Nach dem Rücktritt von Bahn-Chef Grube könnte sich das Unternehmen wieder in Richtung Staatsbetrieb entwickeln.
Stuttgart - Was haben die Bahn und die SPD gemeinsam? Beiden sind in den vergangenen Tagen kurzfristig die Chefs abhandengekommen. Während jedoch Sigmar Gabriel hinter den Kulissen rechtzeitig die Weichen für seine Nachfolge stellte, scheinen sich bei der Bahn die Ereignisse überschlagen zu haben. Offensichtlich hat der bisherige Konzernchef Rüdiger Grube mit seinem sofortigen Rücktritt eine Entscheidung getroffen, zu der der unschlüssige Aufsichtsrat sich nicht durchringen wollte. Das zeugt von Haltung und spricht für Grube. Dafür ist der Entscheidungsdruck auf die Aufseher nun umso größer. Denn die Geschäfte eines Bahn-Chefs lassen sich nicht für längere Zeit im Nebenjob durch den Finanzchef erledigen.
Ist das nun die Stunde des Aufsteigers Ronald Pofalla? Nach Jahrzehnten im Dienste der Politik heuerte er vor gerade mal zwei Jahren bei der Bahn an, wurde nach sieben Monaten Vorstandsmitglied und hat seit wenigen Wochen das bedeutsame Infrastruktur-Ressort mit rund 50 000 Mitarbeitern inne. In Rekordzeit ist er jetzt sogar im Rennen um den Posten des Vorstandschefs dabei. Was seinen Aufstieg allerdings stören könnte, ist die SPD, deren künftiger Chef Martin Schulz wohl wenig Interesse an der Bestellung eines altgedienten CDU-Kämpen hat.
Für die Bundesregierung hat es jedoch durchaus seinen Reiz, anstelle eines Managers aus der Welt der Wirtschaft jemanden mit politischem Stallgeruch einzusetzen – also jemanden, dem man nicht erst beibringen muss, dass Minister und Wahlkreisabgeordnete gerne bei der Frage mitsprechen, welche Trassen ausgebaut werden. Früher konnten Politiker über staatlich dominierte Banken Geld mobilisieren, das der offizielle Haushalt nicht hergegeben hat. Womöglich schaffen sie es mit dem Chefwechsel, dass die Bahn geschmeidiger wird, wenn es gilt, teure Wünsche der Politik zu erfüllen.
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