Von Sascha SchmiererBIETIGHEIM-BISSINGEN. Mit biologisch abbaubaren Herrenhemden wollte der Bietigheimer Hersteller

Von Sascha Schmierer

BIETIGHEIM-BISSINGEN. Mit biologisch abbaubaren Herrenhemden wollte der Bietigheimer Hersteller Olymp im Herbst einen Marketing-Coup landen. Statt aus Baumwolle sollten die knitterfreien Stoffe künftig testweise aus Milchsäure hergestellt werden. Jetzt allerdings hat Olymp-Seniorchef Eberhard Bezner den innovativen Pilotversuch erst mal auf Eis gelegt - der Einstieg in die Serienproduktion ist der Firma zumindest bisher zu teuer.

"Solange es genügend Baumwolle gibt, wird das Milchsäure-Hemd trotz seiner Vorteile wohl nicht im großen Stil produziert", erklärt der bei Olymp mit der Medienarbeit betraute Matthias Molt die Kehrtwende. Ursprünglich wollte die Bietigheimer Nobelmarke gut 2000 Testhemden nähen lassen und mit der Frühjahrskollektion an ausgesuchte Modegeschäfte ausliefern.

Bei einer positiven Resonanz der Händler hätte Olymp einen Großauftrag für Milchsäure-Fasern an den chinesischen Lieferanten geschickt. Das Problem: Preislich, so das erklärte Ziel von Eberhard Bezner, sollten sich die Milchsäure-Exemplare nicht von den klassischen Oberhemden aus Baumwoll-Stoffen unterscheiden. Und ein Etikett mit etwa 40 Euro war mit der neuartigen Faser offenbar nicht zu schaffen.

Allerdings: Ganz aufgegeben will Olymp-Chef Bezner sein Öko-Projekt noch nicht. "Der Versuch ist nicht gestoppt, aber etwas entschleunigt worden", erklärt Marketing-Mann Marc Fritz, weshalb das kompostierbare Business-Hemd auf sich warten lässt. Von der Idee mit der Milchsäure ist der Hemdenhersteller nach wie vor überzeugt.

Vor allem der Umweltaspekt hat es den Bietigheimern angetan. Im Gegensatz zu aus Erdöl produzierten Kunstfasern können Stoffe auf Milchsäurebasis (Polyactide) aus nachwachsenden Rohstoffen wie etwa Mais gewonnen werden. "Theoretisch könnten wir vor der Haustür produzieren", wies der 73-jährige Bezner bei der Vorstellung im Herbst auf einen möglichen Wachstumsmarkt für die Landwirtschaft hin.

Baumwolle wächst nur unter klimatisch trockenen Bedingungen und gilt unter Agrarexperten als regelrechter Ressourcenfresser. "Um ein Kilo Baumwolle zu ernten, benötigt man bis zu 20 000 Liter Wasser", betont der Reutlinger Textilfachmann Herbert Ostertag, von Olymp mit der Prüfung der Milchsäure-Faser beauftragt. Vor allem bei Outdoor-Textilien verwenden Hersteller bereits aus Mais hergestellte Stoffe.