Nachdenklich: Für Joachim Löw könnte 2018 Schluss sein als Bundestrainer Foto: dpa

Seit 2006 ist Joachim Löw Fußball-Bundestrainer, mit dem WM-Triumph 2014 feierte er seinen größtmöglichen Erfolg. Doch irgendwann muss Schluss sein: Nach der WM 2018 könnte es so weit sein.

Ascona - Wenn sich die Nationalmannschaft an diesem Dienstag in Ascona trifft, um die Mission „Vierter EM-Stern“ einzuleiten, ist Joachim Löw mit seinen Gedanken ganz im Hier und Jetzt. Bis zum Beginn der Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) geht es einzig darum, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen, um dem WM-Titel 2014 auch einen EM-Triumph folgen zu lassen. In stillen Stunden jedoch denkt Löw an das große Ganze – und damit auch über seine Zukunft nach. Und die könnte schon in zwei Jahren nach Ablauf seines Vertrags enden. „Ich bin jetzt zehn Jahre dabei. Daher würde ich sagen, dass ich meine längste Zeit als Bundestrainer schon hinter mir habe. Irgendwann, so denke ich, brauchen vielleicht die Mannschaft, der Verband oder ich selber ein neues Ziel“, sagt Löw, „das muss man nach einem Turnier beurteilen, unabhängig vom Ergebnis.“

Sollte er bei der Nationalmannschaft aufhören, wäre eher das Ausland ein Ziel für den 56-jährigen Schwarzwälder, der seine Trainerkarriere einst beim VfB Stuttgart begonnen hat. „Vielleicht in Spanien oder in England. Deutschland kenne ich eigentlich schon sehr gut, vielleicht wäre da das Ausland noch mal reizvoller“, betont Löw. Den Trainerjob beim FC Bayern könne er sich dagegen derzeit nur schwer vorstellen: „Die Bayern haben jetzt einen sehr, sehr guten Nachfolger für Pep Guardiola geholt mit Carlo Ancelotti.“

Zunächst aber gilt seine ganze Konzentration der Vorbereitung auf die Mission „Vierter EM-Stern“. Löw hat nach zehn Jahren als Bundestrainer Erfahrung darin, die Spieler mit einem gigantischen Stab aus Betreuern und Fitmachern in einen Topzustand zu bringen. „Das ist uns vor den Turnieren immer gelungen, und auch diesmal wird es so sein“, kündigt er an. Nach den vier deutschen WM-Titeln 1954, 1974, 1990 und 2014 will Löw bei EM-Titeln (1972, 1980, 1996) gleichziehen. „Wir brauchen den vierten Stern, als Weltmeister haben wir ihn ja schon“, sagt Teammanager Oliver Bierhoff. Einfach wird das nicht, die Konkurrenz ist groß, deshalb mahnt Löw vor Überheblichkeit: „Wir sind stark, aber auch nicht unbesiegbar.“

Kroos und Podolski fehlen beim Treff in Frankfurt

Wie vor der EM 2008 in Österreich und der Schweiz residiert die Nationalmannschaft in Ascona im Hotel Giardino. Lukas Podolski, Mario Gomez und auch Kapitän Bastian Schweinsteiger waren schon vor acht Jahren dabei. Das Ü-30-Trio gehört zum 27-Mann-Aufgebot, das Löw in einer Woche um vier auf die dann 23 Turnierspieler reduzieren muss. „Es gibt keinen potenziellen Streichkandidaten. Ich habe keine Tendenz“, versichert Löw. Am ehesten müssen die Youngster Joshua Kimmich (FC Bayern), Julian Weigl (Borussia Dortmund), Leroy Sané (Schalke 04) und Julian Brandt (Bayer Leverkusen) damit rechnen, doch noch zu Hause bleiben zu müssen.

Die Mannschaft trifft sich am Dienstag in Frankfurt zur Einkleidung und fliegt am Nachmittag nach Ascona. Nicht dabei sind Toni Kroos, der am Samstag mit Real Madrid das Champions-League-Finale bestreitet, sowie Lukas Podolski (türkisches Pokalfinale mit Galatasaray Istanbul am Donnerstag). Am 7. Juni bezieht die Mannschaft ihr EM-Quartier in Frankreich. In zwei Testspielen vor dem EM-Auftakt am 12. Juni gegen die Ukraine in Lille bestreitet sie zwei Testspiele – am Sonntag in Augsburg gegen die Slowakei und am 4. Juni in Gelsenkirchen gegen Ungarn.