Modeschöpferin Dorothee Schumacher bei Breuninger Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgart ist Qualität, Geschmack und Fantasie. Mehr noch: Die Stadt hat die Modeschöpferin Dorothee Schumacher vor 25 Jahren inspiriert. Nun ist sie zurückgekommen, um zu feiern.

Stuttgart - Die Marke Dorothee Schumacher ist 25 Jahre alt geworden. „Was macht man zu so einem Anlass?“, fragte sich die Modeschöpferin. Ihre Antwort: „Am besten ist es, ein Fest mit meinen engsten Menschen zu feiern.“ Es wurden zwei Feste daraus. Ein großes in ihrem Firmensitz in Mannheim mit 200 Mitarbeitern. Und ein kleines, feines in Stuttgart bei Breuninger, bei dem die Mannheimerin aus dem Nähkästchen plauderte.

Warum feiert Dorothee Schumacher ausgerechnet in Stuttgart?
Stuttgart war schon immer „ein wunderbarer Boden“ für sie: „Von damals in den ersten Stunden bis heute war Stuttgart wichtig. Ausgemacht haben das immer die Stuttgarter Kundinnen, die von der ersten Kollektion an die Marke gelebt und getragen haben. Daraus konnte sich so viel mehr entwickeln. Stuttgart ist gewissermaßen wie ein kleines Epizentrum für die 600 Geschäfte weltweit. Sich daran zu erinnern ist mir wichtig.“
Was ist prägend für Stuttgart?
Es mag überraschen. Es sind nicht die Läden oder Modedesigner oder Einkäufer, die für Dorothee Schumacher Stuttgart ausmachen: „Für mich ist es die Markthalle. Es ist der damit verbundene Sinn für Qualität und die besonderen Kleinigkeiten. In dieser Markthalle kann man von Menschen auch ein Stück weit lernen.“
Auf welchem Platz in einer Rangliste rangiert die Modestadt Stuttgart?
Hier wird Dorothee Schumacher ganz diplomatisch: „Das Schöne ist doch, dass sich Mode nicht in irgendeiner Stadt ausmachen und festmachen lässt“, sagt sie, „sondern im Herzen der Menschen.“ Vor allem, wenn diese Menschen Mode einkaufen, sei die Fantasie entscheidend. Also mindestens so wichtig wie der kreative Prozess, der zum Produkt führt. „Und das ist manchmal in Stuttgart so, manchmal irgendwo auf der Welt.“ Sie meint den Prozess, wenn Menschen einem Stück Stoff Leben einhauchen. Wenn Menschen beim Kauf schon wissen, was sie mit diesem Kleidungsstück erleben werden, beginne die eigentliche Geschichte.
Wo nimmt sie ihre Kreativität her?
Aus dem Leben. „Wenn wir uns den Weg der Frauen in den vergangenen 25 Jahren angeschaut haben, dann erkennt man einen fantastischen Weg, den Frauen zurückgelegt haben.“ Inspirierend ist für Dorothee Schumacher auch der direkte Kontakt zu ihren Kundinnen und Mitarbeitern. 80 Prozent ihrer Angestellten sind Frauen. „Wir wissen, wer wir sind, wofür wir diese Kleidung tragen, wie sie sitzen soll, was sie für uns tun soll.“
Was ist ihr Antrieb?
Dorothee Schumacher hat eine Mission. Sie will Frauen „wachküssen“. Sie will, dass Frauen ihre Weiblichkeit in den Vordergrund stellen. Mit Grauen denkt sie an das Ende der 1980er Jahre zurück. An die Zeit des „Powerdressing“, wie sie es nennt. Doch das habe keine Frau nötig: „Wenn man Frauen an die Hand nimmt und ihnen sagt, wie schön sie sind, entstehen große Möglichkeiten, die Persönlichkeit herauszubilden.“ Kleidung eröffne die Möglichkeit, Persönlichkeit und Schönheit zu zeigen.
Welche Talente braucht man in der Modewelt?
Bevor Dorothee Schumacher auf diese Frage antwortet, seufzt sie. Dann reicht ihr eigentlich ein Wort, um ihren Erfolg zu erklären: „Leidenschaft.“ Wer dann auch noch zu sich stehe und seine Gefühle zum Ausdruck bringen kann, der wird es schaffen. Allerdings ist Dorothee Schumacher längst auch eine erfolgreiche Unternehmerin. Ihr Rezept: die Menschen in ihrer Firma in den Vordergrund stellen. „Das Wichtigste ist nicht, Mode für Menschen zu machen, sondern mit tollen Menschen zusammenzuarbeiten und sich ihnen zu stellen.“ Wunderbare Menschen zu finden und etwas gemeinsam zu schaffen sei für sie das Geheimnis des Erfolges: „So etwas bringt die Firma, aber auch jeden persönlich weiter.“
Lohnt es sich noch für junge Menschen, in die Modewelt zu gehen?
Was für eine Frage, denkt Dorothee Schumacher und meint: „Unbedingt!“ Mode brauche diesen „jungen Spirit und die Begeisterung“. Ganz wichtig sei: „Man muss mutig sein, man darf sich nicht in die Reihe stellen, das macht den Fortschritt aus.“
Was steckt hinter dem Motto: „Kopf, Herz, Kleid“?
Es ist das, woran Dorothee Schumacher zutiefst glaubt: „Diese Einheit dieser drei Worte. Gefühl und Verstand kommen schließlich im Kleid zum Ausdruck. Mit diesem Credo steht einem die Welt offen.“