Die Stadtbahnen – hier beim Kirchentag in Stuttgart in diesem Frühsommer – fahren mit Ökostrom Foto: dpa

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG will vom Jahr 2016 an den kompletten Betrieb mit Ökostrom versorgen. Der Nahverkehrsbetrieb stellt dabei von Zertifikaten auf „wirklichen Ökostrom“ um, heißt es bei den SSB.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG will von 2016 an den kompletten Betrieb mit Ökostrom versorgen. Alle 184 Stadtbahnwagen fahren bereits umweltfreundlich. Der Strom für sie kommt von den Stadtwerken Wuppertal, benötigt werden pro Jahr fast 80 Millionen Kilowattstunden.

Der städtische Betrieb stehe „für nachhaltigen öffentlichen Nahverkehr in Stuttgart“, sagt Sprecherin Birte Schaper. Das Bekenntnis fällt den SSB leichter, seitdem die Mehrkosten für Ökostrom nicht mehr so gravierend sind. Sie lägen pro Jahr bei insgesamt rund 300 000 Euro, so Schaper. Allein die 80 Millionen Kilowattstunden für die Stadtbahnen (Mittelspannung mit 750 Volt) schlagen pro Jahr mit rund 80 Millionen Euro zu Buche.

„In diesem Markt wird um jeden Auftrag gekämpft, wir machen in Stuttgart ein schönes Geschäft“, freut sich Holger Stephan, Sprecher der Stadtwerke Wuppertal, über den bis 2018 laufenden Auftrag. Auch die Stadtwerke Stuttgart hatten sich als Lieferant beworben, mit „zwei verbindlichen, preislich und qualitativ attraktiven Angeboten“, so ein Sprecher. Sie beliefern zum Beispiel das Einkaufszentrum Gerber, das Theaterhaus und andere Kultur- und Gewerbebetriebe.

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Bereits 2011 hatte die SSB ihren Ökostromanteil auf 100 Prozent erhöht, allerdings wurden davon 75 Prozent über RECS-Zertifikate (Renewable Energy Certificates System) abgedeckt. Das sagt aber nur aus, dass irgendwo sauberer Strom produziert, nicht aber, dass solcher auch geliefert worden ist. Die Umweltorganisation Greenpeace nennt RECS daher eine „hochgradige Verbrauchertäuschung“. Eine Verpflichtung, Kraftwerke für erneuerbare Energien zu bauen, gebe es nicht. Die Zertifizierung für Privatkunden der Wuppertaler Stadtwerke, nach der mindestens ein Drittel der Ökostrommenge aus Kraftwerken stammt, die nicht älter als sechs Jahre sind, gelte auch für Gewerbekunden, sagt Stephan. Ein weiteres Drittel kommt aus Kraftwerken, die nicht älter als zwölf Jahre sind.

Die Initiative, „wirklichen Ökostrom“ zu beziehen, sei nicht von außen, sondern aus dem Unternehmen gekommen, sagt Schaper. Das bemühe sich auch sonst um Umweltschutz. Seit 2014 ist ein Blockheizkraftwerk im SSB-Zentrum in Möhringen in Betrieb, auf dem Dach der SSB-Halle im Waldaupark steht eine Fotovoltaikanlage, außerdem rollten inzwischen 14 Diesel-Hybrid- und vier Brennstoffzellenbusse, sieben E-Smarts, ein E-Focus und neun E-Bikes im Fuhrpark.