Das E-Book wird multimedial. Foto: Amazon

Mehr Akkuleistung, Filme abspielen, Apps installieren: Die Neuauflage des Amazon-Tablets Kindle HD Fire 8 im Test.

Stuttgart - Die nächste Generation des Fire-HD-Tablets kommt auf den Markt. Der 8 Zoll große Tabletcomputer bietet mehr Speicherkapazität als der Vorgänger, und auch die Akkuleistung hat sich verbessert.

Was ist neu am Fire HD 8?
Vergangenes Jahr erschien die erste Generation des Kindle Fire HD 8, der sich mit seinem 8-Zoll-Bilschirm (20,3 Zentimeter) zwischen dem Fire HD 6 und dem Fire HD 10 einordnet. Bei der Neuauflage handelt es sich um ein technisch gegenüber dem Vorgänger merklich aufgewertetes Gerät. Der neue Vierkern-Prozessor und der auf 1,5 Gigabyte vergrößerte Arbeitsspeicher sollen ein schnelleres Starten von Apps und insgesamt eine flüssigere Darstellung bieten, was sich im Test auch bestätigt. Der interne Speicher wurde auf 16 oder 32 GB vergrößert. Er lässt sich zusätzlich per Micro-SD-Karte um bis zu 200 GB erweitern. Die für die meisten Anwender wichtigste Neuerung dürfte die vergrößerte Akku-Laufzeit sein. Statt nach acht Stunden muss der Fire HD 8 nun erst nach rund zwölf Stunden an Netz.
Was ist der Unterschied zum Kindle Paperwhite?
Bei der Paperwhite-Reihe handelt es sich um klassische E-Book-Reader mit elektronischer Tinte. Sie ermöglichen eine Anzeige, die der von Papier sehr nahekommt. Das macht das Lesen deutlich augenschonender als bei anderen Tablet-Displays. Darüber hinaus ist die Akkulaufzeit um ein Vielfaches höher. Das Fire HD 8 ist dagegen mit einem IPS-Farbbildschirm mit einer Auflösung von 1280 x 800 Pixeln ausgestattet. Im Gegensatz zum Paperwhite sind die Fire-Modelle als Multimedia-Abspielgeräte konzipiert, auf denen man Filme anschauen oder Apps installieren kann. Die „Blue Shade“-Funktion reduziert blaues Licht und soll das Lesen kurz vor dem Schlafen weniger belastend machen. Das führt aber zu einem starken Gelbstich, den viele Nutzer nicht als angenehm empfinden dürften.
Lassen sich alle Android-Apps nutzen?
Nein. Das Betriebssystem des Kindle Fire beruht zwar auf Googles Android. Allerdings hat Amazon seine eigene Android-Version vorinstalliert, mit der längst nicht alle gängigen Apps kompatibel sind. Amazon unterhält einen eigenen App-Shop, der sich als App auf dem Fire befindet. Darin finden sich auch spezielle Kategorien wie „Amazon Underground“ mit kostenlosen Apps ohne In-App-Käufe, bei deren Start Werbung eingeblendet wird.
Muss man Amazon-Prime-Kunde sein, wenn man den Kindle Fire kauft?
Nicht zwangsläufig. Zwar ist beispielsweise der Dienst Amazon Prime Video, über den Prime-Kunden viele Videos kostenlos anschauen können, vorinstalliert. Auch der Amazon Online-Shop, Amazon Music oder Audible-Hörbücher sind auf dem Gerät sehr präsent. So finden sich unter „Video“ nur Prime-Angebote, während sich andere Anbieter wie Netflix mit einem Platz in der Gesamtübersicht begnügen müssen. Dennoch ist man nicht an Amazon gebunden, sondern kann etwa Musik über Spotify hören oder Filme über andere Dienste schauen. Bei E-Books ist man wie bei allen Kindle-Geräten auf das Amazon-Angebot beschränkt.
Kann man das Gerät auch gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern nutzen?
Ja, das ist möglich. Über „Einstellungen“ kann man in der Rubrik „Persönlich“ unter „Profile und Familienbibliothek“ ein zweites Erwachsenen- oder Kinderprofil hinzufügen. Erwachsene Mitnutzer müssen aber ebenfalls über ein Amazon-Kundenkonto verfügen. Für Kinderkonten müssen Inhalte und Apps explizit freigegeben werden. Darüber hinaus bietet Amazon ein „Freetime“-Kinderabo an. Für rund drei Euro pro Monat stehen zahlreiche kindgerechte Inhalte zur Nutzung bereit. Wer möchte, kann über das Kinderkonto auch Nutzungslimits festlegen.
Was sind „Spezialangebote“?
Im Rahmen zeitlich begrenzter Aktionen werden die Kindle-Geräte Prime-Kunden vergünstigt angeboten. Noch einmal um zehn Euro günstiger werden die Geräte, wenn man „Spezialangebote“ in Kauf nimmt. Das sind Werbeanzeigen von Amazon, die beim Fire 8 HD jedoch ausschließlich auf dem Sperrbildschirm erscheinen. Sollte man es sich später anders überlegen, kann man die Werbung gegen eine einmalige Gebühr nachträglich abschalten lassen.
Kann man den App-Shop von Amazon auch umgehen?
Ja. Dazu muss man in den Einstellungen unter „Sicherheit“ das Installieren von Apps „unbekannter Anbieter“ gestatten. Danach kann man über externe Anbieter wie „1mobilemarket APK“ sogenannte APKs (kurz für „Android application packages“) installieren. Das sind ausführbare Dateien, mit denen sich auch nicht von Amazon angebotene Apps installieren lassen. Das Installieren solcher Anwendungen erhöht allerdings das Risiko eines Schädlingsbefalls erheblich und sollte nur von erfahreneren Nutzern durchgeführt werden.
Für wen lohnt sich der Kauf des neuen Kindle Fire HD 8?

Wer ein preisgünstiges Android-Tablet vorzugsweise zur Medienwiedergabe sucht, findet im Kindle Fire HD ein durchaus vielseitiges und brauchbares Gerät mit sehr guter Akkulaufzeit. Zum Arbeiten ist das Gerät aber ungeeignet. So finden sich zwar Microsofts Online-Speicher One Drive und das Notizprogramm One Note in Amazons App-Shop, Office-Anwendungen oder eine Dropbox-App sucht man dagegen vergeblich. Man kann solche Anwendungen aber auch direkt über den Browser nutzen. Für Amazon-Kunden und als E-Reader mit Multimediafunktionen ist das Gerät perfekt, zumal sich damit zusätzlich exklusive Dienste wie Amazons Leibücherei nutzen lassen.