Der Stuttgarter Stiftskantor Kay Johannsen Foto: Stiftskirche Stuttgart

In der Stiftskirche hat Kay Johannsen seine Mendelssohn-Reihe fortgesetzt. Am Freitag wurde das Oratorium „Paulus“ aufgeführt.

Erst umjubelt, dann verrissen: Dies ist, kurz zusammengefasst, die Wirkungsgeschichte des Oratoriums, das Felix Mendelssohn als 27-Jähriger schrieb. Mit fast einem Jahrhundert Abstand sind uns die Anfeindungen derjenigen, die dem Stück über das Leben des Apostels Paulus Langatmigkeit und Epigonalität vorwarfen, sehr fern gerückt. Ausgesprochen nah hat „Paulus“ jedenfalls am Freitag in der Stuttgarter Stiftskirche gewirkt, als sich Kay Johannsen, die Stuttgarter Kantorei und die Stiftsphilharmonie seiner annahmen. Wobei der Gesamtcharakter hier eher lyrisch war als dramatisch; der missionarische Eifer des Titelhelden, in dem der Komponist auch seinen eigenen Übertritt zum christlichen Glauben nochmals bestätigte, erschien in mildem Licht. Das verdankte sich auch dem Klang des Orchesters, das auf Instrumenten der Zeit musizierte und immer wieder solistisch glänzte.