Jörg Kleinbeck ist für die Ausstellung durch den Bezirk gestreift. Foto: Saskia Drechsel

Prunk und Plüsch werden von Sonntag an im Muse-o an der Gablenberger Hauptstraße 130 geboten. Eine neue Ausstellung des Museumsvereins widmet sich dem Historismus im Bezirk Stuttgart-Ost.

S-Ost - Im Alten Schulhaus beschäftigt sich die Ausstellung des Museumsvereins mit dem Historismus im Bezirk und hat allerlei Unbeachtetes zu Tage befördert. „Nach der Ausstellung werden die Besucher viele Ecken mit anderen Augen sehen“, sagt der Kurator Ulrich Gohl. Säulchen, gotische Spitzbögen, neugotische Baustoffe und Zierelemente, all das findet sich an den Gebäuden von Ostheim über die Wagenburgstraße nach Gablenberg bis zur Gänsheide. In den meisten deutschen Städten war der Historismus im 19. Jahrhundert sehr verbreitet. Gerade in der Architektur griff man auf ältere Stilrichtungen zurück. Der Stuttgarter Osten ist zu dieser Zeit explosionsartig gewachsen, es wurde viel gebaut in einem Stil, der eine Art Rückbesinnung ist und Gemütlichkeit, aber auch Rückwärtsgewandtheit verbindet“, sagt Gohl.

Ungeliebter Historismus

Das dachte sich auch Jörg Kleinbeck, eigentlich vom etwa zeitgleich entstehenden Jugendstil begeistert und nahm den ungeliebten Historismus unter die Lupe. Der pensionierte Buchhändler streifte durch den Stuttgarter Osten und dokumentierte seine Funde. „Man sieht noch immer viel von der Stilrichtung und das trotz den Kriegszerstörungen, ich war überrascht. Man muss manchmal ganz genau hinschauen, dann entdeckt man eine Menge“, sagt der Autor der Ausstellung.

Entstanden sind mehr als zwei Dutzend Bild-Text-Tafeln, die Beispiele des Stils zeigen. Besonders stechen die Villa Berg und die Berger Kirche hervor. Sie gelten als stilprägende Ikonen des Historismus. Die Berger Kirche war das erste Neogotik-Gotteshaus Württembergs, die Villa Berg der erste Neo-Renaissancebau. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt aber auf Häusern. Sie tragen manchmal nur in Teilen historische Züge. So etwa die Ostheimer Schule mit einem schmiedeeisernen Handlauf, Baustoffen an der Hauptfassade und einem Hauptportal mit Renaissanceelementen.

Erbstücke ausgeliehen

Neben den vielen Historismus-Elementen an den Gebäuden sind im Muse-o außerdem Dinge des täglichen Bedarfs ausgestellt. Eine Klingeltafel aus Gablenberg ist dabei, Einrichtungsgegenstände wie Plüschsessel und Schränke sowie papierene Zeugnisse. Die meisten stammen von Bürgern aus dem Stuttgarter Osten, die dem Muse-o ihre Erbstücke geliehen haben. Doch einige Plätze sind im zweiten Ausstellungsraum noch leer. „Wir wollen die Besucher mit einbinden und die Ausstellung interaktiver machen. Jedes Mal erklären uns Besucher, sie hätten auch noch ein passendes Stück daheim. Wer das sagt, darf es nun mitbringen und dazu stellen“, sagt Gohl mit einem Schmunzeln.