Eine Ingenieurin soll Anleger um Millionen betrogen haben Foto: dpa

Eine 52-jährige Frau muss sich vor dem Landgericht Stuttgart wegen Betrugs verantworten. Sie soll mit bereits verurteilten Komplizen Anleger um Millionen geprellt haben.

Stuttgart - Eine Rendite von 30 und mehr Prozent im Jahr, krisensicher und auch noch mit sauberer Energie – dieser Verlockung konnten im Jahr 2010 rund 250 Anleger nicht widerstehen. Drei der ehemaligen Chefs der Firma mit Sitz an der Marienstraße in Stuttgart, die diese wundersame Geldvermehrung angeboten hatten, sitzen bereits hinter Gittern. Jetzt muss sich eine 52 Jahre alte Frau vor der 6. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart wegen Mittäterschaft bei dem Millionenschwindel verantworten.

„Wir sind eine innovative Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die brennenden Energieprobleme unserer Zeit mit funktionalen Konzepten zu lösen.“ So warb die Firma im Internet – eine Aussage ohne Inhalt, aber wohlklingend. So könnte man auch heute auf den Markt treten. Es wurden Geldgeber für den Betrieb von Blockheizkraftwerken (BHKW) gesucht – und gefunden. Die Anleger sollten Anteile an modernsten BHKW erwerben und so 20 Jahre lang richtig viel Geld verdienen.

Knapp acht Millionen Euro sammelten die Betrüger ein. Ihre Argumente: Man bekomme öffentliche Fördergelder, die Mehrwertsteuer werde rückerstattet, man biete lange Laufzeiten der Kraftwerke, bekomme Großabnehmerrabatte und man sei versichert, falls ein BHKW mal ausfallen sollte.

Zudem würden die innovativen Kraftwerke nicht irgendwo in anonymen Hinterhöfen aufgestellt. Nein, sie würden in Krankenhäusern, in Schulen, in öffentlichen Einrichtungen und dergleichen in Betrieb gehen, Alles transparent, krisensicher, risikolos, einfach wunderbar.

Um ihr Konzept an den Mann und an die Frau zu bringen – Mindesteinlage waren 10 000 Euro –, luden die Betrüger zu Vertriebsveranstaltungen und Präsentationen. Allein, viel zu präsentieren gab es nicht. Zwar hatten die Herrschaften tatsächlich mehrere Blockheizkraftwerke gekauft. Allerdings verfügten sie bis zum Schluss nicht über Stellplätze, wo die BHKW laufen sollten. „Es ist keine einzige Anlage jemals in Betrieb gegangen“, sagt Oberstaatsanwalt Michael Erath. Von den eingeworbenen acht Millionen Euro wurden 1,7 Millionen investiert oder an die Anleger zurückgezahlt. Der Rest ist verschwunden.

Die drei Chefs sind vom Landgericht Stuttgart zu Gefängnisstrafen zwischen fünfeinhalb Jahren und knapp sieben Jahren verurteilt worden. Jetzt steht die mutmaßliche Komplizin, eine 52-jährige Ingenieurin aus Stuttgart, vor Gericht. Sie soll bei 130 Fällen des Anlagebetrugs mitgewirkt haben. Schaden hier: knapp vier Millionen Euro. Davon soll sie im Zuge von Gewinnentnahmen mehr als 290 000 Euro bekommen haben. Sie sei für die Buchhaltung der dubiosen Firma zuständig gewesen, für die Kontoführung und Provisionsabrechnungen, so der Ankläger.

Kurz nach Prozessauftakt haben sich die Beteiligten zu einem Rechtsgespräch zurückgezogen. Falls die Angeklagte ein frühes Geständnis ablege, könne sie mit Bewährung rechnen, so die Richter.