Für viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter ist ein Tafelladen eine wichtige Anlaufstelle, um günstiger einzukaufen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die steigende Armut in der Stadt wird in den Tafelläden täglich sichtbar. In Bad Cannstatt haben die Kunden und die Mitarbeiter jetzt einen neuen, geräumigen und modernen Laden bekommen, der auch ein Treffpunkt ist.

Größer, gepflegter, moderner, heller und vor allem kunden-und mitarbeiterfreundlicher das ist der neue Laden der Schwäbischen Tafel in Bad Cannstatt-Steinhaldenfeld. Am 2. August, drei Tage nach der Neueröffnung, war die offizielle Eröffnung der Räume in der direkt an der Stadtbahnlinie U2 gelegenen Steinhaldenstraße 167.

Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann betonte in ihrem Grußwort, dass es bei der Tafel um mehr als nur um gerettetes Essen zum Minipreis geht: „Das ist auch ein Ort der Begegnung und durch die dort geschaffenen Arbeitsgelegenheiten ist es auch ein Ort der Teilhabe.“ Die Krisen der Welt schlagen sich im Stadtbild des reichen Stuttgarts nieder: „Die Armut ist sichtbar geworden“, sagte sie. Nicht nur Empfänger von staatlichen Leistungen sind von Armut betroffen. „Viele Menschen machen sich Sorgen, in vielen Haushalten wird gespart.“

2400 Kunden kommen täglich

Uli Rabeneick, der Vorstandsvorsitzende des Vereins Schwäbische Tafel, erinnerte daran, „dass die Tafel mit täglich 40 Tonnen eingesammelter Nahrungsmittel, die sonst in den Müll wandern würden, einer der größten Lebensmittelretter ist.“ Etwa 2400 Kunden kommen täglich in die vier Läden in Stuttgart und Fellbach und kaufen für sich selbst oder für ihre Familien ein. Die Tafel rechnet, dass somit rund 7500 Menschen jeden Tag versorgt werden.

Der frühere Tafelladen in der Brückenstraße in Bad Cannstatt war nicht nur viel zu klein geworden. Es fehlte auch ein Aufenthaltsraum für das Personal und das Büro musste sich die Geschäftsleitung mit einer anderen in dem maroden Gebäude ansässigen Firma teilen.

Die SWSG sanierte die Räume

Die SWSG bot der Tafel die jetzigen Räume einer ehemaligen Bäckerei an der Steinhaldenstraße. Doch bis zur Eröffnung war es ein weiter Weg: Wände mussten raus, andere Wände mussten rein. Der ehemalige Laden mit Backstube wurde von der SWSG kernsaniert und die Sanitäranlagen wurden modernisiert. „Auch ein Industrieboden musste rein. Der ist teuer, aber notwendig wegen der Paletten, die drüber gezogen werden“, erklärt Hilli Pressel, die stellvertretende Projektleiterin.

Angesichts der multiplen Krisenlagen, die einen auch in Stuttgart täglich umtreiben, sei er stolz darauf, wenn die SWSG wie hier „ein positives Beispiel und Zuversicht vermitteln kann“, sagte Samir M. Sidgi, der Vorsitzende der SWSG-Geschäftsführung. Als Geschenk brachte er die Zusage für 20 Hocker sowie Regenschirme für die Kunden sowie weitere Regale für die Ladeneinrichtung mit.

Auch Man-Power wurde spendiert

Der Rotary-Club Solitude hat mit einer Großspende zwei Wandkühlregale finanziert und der Lions Club Wirtenberg gab nicht nur Geld, sondern auch Manpower: Einige Mitglieder packten kräftig beim Aufbau des Mobiliars mit an. Darüber hinaus ermöglichten viele private Spender den Umbau.

Die Bedeutung der Tafelläden hat sich geändert, seit die Lebensmittelpreise und die Zahl der Geflüchteten gestiegen sind: „Früher kamen die Leute vorbei, um zu schauen, was es gerade Günstiges gibt. Jetzt ist sehr viel Druck drauf“, beobachtet Hilli Pressel. So warteten am Eröffnungstag die ersten der insgesamt 500 Kunden schon zweieinhalb Stunden vor dem Laden bevor dort um 10 Uhr die Türe aufgeht.

Helfer sind dringend gesucht

Obst und Gemüse, Backwaren, Tiefkühlkost und - wenn es welche gibt - Wurst sind immer gleich weg. Zum Anliefern, Auspacken, Sortieren und Einräumen braucht die Tafel viel Personal. Deshalb ist der Verein auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die bei freier Zeiteinteilung mithelfen. Auch junge Leute, die sich im Bundesfreiwilligendienst engagieren wollen, sind hoch willkommen: „Als Beifahrer in den Transportern. Denn die Fahrer können nicht alles alleine schleppen“, sagt Hilli Pressel.

Auch in Feuerbach wurde dieser Tage gefeiert, denn vor 25 Jahren wurde hier der erste inklusive Tafelladen Deutschlands eröffnet. Betrieben wird er vom BHZ, beliefert von der Schwäbischen Tafel Stuttgart, die als Regionaltafel insgesamt 34 Läden anfährt. In Feuerbach arbeiten rund 30 Ehrenamtliche, die mit drei hauptamtlichen BHZ-Mitarbeitern und zwölf Menschen mit Behinderung den Betrieb an der Hohnerstraße managen.

Alle Informationen zum ehrenamtlichen Engagement bei der Schwäbischen Tafel finden Sie unter: https://www.tafel-stuttgart.de/.