Der Sohn eines Lehrers hat offenbar die Lösungen des Mathe-Abiturs abfotografiert und verschickt. Foto: dpa

Die kurz nach dem Mathe-Abitur im Internet aufgetauchten Lösungen sind vom Sohn eines Lehrers nach den Prüfungen abfotografiert und per Kurznachrichtendienst verschickt worden. Die Prüfungen müssen aber wohl nicht wiederholt werden.

Stuttgart - Die im Internet kursierenden Lösungen des Mathe-Abiturs sind von dem Sohn eines Lehrers abfotografiert und per Handy verschickt worden. Das teilte das Kultusministerium am Montag in Stuttgart mit.

Der Mathelehrer eines Gymnasiums habe die Behörde am Montagmorgen über seinen Schulleiter informiert, dass sein Sohn nach der Prüfung während seiner Abwesenheit die Lösungshinweise auf dem väterlichen Schreibtisch zuhause entdeckt habe. Wo genau die Familie lebt, wollte der Sprecher nicht sagen.

Zwei Beamte des Regierungspräsidiums machten sich gleich am Montagvormittag auf den Weg zu den Schulen des Vaters und des Abiturenten. Die Befragungen waren nach Angaben des Sprechers am frühen Nachmittag abgeschlossen, mit ersten Ergebnissen sei bis Dienstag zu rechnen.

Dokumente müssen verschlossen aufbewahrt werden

Bei den Unterlagen handelt es sich um Akten mit dem Vermerk „Vertrauliche Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch“. Damit unterliegen sie der niedrigsten Geheimhaltungsstufe und müssen laut einer Verwaltungsvorschrift des Innenministeriums in einem verschlossenen Raum oder Behälter wie etwa einem Schrank oder Schreibtisch aufbewahrt werden.

Bei der vorliegenden Nachlässigkeit des Pädagogen handele es sich um ein Dienstvergehen. Hätte der Lehrer selbst die Lösungen weitergegeben, würde es als ein „sehr schwerwiegendes Dienstvergehen“ bezeichnet, die bis hin zu einer Entlassung aus dem Beamtenverhältnis geahndet werden könnte, sagte der Sprecher.

Folgen für Vater und Sohn noch unklar

Welche Konsequenzen der Vorfall nun für den Lehrer habe, könne man derzeit nicht sagen. Auch was nun auf den Schüler zukomme, sei schwer einzuschätzen und müsse noch geprüft werden. „Ich würde aber nicht ausschließen, dass es seitens der Schule Sanktionen gibt“, meinte der Sprecher.

Die Lösungen waren kurz nach dem Mathe-Abitur im Südwesten aufgetaucht. Weil die Recherchen des Ministeriums am Montag klar ergaben, dass sie eindeutig erst nach den Prüfungen verschickt wurden, müssen die Mathematikprüfungen nicht wiederholt werden.

In dieser Woche wird das Mathe-Abi an den technischen Gymnasien geschrieben. Die Aufgaben dort unterschieden sich aber von denen der allgemeinbildenden Gymnasien. Am vergangenen Mittwoch begann für fast 54.000 Schüler das schriftliche Abitur traditionell mit dem Fach Deutsch, die letzten schriftlichen Prüfungen sind für den 27. März angesetzt. An den beruflichen Gymnasien starteten 18.400 Schüler mit den Prüfungen.