Klicken Sie sich durch die Bilder vom Big Air Stuttgart Foto: Rothe

2012 möchte der Veranstalter erneut eine Snowboard-Schanze im Neckarpark aufbauen. 

Stuttgart - Die Snowboarder sind wieder in den Bergen, der Schnee ist geschmolzen, doch Stuttgart soll als Wintersportort eine Zukunft haben. Der Veranstalter MPS zieht ein positives Fazit, will 2012 wieder eine Riesenrampe für waghalsige Sprünge der Athleten auf dem Wasen errichten.

Chas Guldemond hatte eine knallrote Nase. Nicht nur der Kälte wegen. Von der 36 Meter hohen Rampe auf dem Parkplatz P9 im Neckarpark hatte er sich in die Tiefe gestürzt, war 20 Meter durch die Luft geflogen, hatte sich dabei gedreht und war wieder gelandet, ohne sich ein Härchen zu krümmen. Beim zweiten Teil des Big Air Stuttgart allerdings, dem Balancieren über Hindernisse, "habe ich mit dem Gesicht gebremst" , erzählte der Amerikaner im Ziel. Er habe sich die Nase gebrochen, vermutete er, aber nicht nur seiner hohen Punktwertung, des Sieges und seines Preisgelds von 25.000 Euro wegen spürte er keine Schmerzen. "Das war eine sensationelle Veranstaltung", schwärmte er, "die Zuschauer waren unglaublich." Oder wie es sein Kollege Werni Stock ausdrückte: "Echt mega!" Nie habe er gedacht, dass das erste Mal in Stuttgart "so groß, so cool wird!"

Dabei soll es nicht bleiben. Die Echterdinger Agentur MPS hätte es 2012 gerne noch größer, noch cooler. 7000 Zuschauer kamen zu dem Wettbewerb am 5. Januar, tags zuvor waren 3000 Besucher beim Training. Damit erreichten die Organisatoren jene Marke, die sie sich vorgenommen hatten. 500.000 Euro betrug der Etat, exakt die 7000 Zuschauer benötigte man, "um eine schwarze Null zu schreiben", sagt Projektleiter Michael Benz. Sein Fazit: "Wir sind zufrieden." Auch die Aussteller der Messe Brandstation, die ihre Stände neben der Schanze aufgebaut hatten, hätten sich positiv geäußert. Angetreten war man ja ohnehin mit der Absicht, die Veranstaltung solle keine einmalige sein, "wir wollen uns etablieren und mit den Jahren auch wachsen".

"Ökologischer Unsinn ohnegleichen"

Das wollen die Grünen verhindern. Die Gemeinderatsfraktion hat einen Antrag gestellt, die Veranstaltung "über das Jahr 2011 nicht weiter auf städtischen Flächen zuzulassen". Dass die Organisatoren 1000 Kubikmeter Schnee auf 16 Lastern aus Sölden nach Stuttgart gebracht hätten, sei "ökologischer Unsinn ohnegleichen".

Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann sieht dies anders. "Ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten", sagt sie, "aus meiner Sicht ist diese Veranstaltung ein Gewinn für Stuttgart, wir werden dem Gemeinderat empfehlen, sie zu unterstützen." Natürlich sei Stuttgart kein Wintersportort, "das ist mir schon klar", aber wenn man eine geeignete Fläche hätte, "hätten wir auch gerne ein Beachvolleyballturnier hier". Ohne dass "Stuttgart am Meer liegt". Man müsse schon auch sehen, dass der Wintersport in die Städte kommt. Langlauf in Düsseldorf, Biathlon in Gelsenkirchen, vor kurzem ein Parallelslalom in München. "Man muss das ja alles nicht gut finden", sagt sie, "aber ich weiß doch, was in vier, fünf Jahren passiert, wenn wir nicht dabei sind: Dann heißt es wieder, die Verwaltung hat einen Trend verschlafen!"

Zum Ausruhen hat auf dem Wasen keiner Zeit. Die Rampe muss abgebaut werden. 250 Tonnen Stahl, 550 Quadratmeter Seekieferplatten und 60 Kubikmeter Holzpaneelen werden auseinandergeschraubt. Der Schnee ist schon weggeschaufelt und schmilzt auf dem Werferplatz des Stadions Festwiese. "Im Laufe der nächsten zwei Wochen wird nichts mehr von der Schanze zu sehen sein", sagt Benz. Die Holzplatten werden im Übrigen eingelagert, die hat MSP gekauft, im Vorgriff auf künftige Veranstaltungen. Auch 2012 soll Stuttgart Teil der Wettkampfserie "Ticket to Ride Snowboard Tour" sein. Wie Peking, Oslo und Modena.