Welche Museen haben die meisten Besuchern in Stuttgart? Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Leserfotograf dslhaber

Die Besucherzahlen der Stuttgarter Museen belegen: Das Vergangene hat seinen Reiz nicht verloren. Fast alle Häuser haben im Jahr 2012 zugelegt. Dabei goutieren die Gäste offenbar, wenn sich die Museumsmacher Besonderes einfallen lassen.

Stuttgart - „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht“, sang einst eine Band namens Fehlfarben. Geschichte und ihre Geschichten der Nachwelt zu erhalten kann zuweilen ebenso den Atem rauben. Sonderschauen, Veranstaltungen, Vorträge – ohne Zusatzangebote geht fast nichts in Stuttgarts Museen.

Die Besuchermagneten

In der Autostadt Stuttgart marschieren die Automuseen voran. Spitzenreiter beim Besucherzuspruch ist mit Abstand wieder das Mercedes-Benz-Museum. 2012 kamen 722 000 Gäste, so viele wie nie und gegenüber dem Vorjahr über 20 000 mehr. Das Museum gibt den Anteil ausländischer Besucher mit 35 Prozent an. Das Haus sei „längst eine feste Größe im Deutschland-Tourismus“, sagt Museumsleiter Michael Bock. Sonderschauen wie jene zum Mercedes- Benz SL und die kulinarischen Sternennächte mit Spitzenköchen waren Attraktionen, auf die man auch 2013 setzt. Neben den Sternennächten ist auch eine Sonderschau zur Einführung der neuen S-Klasse geplant.

Etwa halb so viele Besucher hat 2012 der andere Stuttgarter Autobauer in sein Museum locken können. 370 000 Gäste bedeuten für das Porsche-Museum eine kleine Steigerung um 3000 gegenüber 2011. „Besonders beliebt waren die Sonderschau zu Ehren von Professor Ferdinand Alexander Porsche sowie die Kunstausstellung über das Werk des Stuttgarter Grafikers Hanns Lohrer“, sagt Museumsleiter Achim Stejskal. 2013 steht im Zeichen des 911er. Der Porsche aller Porsche wird 50.

Die großen staatlichen Museen

Den anteilsmäßig größten Sprung nach vorne vollzog die Staatsgalerie. 284 000 Besucher bedeuten einen Anstieg um 42 Prozent gegenüber 2011. Entscheidende Attraktion war und ist bis 3. März die multimediale Sonderschau „Mythos Atelier“, in der Besucher erfahren, wie Künstler vom 19. Jahrhundert bis heute gearbeitet haben und arbeiten, inklusive „hochrangiger Leihgaben“ aus internationalen Sammlungen.

Auf Rang zwei der Staatsmuseen folgt das Staatliche Museum für Naturkunde (Museum am Löwentor und Museum Schloss Rosenstein) mit 219 000 Besuchern. Mit dem Schlagwort Sex sells könnte man den Besucheranstieg um knapp 30 000 Gäste umschreiben. Die Sex-Ausstellung, die das Thema Fortpflanzung bei Mensch, Tier und Pflanze behandelte, „hat entscheidend dazu beigetragen“, so Sprecherin Meike Rech. Eine ähnliche Resonanz erhofft sich das Haus von der Schau „Bizarre Welten – die Zeit vor den Sauriern“ (ab 22. Januar).

Das Landesmuseum Württemberg verzeichnete mit fast 219 000 Besuchern 2012 die erfolgreichste Ausstellungssaison seit fünf Jahren, getragen von der Großen Landesausstellung „Die Welt der Kelten“ (noch bis Mitte Februar). Die Schau „Das Land der Zaren“ markiert ab Mitte Oktober den nächsten Fixpunkt im Alten Schloss.

122 000 Besucher im Glaswürfel plus 35 000 auf der Skaterrampe auf dem Schlossplatz kamen 2012 ins Kunstmuseum. Sprecherin Eva Klingenstein setzt in diesem Jahr weiter auf die Ausstellung zu Otto Dix (bis 7. April) und auf die Willi-Baumeister-Schau (ab 19. Oktober). Zudem will das Haus Kräfte bündeln. Mit dem Landesmuseum und dem Linden-Museum strebt man eine Marketingkooperation an.

120 000 Besucher, ein Drittel mehr als 2011, kamen ins Haus der Geschichte. Maßgeblich dafür sei der Bauzaun der Stuttgart-21-Baustelle gewesen, so Sprecher Joachim Rüeck. 2012 will man mit einer Schau zur Roten-Armee-Fraktion (RAF) punkten.

Das Linden-Museum als kleinstes der großen Museen vermeldet ein Minus von rund 5000 auf knapp 78 000 Gäste. Besuchermagnet war die Maori-Schau. Die Ausstellung um die tätowierten Ureinwohner Neuseelands „eröffnete uns mit den Freunden von Tattoos neue Zielgruppen“, so Sprecher Martin Otto-Hörbrand. Die Inka-Sonderschau (ab 12. Oktober) mit in Europa nie gesehenen Exponaten soll verlorenes Terrain zurückbringen.

Die Kleinen, aber Feinen

Die kleinen, teils privat geführten Museen verzeichnen im Jahr 2012 jeweils zwischen knapp 20 000 und 30 000 Besucher. Das Schweinemuseum in Stuttgart-Ost fällt dabei mit 37 762 Gästen aus dem Rahmen. Um den Stand zu halten, will man dort mehr für Schulklassen anbieten. Ob Landwirtschaftsmuseum in Hohenheim, Straßenbahnwelt in Bad Cannstatt, Theodor-Heuss-Haus, Weißenhofmuseum (beide auf dem Killesberg), Weinbaumuseum (Uhlbach) oder die städtischen Museen (Hegel-Haus, Stadtmuseum Bad Cannstatt, Lapidarium, Heimatmuseen Plieningen und Möhringen) – alle haben sie ihr Publikum. Überall heißt es aber, es bedürfe stets besonderer Ideen, um attraktiv zu bleiben. So plant das Cannstatter Stadtmuseum eine Sonderschau zur Gründung des VfB Stuttgart vor 120 Jahren.

Die Exoten

Fern vom Kulturtourismus gibt es in Stuttgart neben zahlreichen Galerien etliche Klein- und Kleinstmuseen für ein spezielles Publikum, etwa das Feuerwehrmuseum in Münster, das Holzkanumuseum beim Pragfriedhof, das Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien (Stuttgart-Ost) oder das Museum Fritz von Graevenitz beim Schloss Solitude. Manche Einrichtungen wie das Institut für Auslandsbeziehungen, das Robert-Bosch-Krankenhaus oder die Uni Hohenheim stellen frei zugänglich themenbezogene Exponate aus. In Untertürkheim existiert sogar ein eigenes Feuerwehrhelm-Museum. Diese kleinen Schauen sind oft nur tageweise oder nach Vereinbarung geöffnet.