinander gefällt Frieder Stehle-Lukas. Zusammen mit Margit Kees-Baumann (59) leitet der 30-Jährige seit wenigen Tagen die Einrichtung an der Törlesäckerstraße. Nicht zuletzt deren anthroposophische Ausrichtung überzeugte den ehemaligen Waldorfschüler davon, dem Haus nach seinem dualen Studium der Sozialwirtschaft treu zu bleiben. „Ich bin vom Angebot überzeugt, das wir unseren Bewohnern machen“, sagt Stehle-Lukas, der es genießt, als Geschäftsführer eines Vereins nicht profitorientiert denken zu müssen. Nach Zivildienst, Studium und einer Anstellung als Controller hat er als Geschäftsführer nun also bereits die vierte hausinterne Station inne.

Mehr als Dienst nach Vorschrift

Auch für Margit Kees-Baumann ist das Nikolaus-Cusanus-Haus keine Einrichtung wie jede andere. Wie man hier mit Menschen umgehe, sagt die gelernte Krankenschwester, sei entscheidend. „Als ich vor Jahren in der Filderklinik arbeitete, hatte ich ein entscheidendes Erlebnis“, erzählt Kees-Baumann. Dort, so die 59-Jährige, seien sich Ärzte und Krankenschwestern auf Augenhöhe begegnet. „Da hat man sich wirklich darüber ausgetauscht, wie es den Patienten geht“, während in vielen anderen Krankenhäusern nur Dienst nach Vorschrift gemacht worden sei. Auch in Birkach stehe der Mensch im Vordergrund: Das war ein ausschlaggebendes Argument für Kees-Baumann, sich nach einer Zeit als freiberufliche Dozentin 2004 fest der Arbeit im Nikolaus-Cusanus-Haus zu verpflichten. Als Vorstand und Geschäftsführerin hat sie immer auch das große Ganze im Blick: Neues entwickeln, Lösungen finden, Strukturen schaffen, all das liege ihr, sagt sie. „Das kann auch herausfordernd sein. Gutes Personal zu finden zum Beispiel ist sehr schwer“, sagt Kees-Baumann. Bevorzugt binde man deshalb Mitarbeiter langfristig ans Haus, um die Fluktuation niedrig zu halten. „Am Ende merken das die Bewohner auch, wenn sich die Mitarbeiter wohl fühlen“, sagt Stehle-Lukas.

Das Team wird eingebunden

Für ihn sei der direkte, tägliche Draht zu den Hausbewohnern das Schönste, aber auch das Schwierigste an seinem Job, sagt Stehle-Lukas. Zudem biete ihm die neue Position gestalterische Freiräume: „Ein Projekt ist zum Beispiel der ambulante Pflegedienst, den wollen wir in nächster Zeit noch stärker ausbauen.“ Allerdings nie im Alleingang, sondern im Team. „Wir pflegen ein sehr kollegiales Führungsverhalten“, so Stehle-Lukas, alle Mitarbeiter würden in Entscheidungen miteinbezogen.

Entscheiden, Weichen stellen, etwas bewirken: Wenn man die beiden neuen Chefs auf einen gemeinsamen Nenner bringen wollte, wäre es vermutlich dieser Dreiklang. „Wie entwickelt man sich als Einrichtung weiter? Das passiert nicht von allein“, sagt Kees-Baumann. Das Haus zur Zufriedenheit aller zu gestalten, das sei ihr größter Ansporn. „Wir leben hier in einem sozialen Organismus, der sich laufend verändert“, sagt Frieder Stehle-Lukas. „Diesen Prozess zu begleiten, das motiviert mich.“