Wohnen wie die Einheimischen: Die Reisenden übernachteten auch in einer Jurte. Foto: Haug

Unsere Leserin Regine Haug erlebte in der Mongolei ein faszinierendes Land im Aufbruch.

Die Mongolei ist viermal so groß wie Deutschland. Wir haben versucht, sie von Ost nach West und von Süd nach Nord kennenzulernen. Mit kleinem Gepäck ging es in die Flieger, in Jeeps und in einen kleinen Bus. Jeder Tag ließ uns tiefer eindringen in das mongolische Reich, seine Kultur und seinen Glauben. In Klöstern, Tempeln und vielen Museen erlebten wir den Mythos eines geheimnisvollen Landes. Wir begegneten auch überall dem Aufbruch in eine Wirtschaftsnation. Die Straßen sind Rumpelpisten, Sand- und Schotterwege. Da ist unser Held der mongolische Fahrer. Es gab sehr wenige Raststätten oder sanitäre Anlagen auf unseren langen Fahrten. Wir wohnten mal in Jurten, mal im Hotel.

Während der gesamten Reise wurden wir von unserem mongolischen Führer begleitet. Mogi hat in Deutschland gelebt, spricht sehr gut Deutsch und kennt das Land wie seine Westentasche. Neben Erklärungen zu Landschaft und Kultur gab es Legenden über Rituale und Geschichten des Volkes zu hören. Noch immer beherrschen die Nomaden mit ihren Tieren die weite Landschaft: Riesenherden von Ziegen, Schafen, Pferden sowie Kamelen begleiteten uns. Dschingis Khan schrieb Weltgeschichte.

Die Hauptstadt Ulan-Bator ist der Nabel des Riesenreiches. Über 20 Jahre nach dem Untergang des Kommunismus versucht man von hier aus, das Land zu modernisieren. Viele Bauten, Geschäfte und Kioske erinnern an die kommunistische Zeit. Es ist eine Stadt im Umbruch; überall wird gebaut. Doch neben den Wohnhäusern steht immer noch die Jurte und das obligatorische Plumpsklo.
Weiter ging es nach Karakorum, im 13.Jahrhundert Hauptstadt des Mongolenreiches und Mittelpunkt der Welt. Vor unserem Besuch in Tsaidam unweit von Karakorum hatten wir schon die Majir-Klosterruine besucht und die riesigen Kupferkessel bewundert, aus denen die Pilger damals ihr Essen holten.

Heute liegen Geldspenden drin. Hier war auch ein Hauptlager Dschingis Khans, und über 1000 Jahre alte Grabstelen der türkischen Khagane (Fürsten) sind zu besichtigen. Die Westmongolen wurden an diesem Ort vom chinesischen Kaiser besiegt. Von hier brachte uns ein Flieger in den Süden, nach Dalandzadgad. Mit Jeeps erkundeten wir den Gurvansaikhan-Nationalpark und die Wüste Gobi. Das Steppen-und Wüstenland der Südgobi gehörte zu den Höhepunkten unserer Reise. Ein leuchtendes Grün überdeckt Hügel und Täler, Akzente setzen weiße Jurten und bunte Tierherden. Die riesigen Sanddünen, die größten der Welt, sind von der Sonne fast weiß gebleicht. Felsgravuren und eine sprudelnde Quelle gab es auch zu sehen. Wir entdeckten die Flammenden Klippen und standen vor den riesigen Dinosaurier-Gräbern, deretwegen Forscher aus der ganzen Welt herkommen.

Im Westen der Mongolei liegt der Hustei-Nationalpark. Hier besuchten wir die in freier Wildbahn lebenden Przewalski-Pferde. Alle Pferderassen der Welt gehen auf dieses Urpferd zurück. In den unendlichen grünen Weiten der Mongolei gewinnt man als Tourist ein neues Gefühl der Freiheit. Auf den Fahrten über Schotter und viele Löcher ist der Rücken zwar schmerzlich beleidigt, aber dafür wurden wir durch einmalige Sehenswürdigkeiten, ein originelles mongolisches Essen, Fleisch aus der Milchkanne und mit dem schönsten Sternenhimmel, den man sonst nur in Südafrika sieht, entschädigt. Viele Tierknochen und außergewöhnliche Steine weckten unsere Sammelleidenschaft. An das harte Lager in der Jurte hatten wir uns schnell gewöhnt. Ohne Licht und Wasser, die Toilette weit.

Ein Ausflug in die Mongolische Schweiz mit ihren bizarren Felsformationen führte uns 70 Kilometer von Ulan-Bator entfernt in den Tereldi-Nationalpark. Hier besichtigten wir ein großes Touristencamp, kauften Souvenirs und bestaunten den Schildkrötenfelsen, der in der skurrilen Felslandschaft echt tierisch wirkte.

Kurios war ein Erlebnis im Stadion von Ulan-Bator. Wir schauten den Bogenschützen beim Nadam-Fest zu, einer Art Olympische Spiele der Mongolen, und kommentierten die Sportergebnisse. Da sprach uns ein Mongole in akzentfreien Deutsch an: „Wie geht es weiter mit Stuttgart21?“ Wir erfuhren, dass er ein Studium in Ökonomie an der Humboldt-Universität Berlin absolviert hatte und nun sein Wissen in der rohstoffreichen Mongolei anwenden wolle. Durch sie hat das Land eine Perspektive. In zehn Jahren möchte ich wieder dorthin reisen. Dann wird das Land einen Modernisierungsschub hinter sich haben.

Die Leserreise

Die Leserin
Regine Haug wohnt in Stuttgart-Untertürkheim. Die 73-Jährige ist Schauspielerin von Beruf und hat zudem eine Ausbildung als Medizinisch-technische Assistentin (MTA). Nach ihrer Heirat arbeitete sie als Kultur-Journalistin und Autorin.

Die Reise
Die beschriebene Reise wurde von Bader-Kultur-Reisen in Stuttgart, Königsstraße 4, Telefon 0711/2263388, veranstaltet (www.bader-kulturreisen.de). Gemeinsam mit zwölf weiteren Interessierten erkundeten Regina Haug und ihr Mann das Riesenreich des stolzen Reitervolkes. Sie erlebten eine beeindruckende Landschaft mit Steppen, Wüsten, Wäldern, Dünen und hohen Bergen und bewegten sich zwischen Hotelzimmern und Jurten.

Die Reise führte in alle Teile des Landes, dauerte 13 Tage und kostete rund 4000 Euro pro Person.