Auch der Nachwuchs erhält bei der Ausstellung für Metallbearbeitung auf der Stuttgarter Messe die Gelegenheit, sich einem großen Publikum zu präsentieren. Foto: MESSE STUTTGART

Der Auftragseingang der Branche legt im ersten Halbjahr deutlich zu. Die Unternehmen präsentieren sich in dieser Woche auf der Ausstellung für Metallbearbeitung (AMB) in Stuttgart.

Stuttgart - Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie entwickelt sich trotz diverser Krisen in der Welt „erstaunlich robust“, sagte Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), am Dienstag in Stuttgart. Der Auftragseingang der Unternehmen habe im ersten Halbjahr um zwölf Prozent zugelegt; sowohl die Order aus dem In- als auch die aus dem Ausland seien zweistellig gewachsen, sagte Schäfer auf der AMB, der Messe für Metallverarbeitung in Stuttgart.

Die höhere Nachfrage resultiere nicht nur aus einem guten Inlandsgeschäft, sondern auch aus Großprojekten der Autoindustrie in China und Mexiko. Dies führe auch zu einer leicht steigenden Kapazitätsauslastung von 87 Prozent. Der Auftragsbestand sichere die Beschäftigung für gut sieben Monate, so Schäfer. Dank der positiven Entwicklung sei auch die Beschäftigung in der Werkzeugmaschinenindustrie, einem der großen Bereiche des Maschinenbaus, um ein Prozent auf 68 700 Mitarbeiter gestiegen. Damit präsentiert sich die Werkzeugmaschinenbranche robuster als der gesamte deutsche Maschinenbau; der konnte zwar im ersten Halbjahr noch ein leichtes Plus bei den Bestellungen verbuchen, im Juli brachen die Geschäfte aber deutlich ein.

Verband korrigiert Prognose nach oben

VDW-Chef Schäfer korrigierte nun die Produktionserwartungen für die Werkzeugmaschinenindustrie für das gesamte Jahr nach oben. Er geht davon aus, dass die Werkzeugmaschinenproduktion um zwei Prozent steigen wird; bisher lag die Erwartung bei einem Zuwachs um ein Prozent. Mindestens ein Teil der Aufträge, die im ersten Halbjahr verbucht wurden, werden noch im laufenden Jahr produziert, begründete er seine Zuversicht. Impulse erwartet er nicht nur von der AMB; zeitgleich findet auch die Werkzeugmaschinenmesse IMTS in den USA statt.

So erfreulich wie sich die Werkzeugmaschinenbranche derzeit präsentiert, sah es im ersten Halbjahr allerdings noch nicht überall aus. Bis Ende Juni lag die Produktion noch unter Vorjahr; beim Export wurde sogar ein Minus von vier Prozent verbucht. Vor allem die Märkte in Russland, der Türkei und Großbritannien (Brexit) hätten sich unerfreulich entwickelt – mit Minusraten im hohen zweistelligen Bereich. Dagegen laufen die Geschäfte in Italien, Frankreich, Spanien und Polen gut. In Frankreich profitiert die Branche vor allem von aktuell günstigen Abschreibungsbedingungen für die dortige Industrie. Schäfer: „Wir vermuten, dass das Wachstum von der Automobilindustrie und von der Luftfahrt gekommen ist.“

Geschäfte in China schwächeln

China habe dagegen geschwächelt; die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller exportierten sechs Prozent in das Land. Doch schon im zweiten Halbjahr soll es wieder aufwärts gehen. „Asien hat erneut die Führungsrolle übernommen, getrieben durch China und Indien“, so Schäfer. Nach einer zweijährigen Schwächephase hätten sich im Land der Mitte Investitionen aufgestaut, fügte er hinzu.

Hoffnung setzt die Branche auch in den Absatzmarkt Iran. Im Juni 2016 fand erstmals in Teheran eine Messe zur Metallbearbeitung statt. 114 Aussteller haben sich präsentiert. Im nächsten Jahr soll es eine weitere AMB Iran geben, dann hoffen die Veranstalter auf mehr als 200 Aussteller. Im ersten Halbjahr haben sich die Exporte der deutschen Werkzeugmaschinenhersteller in den Iran mehr als verdoppelt und lagen bei 20,5 Milliarden Euro. „Die Bestellungen haben sich sogar verfünffacht“, sagte VDW-Geschäftsführer Schäfer. Bedarf für Ersatzinvestitionen und Nachrüstungen sieht er vor allem in wichtigen Industriezweigen wie der Autobranche.

Deutsche Privatbanken würden sich mit der Finanzierung allerdings noch zurückhalten; Volksbanken und Sparkassen würden diese Aufgabe übernehmen, heißt es beim Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken. Darüber hinaus sichert die Bundesregierung mögliche Aufträge deutscher Maschinenbauer im Iran mittlerweile wieder durch Hermes-Bürgschaften ab.