Vorbildliche Mülltrennung beim Kirchentag Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Jetzt sind alle klüger. Der Kirchentag brachte einige neue Erkenntnisse. Dazu zählt auch die Erfahrung, dass eine Großveranstaltung ohne Alkohol für die Polizei unproblematischer ist.

Stuttgart - Was bleibt vom Kirchentag? Mit welchen Impulsen geht die Stadtkirche aus der Veranstaltung? Diese Fragen kann Stadtdekan Sören Schwesig nicht beantworten. Er will erst Rückschau halten und dann mit den Gemeinden ein Fazit ziehen. So lange müssen Polizei, SSB und andere nicht warten:

Die Sicherheitslage

„Es war eine ganz hervorragende Zusammenarbeit zwischen Polizei und dem Kirchentag“, sagt Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Martin Schairer, „ja, es hat sogar Spaß gemacht.“ Alle Sicherheitsprobleme waren aus Schairers Sicht jederzeit „beherrschbar“. Darunter auch die Bombendrohungen in der Innenstadt. Das gute Ergebnis sei allerdings nicht selbstverständlich gewesen, so Schairer: „Die Herausforderungen waren groß.“ Die lobte indes „eine bewundernswerte Ruhe und Geduld“ der Kirchentagsbesucher. Prälat Ulrich Mack führt diese friedvolle Atmosphäre darauf zurück, dass beim Kirchentag kein Alkohol ausgeschenkt wurde: „Es ist ohne Alkohol ein anderes Feiern.“

Bahn-brechende Leistung

„Es war ein unvergesslicher Kirchentag“, heißt es bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Die U 11 pendelte an den fünf Tagen zwischen Stadt und Neckarpark täglich rund 17 Stunden lang. Eine bahn-brechende Leistung. Dabei beförderten die SSB bis zu 140 000 Fahrgäste. Die Fahrer ließen sich von der beschwingten Stimmung anstecken. Vereinzelt gab es Applaus für sie. Sabine McColgan, eine Besucherin aus Bremerhaven, bringt es in ihrem offenen Brief zum Ausdruck: „ Ich bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben, dass der Kirchentag zu einem unvergesslichen Erlebnis für mich wurde . . . bei den Stuttgartern für ihre Freundlichkeit, Offenheit und Geduld, bei den Fahrern der U- und S-Bahnen und der Busse, bei den Polizeibeamten und allen, die lange Schichten für uns gearbeitet haben.“

Handel zufrieden

Heinz Reinboth von der Interessengemeinschaft Königstraße hat sich die Mühe gemacht, während des Kirchentags die Händler in der City abzuklappern. Reinboth wollte wissen, ob die Kasse klingelte. Sein Ergebnis: „Die meisten Händler haben gute Geschäfte gemacht. Aber auch die Gastronomie hat in hohem Maße profitiert.“

SWR handelt sich Ärger ein

Wenig Freunde machte sich der Südwestrundfunk (SWR). Der Sender brach bei der Übertragung des Eröffnungsgottesdienstes die Rede von Bischof Gebhard Fürst mittendrin ab – die Ansprachen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Stuttgarts OB Fritz Kuhn (beide Grüne) wurden gar nicht gesendet. Gebührenzahler, die schriftlich Beschwerde führten, bekamen vom SWR eine Antwort mit diesem Kernsatz: „Diese Kritik können wir verstehen. Wir möchten Sie jedoch gleichzeitig darauf hinweisen, dass ein Fernsehprogramm vielen Anforderungen gerecht werden und den Erwartungen vieler unterschiedlicher Zuschauergruppen entsprechen muss.“

Ab zur Müllinsel

Protestanten sind fleißige Mülltrenner. Und sie scheuen keinen Weg zur nächsten Müllinsel. Die Bestätigung liefert die Abfallwirtschaft (AWS). „Die Besucher haben sich vorbildlich verhalten und den Abfall in den Abfallbehältnissen entsorgt“, sagt AWS-Sprecherin Anette Hasselwander. Zahlen zum Vergleich: An einem Wochenende entsorgt die AWS von Freitagnacht auf Sonntagmorgen in der City im Schnitt eine Abfallmenge von 56 Kubikmetern. An fünf Tagen Kirchentag kamen 60 Kubikmeter zusammen.