Schon zu Beginn der Arbeiten vor zweieinhalb Jahren haben sich zahlreiche Mieter sich gewehrt. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Auch in Stuttgart hat Deutschlands größtes Immobilienunternehmen Vonovia zahlreiche Wohnungen modernisiert. Diverse Mieter eines Hochhauses zweifeln jetzt die angesetzten Kosten an.

Stuttgart - Von Anfang an hat es im Hochhaus Friedhofstraße 11 im Nordbahnhofviertel Widerstand gegen die umfangreiche Modernisierung durch den Vermieter gegeben. Deutschlands größtes Immobilienunternehmen Vonovia hat die jahrelangen Arbeiten in dem 80-Parteien-Gebäude inzwischen abgeschlossen – und fordert wie erwartet jetzt deutlich höhere Mieten. Sie sollen zum 1. Dezember wirksam werden. Doch es gibt weiterhin Gegenwehr.

Vonovia hatte nach den bundesweiten Diskussionen über Modernisierungen und die daraus folgenden teils massiven Mieterhöhungen die Forderungen eingeschränkt. In der Friedhofstraße soll der Aufschlag maximal zwei Euro pro Quadratmeter betragen. „Die Mieten sollen aber immer noch um fast ein Viertel steigen“, sagt Ursel Beck von der Vonovia-Mieterinitiative.

18 Mieterinnen und Mieter haben jetzt einen Brief an Vonovia unterschrieben, in dem sie zahlreiche Mängel bei den Arbeiten auflisten und anzweifeln, dass die Modernisierungsarbeiten korrekt auf die Mieten umgelegt werden. Vonovia begründe die Mietsteigerung mit 32 umlagefähigen Modernisierungskosten in Höhe von 277 Euro pro Quadratmeter, so Ursel Beck. Zahlreiche Bewohner des Gebäudes glaubten aber nicht, dass tatsächlich Kosten in dieser Höhe angefallen seien. Sie haben sich zusammengeschlossen, einen Prüfausschuss gewählt und sich mit anderen Vonovia-kritischen Initiativen im Bundesgebiet vernetzt.

Mieter wollen Dokumente einsehen

Gemeinsam wollen sie nun die Nachweise der Kosten und damit die Berechtigung zu den Mieterhöhungen genau prüfen. In dem Schreiben haben sie Vonovia aufgefordert, sämtliche Rechnungen, Verträge, baulichen Untersuchungen und Bauabnahmebescheinigungen für das Projekt zur Einsichtnahme vorzulegen. Ein erster Termin soll noch in dieser Woche erfolgen. Die Initiative kritisiert, dass die Belege nicht elektronisch vorgelegt würden.

Die Mieter prüfen allerdings nicht nur die Baukosten. Sie fordern auch hohe Mietminderungen für die lange Bauzeit. Das bisherige Angebot des Unternehmens reicht ihnen nicht aus. Bis zur Klärung ihrer Fragen wollen sie die Mieterhöhung zurückhalten oder nur unter Vorbehalt bezahlen.