Navigationsgerät – Foto: dpa

Das Landgericht Stuttgart hat vier Männer und eine Frau wegen Bandendiebstahls verurteilt. Die Gruppe soll massenhaft Navigationsgeräte gestohlen haben.

Stuttgart - Bundesweit werden pro Jahr etliche Tausend Navigationsgeräte aus Autos gestohlen. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 350 Millionen Euro. Dabei gehen die Täter, die oft aus dem osteuropäischen Ausland einreisen, mit einer „auffälligen Dreistigkeit“ zu Werke, wie es ein Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter formuliert. Jetzt hat die 5. Strafkammer des Landgerichts vier Männer und eine Frau wegen eines solchen Bandendiebstahls zu Bewährungs- und Gefängnisstrafen verurteilt.

Die Angeklagten im Alter zwischen 32 und 51 Jahren sollen von März 2012 bis März 2014 bundesweit 250 meist festinstallierte Navigationsgeräte im Wert von 250 000 Euro gestohlen haben. Die 37 Jahre alte Frau aus Dortmund soll den Weiterverkauf der Anlagen ins Ausland organisiert haben.

Dabei hatten sich die Täter vor allem auf Fahrzeuge der Marken VW und Audi spezialisiert. „Hochprofessionell und blitzschnell“, sei die Bande vorgegangen, so der Staatsanwalt. Zum Beispiel in Kornwestheim. Dort hatten die Täter auf dem Güterbahnhof ausgekundschaftet, wann Autozüge wie lang abgestellt werden. Im April 2013 schlugen sie zu und bauten rund 100 Navis aus. Das geht fix. Pro Auto benötigen die Profis weniger als fünf Minuten. Die Geräte haben einen Wert von bis zu 4000 Euro. Der angerichtete Schaden summiert sich auf durchschnittlich 7000 Euro, weil unter anderem Türschlösser und Verkabelung in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auch auf Güterbahnhöfen in Wolfsburg, Bremen, Emden und bei Mainz waren die Männer in wechselnder Besetzung unterwegs gewesen.

Autos in Autohäusern waren das Ziel

In Stuttgart ging es noch brachialer zu. Auf Autozügen sind die Wagen meist nicht verschlossen. Dort mussten die Täter nur das Sicherheitspersonal austricksen. In Stuttgart schlugen sie dagegen Seitenscheiben von Fahrzeugen in Autohäusern ein und bauten die Navis aus. Im Mai 2013 erbeuteten die Diebe so 31 Anlagen. Ehe die Männer dingfest gemacht werden konnten, hatten sie noch in Autohäusern in Ludwigsburg, Marbach, Herrenberg und Ditzingen 20 Navis gestohlen. Die Anlagen sollen vornehmlich nach Polen geschmuggelt und dort verkauft worden sein.

Das hat – nach anfänglichem Schweigen – der 33-jährige Angeklagte bestätigt. Er habe immer nur Schmiere gestanden, behauptet der Mann aus Ditzingen, und: „Es gab für jedes Navi von unseren Abnehmern in Polen 200 Euro“, sagt der Bursche, der zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Mit dem Reisebus seien die gestohlenen Geräte nach Polen geschafft worden. Die Ermittler glauben, dass die Angeklagten nur Teil einer gut organisierten Bande sind, die vom Ausland aus die Fäden zieht und Gruppen gezielt zum Stehlen schickt.

Der 32-jährige Hauptangeklagte aus Dortmund wurde zu sechseinhalb Jahren verurteilt, ein 32-Jähriger Komplize zu drei Jahren. Der 51-Jährige und die 37-jährige Frau kamen mit Bewährungsstrafen davon.

Gegen einen 29 Jahre alten Mann aus dem Nordschwarzwald nehmen sich die Verurteilten fast wie Anfänger aus. Dem Verdächtigen wird vorgeworfen, er habe seit 2012 aus dem Mercedes-Werk in Rastatt mehr als 4000 Navigationsgeräte gestohlen. Die Anlagen haben einen Wert von rund 2,4 Millionen Euro.

Nach bisherigen Ermittlungen soll der Mitarbeiter einer Fremdfirma einen schwungvollen Handel mit Navis aufgebaut haben, wobei ihm seine Ehefrau und ein Hehler aus Wuppertal geholfen haben sollen. Wie der 29-Jährige die Geräte aus dem Werk geschafft hat, ist noch nicht geklärt. Allerdings sollen er, die Frau und der Hehler Teilgeständnisse abgelegt haben.

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