Bei Bundesligist MHP Riesen Ludwigsburg geht der finnische Basketball-Profi, der vom italienischen Erstliga-Club Orlandina Basket kam, auf Korbjagd. Am Wochenende spielt Shawn Huff bei der WM für Finnland.
LUDWIGSBURG - Nein, wirklich gut spricht er noch nicht Deutsch. Wie denn auch? Shawn Huff ist ja erst seit zehn Monaten in Deutschland. Bei Bundesligist MHP Riesen Ludwigsburg geht der finnische Basketball-Profi, der vom italienischen Erstliga-Club Orlandina Basket kam, auf Korbjagd. Und statt viel deutsch zu pauken, hat Huff mit seiner starken Dreierquote (35,2 Prozent) lieber geholfen, dass die Riesen ihre erste Play-off-Teilnahme seit sieben Jahren schafften. Auch nächste Saison hat Huff (30) in Ludwigsburg viel vor. Bis zum Rundenstart am 3. Oktober macht er allerdings seine ganz eigene Vorbereitung – und lebt dabei seinen Traum.
Bei der an diesem Samstag beginnenden WM (30. August bis 14. September) in Spanien tritt Huff mit dem finnischen Nationalteam an. In der Vorrunde geht’s gegen die Dominikanische Republik, Neuseeland, Türkei, Ukraine und das mit NBA-Stars gespickte Team der USA. Keine leichte Aufgabe. Vor allem das Auftaktspiel gegen die US-Boys hat es in sich. Für Huff ist es aber auch etwas Besonderes. „Das wird der Höhepunkt meiner Karriere“, sagt der Sohn eines US-Amerikaners, der im Sommer seinen Vertrag in Ludwigsburg bis 2016 verlängert hat.
Allerdings: Die Chancen, gegen die starken US-Boys zu bestehen, sind nicht größer als die Maschen im Korbnetz. Und alles andere als das Vorrunden-Aus wäre eine große Überraschung. Finnland ist nur aufgrund einer Wildcard dabei. Mit der hatte ursprünglich auch der Deutsche Basketball-Bund (DBB) nach verpasster Qualifikation geliebäugelt. Doch wegen einer damit verbundenen „Spende“ von knapp einer Million Euro an den Weltverband Fiba hatte der DBB dankend abgewunken.
So sind die Finnen dabei – und Shawn Huff, der im Brustton der Überzeugung erklärt: „Alles ist möglich!“ Seine Aussage zeigt: Die Skandinavier, die vom früheren Bundestrainer Henrik Dettmann betreut werden, glauben an sich. „Wir erwarten an unserem Vorrundenort in Barakaldo viele Fans, die uns nach vorne peitschen. Wir werden alles geben“, kündigt Dettmann an. „Und wir werden dazulernen“, ergänzt Huff (1,98 m), der in Helsinki geboren und in der Region Vantaa groß wurde.
Die WM in Spanien ist das wichtigste Sportereignis, an dem der Familienvater bisher teilgenommen hat. Zwar war er bereits bei den Europameisterschaften 2009, 2011, 2013 mit von der Partie, „aber eine WM hat einen ganz anderen Stellenwert“, sagt er. Für ein Basketball-Entwicklungsland wie Finnland sowieso.
Dass Huff das Zeug dazu hat, eine starke WM zu spielen, davon sind sie in Ludwigsburg längst überzeugt. „Shawn macht die Raumaufteilung in der Offensive sehr gut. Er ist ein echter Teamplayer“, sagt John Patrick, der Coach der Riesen. Womit er nicht Unrecht hat. Der introvertierte Huff ist sehr beliebt bei seinen Kollegen in Ludwigsburg. Und das nicht erst, seit er zu seinem 30. Geburtstag seinen Mitspielern Karottenkuchen spendierte. „Er ist ein super Typ“, sagt Riesen-Kapitän Michael Stockton. Und einer, der in der Bundesliga Spitzenleistungen gezeigt hat. In allen 39 Spielen für die MHP Riesen war Huff gesetzt. Im Schnitt markierte der Finne 10,3 Punkte, in den Play-offs sogar 13,0 Zähler.
Persönliche Werte, die Shawn Huff sicher auch gerne bei der WM erreichen würde. Für sich, für Finnland und für seine Freunde in Ludwigsburg, die seine Auftritte in Spanien gespannt verfolgen werden.