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Der Verwaltungsrat hat dem langjährigen Streit zwischen Belegschaft und Vorstand Beate Weiser in der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ein Ende gesetzt. Und hofft nun auf einen friedlichen Neuanfang.

Stuttgart - Nach Jahren andauernder Querelen und Streitigkeiten innerhalb der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg scheint nun endlich ein Ende in Sicht. Wie am Montag bekannt wurde, ist Beate Weiser bereits vergangene Woche von ihrem Posten im Vorstand abberufen worden. Entsprechende Informationen unserer Zeitung wurden vom Verwaltungsrat der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bestätigt. Demnach muss Weiser ihren Platz zum ersten Oktober dieses Jahres räumen.

Somit dürften die jahrelangen Streitigkeiten innerhalb der Verbraucherzentrale beendet sein. Bis dahin war es ein langer Prozess gewesen. Weiser war seit 2003 im Vorstand der Zentrale. 2010 ging die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erstmals mit Mobbingvorwürfen an die Öffentlichkeit. Da brodelte es aber schon seit langem zwischen Weiser und der Belegschaft. Angestellte sprachen von schlechter Stimmung, Überkontrolle und übler Nachrede. Immer wieder hatte es derartige Vorwürfe aus der Belegschaft gegen Weiser gegeben.

Einige Mitarbeiter wechselten wegen der Streitigkeiten ihren Arbeitsplatz oder gingen in Frührente. Zahlreiche Abmahnungen und Kündigungen landeten auch vor dem Arbeitsgericht – Anwalts- und Verhandlungskosten verschlangen hohe Summen, die der Zentrale an anderer Stelle, für ihre eigentliche Aufgabe, den Verbraucherschutz, fehlten. Allein 2011 sollen sich die Gesamtkosten für Anwaltskosten und Abfindungen auf 250.000 Euro belaufen haben.

Die Entscheidung soll kein Vorwurf an eine Partei sein

Nikolaos Sakellariou, Verwaltungsratssprecher der Verbraucherzentrale und Landtagsabgeordneter der SPD, führte viele Gespräche, um den Konflikt aus der Welt zu räumen. „Es geht immerhin um 80 Beschäftigte und um eine Organisation, die hauptsächlich aus öffentlichen Geldern finanziert wird“, sagte er am Montag unserer Zeitung. Diese Beschäftigten sollen nun durch jemanden von außen wieder eine Perspektive bekommen. Wer das ist, steht noch nicht fest. Die Stelle wurde vergangene Woche ausgeschrieben. „Das Betriebsklima in der Verbraucherzentrale hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert“, sagte ein Kenner der Umstände am Montag. „Da wird es großes Aufatmen im Betrieb geben.“

Sakellariou betont, dass die Entscheidung des Verwaltungsrats kein Vorwurf an eine bestimmte Streitpartei sei. „Es war ein jahrelanger Konflikt, der von beiden Seiten nicht gelöst wurde“, sagt er. Weiser habe in der Zeit als Vorstand auch wichtige Impulse gesetzt. So habe sie dazu beigetragen, den Eigenanteil an den Einnahmen der Organisation signifikant nach oben zu treiben. Auch habe sie sich für eine angemessene Bezahlung der Beschäftigten eingesetzt.

Er sei froh, dass dieser Prozess nun ein Ende gefunden habe. Allerdings: „Das ist nun die zweitbeste Lösung, aber auch die ist eine Lösung“, sagt Sakellariou. Die beste Regelung wäre seiner Meinung nach der komplette Neustart gewesen. Diesen hatte der Verwaltungsrat im Juni vorgeschlagen, um die verfahrene Situation zu entwirren. Die Idee damals: Die Aufsichtsräte berufen den Vorstand ab, im Gegenzug machen die Arbeitnehmervertreter den Weg frei für Neuwahlen des Betriebsrats. Dieser bleibt bei dem jetzt eingeschlagenen Weg im Amt.

Das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz wollte sich am Montag nicht zu der Abberufung Weisers äußern. „Die Verbraucherzentrale ist ein unabhängiger Verein, auf den das Land keinen direkten Einfluss hat“, so eine Sprecherin. Das Ministerium ist der Hauptgeldgeber der Verbraucherzentrale. Die ohnehin knappen Gelder sollen nun wieder dem eigentlichen Zweck der Verbraucherzentrale zukommen und nicht in internen Streitigkeiten der Zentrale versickern. Dass der Verwaltungsrat also ausgerechnet in der vergangenen Woche eine Entscheidung gefällt hat, dürfte durchaus mit den Haushaltsverhandlungen für 2013/2014 in Zusammenhang stehen. An diesem Dienstag wird der neue Haushalt des Landes von der Landesregierung verkündet.