The Lords geben sich die Ehre: Lord Philippe, Lord Leo, Lord Jupp und Lord Bernd (von links) Foto: Gottfried Stoppel

„Poor Boy“ war der erste Hit der Lords – vor fast 50 Jahren. Nun veröffentlichen sie zwei neue CDs. Die vier Musiker, die in wechselnder Besetzung seit 1959 auftreten, haben einiges vor. Für Aufnahmen kamen sie jetzt in Kati’s Bistro, so lässig wie eh und je.

Winnenden - Die Platte ist wertvoll, die musst du aufheben“, mahnt Lord Leo den Jungspund von der Presse, der ganz stolz erzählt hat, er habe noch eine Single von Jimi Hendrix „Hey, Joe“ aus dem Veröffentlichungsjahr 1967, gekauft von der älteren Schwester. „Da waren wir damals in München beim Konzert“, erzählt der dienstälteste Lord. Allerdings nicht als Vorgruppe des legendären Gitarristen, wirft er ohne eine Miene zu verziehen ein. „Wir waren im Publikum.“

Neben den Musik-Profis sieht jeder alt aus

Auch wenn es widersinnig klingt: Da sieht man alt aus, wenn man mit der Band The Lords redet. Das, was man aus frühester Kindheit vom Fernsehen her kennt, und als Anekdote in den Raum stellt, haben sie mitgemacht, zumindest ein Teil der heutigen Besetzung. Im „Beatschuppen“ sind sie aufgetreten, jener Sendung, die in den 60ern am Samstagnachmittag jene neue Musik in die deutschen Wohnzimmer beförderte. Fünf junge Musiker stehen da auf der Bühne, jeder eine Frisur wie Prinz Eisenherz und schwingen ihre langen Haxen wie die Tänzerinnen eines Fernsehballetts.

„Poor Boy“ ist der absolute Hit der Musiker, die von vielen für Engländer gehalten werden. Auch wenn sie seit 1964 als „die deutschen Beatles“ gehandelt werden, nachdem sie im Hamburger Star-Club zu „Deutschlands Beatformation Nr. 1“ gewählt wurden. „Wir haben nur einen deutschen Song aufgenommen“, erinnert sich Lord Leo, der von Anfang an mit dabei ist. 1959 wurde die Band unter dem Namen „The Skiffle Lords“ gegründet. „Wem so viel Gutes wird beschert“ war damals der gängige Werbeslogan für Asbach Uralt, erfährt man auf der Homepage der Band. Logisch: in jenem Jahr seien nämlich die Skiffle-Lords gegründet worden.

Zusammen zählen die vier Lords 255 Lenze

56 Jahre später wollen es die vier aktuellen Mitglieder wieder wissen. Neben der CD „The Lords reloaded“ werfen sie ein Album mit 13 komplett neuen Songs auf den Markt: „No more than ever“. Um die Platten zu promoten sind sie nach Winnenden gereist und um in Kati’s Bistro Aufnahmen für eine Sendung von BW-Family zu machen. „Das sind beinharte Verhandlungen“, sagt Hans Derer, auf dessen Winnender Plattenlabel 7us Music die beiden Platten erscheinen. Und eins sei klar: „Als Oldie-Band wollen sie nicht gesehen werden.“ Dabei kommen sie zusammen auf stolze 255 Lebensjahre, der jüngste Lord zählt 51, der älteste 71 Jahre. Und so wird der auch nicht mehr ganz taufrische Reporter grinsend mit den Worten, „dann machs mal gut, junger Mann“, von ihnen verabschiedet.

Winnenden sei übrigens kein unbekannter Ort für sie. „Vergangenes Jahr haben wir hier im Storchenkeller gespielt“, sagt Lord Jupp. Zu klein sei der Raum nicht gewesen, im Gegenteil, meint Lord Bernd, der als Bassist wie so oft der ruhende Pol der Gruppe ist. „Da ist die Atmosphäre viel besser als in einer großen Halle.“