Der Porsche 919 Hybrid wird abgewunken: Der Rennwagen, der von 2014 an höchst erfolgreich in der Langstrecken-WM startete, wird nach dieser Saison ein Fall fürs Museum. Foto: AP

Porsche hat wie erwartet den Ausstieg aus der Langstrecken-WM (WEC) bekannt gegeben – und folgt nun den deutschen Herstellern Audi, BMW und Mercedes mit einem Werkeinsatz in der Formel E ab der Saison 2019/2020.

Stuttgart - Es hatte sich unzweifelhaft angedeutet, nun hat Porsche die Bestätigung abgegeben: Der Sportwagen-Hersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen steigt zum Ende dieser Saison aus der Langstrecken-WM (WEC) aus und will von 2019 an mit einem Werkteam in der Formel E starten. Wie beantworten kurz die wichtigsten Fragen dazu.

Warum steigt Porsche aus der Langstrecken-WM aus?

Porsche hat seit dem Werksengagement 2014 in der WEC zwei WM-Titel errungen (2015 und 2016) sowie drei Gesamtsiege beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans erreicht. In der aktuellen WEC-Saison liegt Porsche sowohl in der Fahrer-Wertung mit Brendon Hartley/Earl Bamber/Timo Bernhard in Front als auch in der Herstellerwertung – allerdings ist dabei lediglich noch Toyota als Werkmannschaft vertreten. Daher entspricht ein Start in dieser Serie, der jährlich mehr als 200 Millionen Euro kostet, nicht mehr dem Kosten-Nutzen-Aspekt, da das mediale Interesse eher gering ist, zu den neun Rennen der Saison kommen durchschnittlich zwischen 40 000 und 50 000 Fans.

Mit welchen Autos bleibt Porsche in Le Mans?

In Le Mans starten vier unterschiedliche Fahrzeug-Klassen. Die oberste Kategorie ist die LMP1-Klasse, das sind die stärksten Autos, die üblicherweise den Gesamtsieg untereinander ausmachen – in dieser Liga hat Porsche mit dem 919 Hybrid in den Jahren 2015 bis 2017 triumphiert. Daneben gibt es noch die LMP2-Klasse sowie die GTE Pro und die GTE Am. Porsche zieht sich nun aus der LMP1-Klasse zurück, bleibt jedoch mit dem 911 RSR nach wie vor in der GT-Klasse am Start – sowohl in der WEC als auch in Le Mans. Auch dieses Engagement ist ein Werkeinsatz. Darüber hinaus starten die 911-RSR-Teams in der US-amerikanischen Langstreckenserie IMSA SportsCar Championship, wo beispielsweise bei den 24 Stunden von Daytona gefahren wird. „Wir wollen in dieser Klasse die Nummer eins werden“, sagt Michael Steiner, Entwicklungsvorstand der Porsche AG, „Herstellervielfalt und die Qualität der beiden Sportwagen-Serien haben uns dazu bewogen, unser Engagement zu festigen und die Kräfte auf den Einsatz des 911 RSR zu konzentrieren.“

Wie reagiert die Szene?

Porsche hatte sich eigentlich bis Ende 2018 bei der Langstrecken-WM eingeschrieben, daher sind Automobil-Weltverband Fia und Le-Mans-Organisator ACO nicht besonders glücklich über den vorzeitigen Rückzug. „Wir bedauern den plötzlich Ausstieg zum Saisonende 2017“, hieß es in einer Mitteilung, „wir werden alles unternehmen, um die WEC auch in Zukunft spektakulär und attraktiv zu gestalten.“ Dies dürfte allerdings schwerfallen, da in Toyota nur noch ein Hersteller eingeschrieben ist, der nun ohne ernsthaften Gegner dasteht.

Warum engagiert sich Porsche ab 2019 in der Formel E?

Entwicklungsvorstand Michael Steiner sieht darin einen konsequenten Weg in Richtung E-Mobilität, da der Hersteller beim Mission E auf einen rein elektrisch betriebenen Sportwagen setzt. „Einstieg und erfolgreiche Präsenz in der Formel E sind die logische Konsequenz unserer Mission E. Wachsende Freiheitsgrade für Eigenentwicklungen machen die Formel E für uns attraktiv“, betonte Steiner, „Porsche setzt auf alternative und innovative Antriebskonzepte. Die Formel E ist für uns das ultimative kompetitive Umfeld, um die Entwicklung von High Performance-Fahrzeugen in punkto Umweltfreundlichkeit, Sparsamkeit und Nachhaltigkeit voranzutreiben.“ Schon in diesem Jahr unternimmt Porsche erste Schritte zur Entwicklung des eigenen Formel E-Rennwagens. Die Mannschaft, die bislang das LMP1-Projekt in Weissach betreut hat, bleibt erhalten und wird im Formel-E-Projekt eingesetzt. „Über die Jahre ist eine äußerst erfolgreiche, kompetente Mannschaft zusammengewachsen. Auf diese Basis setzen wir auf“, sagt LMP1-Leiter Fritz Enzinger, „ich bin mir sicher, dass wir für die Formel E unser Niveau auf einem hohen Level halten werden. Wir sehen dem Start mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen und Freude entgegen.“

Wer startet sonst noch in der Formel E?

Derzeit sind die Hersteller Mahindra, Jaguar, Renault sowie das von Audi unterstützte Team Abt-Schaeffler am Start. Dazu kommen noch sechs Privatteams. Nach dieser Saison steigt Audi werksseitig ein und übernimmt Abt-Schaeffler, im herbst 2018 stößt BMW dazu und schließlich folgen im Herbst 2019 Mercedes und Porsche. Die Formel E entwickelt sich rasant. „Wenn jemand mir beim Start dieses Projekts vor fünf Jahren gesagt hätte, dass wir eine Marke wie Porsche bekommen, hätte ich das nicht geglaubt“, sagte Formel-E-Chef Alejandro Agag.