Jonas Puhm setzt sich mit Leidenschaft für junge Menschen ein. Foto:  

Jonas Puhm hört als Teamleiter der Mobilen Jugendarbeit Süd auf. Mehr als sechs Jahre hat er sich vor Ort um Jugendliche mit sozialschwachem Hintergrund gekümmert.

S-Süd - Sportlich ist Jonas Puhm nur bedingt. Das sagt er selbst. Für den Halbmarathon beim Stuttgart-Lauf hätte er sich alleine vermutlich nicht angemeldet. „Das war wirklich hart“, sagt Puhm lächelnd. Gut abgeschnitten habe er nicht. Nach einer Stunde und 57 Minuten sei er im Ziel gewesen.

Doch der sportliche Erfolg ist Puhm nicht so wichtig. Für ihn zählen seine Jugendlichen. Um die dabei zu unterstützen, im Leben weiterzukommen, läuft der Sozialarbeiter durchaus mal einen Halbmarathon. Den ist er nämlich mit einem seiner Jugendlichen gelaufen, die er im Rahmen seiner Tätigkeit als Teamleiter der Mobilen Jugendarbeit Süd betreut hat. „Das war ein kleiner Rabauke“, erzählt Puhm. Ein Chaot, der nicht viel auf die Reihe gekriegt habe. Seine pädagogische Message: „Ich wollte ihm zeigen, wie er Ziele erreicht, die er sich vorgenommen hat.“ Mit zwei anderen Jugendlichen hat Puhm eine längere und ausdauernde Radtour gemacht. „Auch was sich zunächst groß und viel anhört, kann ich schaffen“, sagt der 33-jährige Sozialarbeiter.

Die Jugendlichen stammen meistens aus sozialschwachen Familien

Puhm und sein Team bei der Mobilen Jugendarbeit kümmern sind nicht um irgendwelche Jugendliche. Die meisten haben Probleme, und davon oft jede Menge. Sie sind von Ausgrenzung betroffen, stammen aus sozial schwachen Familien, sind kriminell auffällig geworden, in der Schule gescheitert, haben keine Perspektive im Leben und hinzu kommt, dass sie von ihrer Herkunftsfamilie nicht aufgefangen werden. Von der Gesellschaft auch nicht. Sie sind durch das „Netz der Gesellschaft gefallen“, sagt Puhm. Die Aufgabe der Mobilen Jugendarbeit ist aus seiner Sicht „das Sprungtuch unter dem Netz zu sein, durch welches die Jugendlichen durchfallen“.

Puhm, mit 33 Jahren selbst schon Vater von drei Kindern, ist eher ein ruhiger und zurückhaltender Mensch. Über seine Erfolge spricht er nur auf Nachfrage. Auch seinen Werdegang – zwei Studiengänge abgeschlossen – erwähnt er nur nebenbei. Puhm muss in seinem Beruf aber auch nicht viel über sich selbst sprechen, sondern gut zuhören können. Das allein wäre aber zu wenig. Er muss noch einen Schritt weiter gehen: „Ich habe gelernt, jeden Jugendlichen als Mensch bedingungslos zu akzeptieren.“ Die Jugendlichen sollen lernen das sie in Ordnung sind, wie sie sind – nur ihr Verhalten eben manchmal nicht gesellschaftskonform ist.

Aber „seine Jugendlichen im Süden“ seien nicht die schlimmsten. Während seines dualen Studiums in Sozialpädagogik bei einem kleinen, lokalen Verein war Puhm für ein Jahr in Kenia und arbeitete dort mit afrikanischen Straßenkindern. Als Streetworker. „Das war ein ganz anderes Niveau dort.“ Neben Einzelfallhilfe, Gruppen- und Gemeinwesenarbeit ist Streetwork auch eine seiner Aufgaben im Süden. „Das sind die vier Säulen unserer Einrichtungen, das weltweiter Konzept der Mobilen Jugendarbeit“, sagt Jonas Puhm.

In den Süden kam er zunächst nur zum „Ausspionieren“, nach seinem Studium in Freiburg im Jahr 2009. Zuerst war er Mitarbeiter, seit 2012 ist er Teamleiter in der Möhringer Straße 87b. Mit einer kleinen Zweigstelle in Kenia. „Da haben wir eine Patenschaft übernommen.“ Eigentlich wollte er in Afrika bleiben, hat dazu eigens noch einen Master in Internationalem Non-Profit-Management abgeschlossen. „Dann hat es mir doch wahnsinnig gut gefallen“, sagt er. „Bereut habe ich es nie.“

Schulsozialarbeit und eine bessere Vernetzung im Bezirk

Das zeigt sich auch an seinem Einsatz im Süden: Er hat das Konzept der Mobilen Jugendarbeit vor Ort um den Punkt Schulsozialarbeit erweitert, um die Begleitung von Berufseinsteigern, über die Handlungsfeldkonferenz Süd war er mit beteiligt, dass die Jugendeinrichtungen im Süden sich besser vernetzen und nicht zuletzt hat er eine Berufsmesse für Lehrberufe an der Lerchenrainschule mit initiiert. Ein großer Einsatz für Kinder und Jugendliche, um die sich sonst kaum jemand kümmert. „Jonas ist ein guter Mensch“, sagt sein Kollege Baykar Tavit und gerät ins Schwärmen: „Ein aufopfernder, treuer, ehrlicher und loyaler Herzensmensch.“ Der Mobilen Jugendarbeit werde er sehr fehlen. „Er hat wirklich alles mit Hingabe gemacht“, sagt Tavit, „und mit einem Lächeln.“ Puhm arbeitet nun seit Anfang des Monats bei der Mobilen Jugendarbeit in Reutlingen.

Und der er Bub, mit er den Halbmarathon gelaufen ist, studiert inzwischen erfolgreich Mathematik.