Dierk Höhne Foto: Kunstmuseum Stuttgart

Im Museumsbetrieb ungewöhnlich: Dierk Höhne ist kein klassischer Kunsthistoriker. Eben deshalb könnte der Neue ganz neue Blicke im Kunstmuseum Stuttgart eröffnen.

Dierk Höhne ist neuer Kurator am Kunstmuseum Stuttgart. Er wird die zeitgenössische Kunst betreuen, will den Blick auf die Kunst aber weiten.

Herr Höhne, Sie sind neuer Kurator am Kunstmuseum Stuttgart. Haben Sie Ihr Büro schon bezogen?

Ja, ich habe sogar schon einen funktionierenden Internetzugang, insofern läuft alles wie am Schnürchen.

Sie haben in Berlin und Frankfurt studiert und in München volontiert. Fehlte da noch Stuttgart auf Ihrer Landkarte?

Für mich was spätestens ab München klar, dass ich an einem öffentlichen Haus arbeiten will, an dem es eine historische Sammlung gibt. Das Besondere am Kunstmuseum ist, dass es auf einer städtischen Sammlung aufbaut und sich die Impulse, die über die Jahrzehnte hinweg gesetzt wurden, gut abbilden lassen.

Wofür steht das Kunstmuseum Stuttgart aus Ihrer Sicht?

Die Nachkriegskunst ist relativ stark vertreten. In den Sechziger-, Siebzigerjahren gab es dann den Ankauf der Werke von Otto Dix. 2015 hat man mit der Ausstellung auch die Provenienzforschung aufgezeichnet, was zeigt, dass man sich selber hinterfragt, wie die Sammlungspolitik war. Das finde ich interessant, in eine solche Historie einzusteigen.

Sie haben Regionalwissenschaften Asien/Afrika studiert. Was ist das?

Es ist eine kunterbunte Mischung aus verschiedenen Aspekten aus Kulturwissenschaft, Anthropologie und Medienwissenschaft.

Sie sind also kein klassischer Kunsthistoriker. Müssen Sie sich in Themen wie Otto Dix ganz neu einarbeiten?

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube aber, dass sich auch Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker einarbeiten müssen, wenn sie an ein Haus mit einer so expliziten Sammlung und Ausstellungsgeschichte kommen. Für mich geht es natürlich um das Werk an der Wand, aber auch um die Geschichten, die zur Werkentstehung geführt haben oder um die Rezeption, wann das Werk wo gezeigt wurde.

Worin sehen Sie als Kurator Ihre Aufgabe?

Es sollte immer um einen ganzheitlichen Ansatz gehen. Museen sind auch Orte der Bildung und gestalten den Diskurs mit, dessen sollte man sich bewusst sein und das auch benennen. Eine Ausstellung ist aber auch eine sinnliche und ästhetische Erfahrung, deshalb muss man das Hintergrundwissen so aufarbeiten, dass es erfahrbar wird. Das Museum ist ja kein Seminarraum.

Wenn Sie sich ein Werk aus der Sammlung leihen dürften. Welches wäre es?

Gerade haben wir eine Ausstellung von Wolfgang Laib, da wären einige Werke dabei, die ich in mein Büro nehmen würde. Ich bin fasziniert von Minimalismus, der hier verbunden wurde mit organischem Material, was ich super spannend finde.