Fräsroboter des Maschinenbauers Heller aus Nürtingen Foto: Heller

Maschinenbauer verstärkt Suche nach Zukunftstechnologien. Dafür ist ein Team von Mitarbeitern speziell abgestellt, das neue technologische Trends aufspüren und prüfen soll – vom Leichtbau bis zum 3-D-Druck.

Nürtingen - Der Werkzeugmaschinenbauer Heller reagiert mit einer Art schnellen Eingreiftruppe auf immer zügigere technologische Veränderungen im Maschinenbau. Heller habe "ein Team von Mitarbeitern speziell dafür abgestellt, neue technologische Trends aufzuspüren und zu prüfen“, sagte der Chef der Heller-Gruppe, Klaus Winkler, den Stuttgarter Nachrichten.

Aktuell umfasse das Team etwa 20 Personen. Ziel sei es, jedes Jahr mehrere mögliche neue Geschäftsideen zu identifizieren. Aus diesen könnten sich dann neue Betätigungsfelder entwickeln. Als Beispiele nannte der langjährige Heller-Chef eine intuitivere Bedienung von Maschinen oder aber Möglichkeiten, die sich für Heller aus neuen Verfahren zur generativen Fertigung von Bauteilen – der so genannte 3-D-Druck – ergäben.

Heller ist mit einem Umsatz von gut einer halben Milliarde Euro einer der großen Anbieter von aufwendigen Werkzeugmaschinen, etwa zum Fräsen und Drehen von Werkstücken. Hauptabnehmer der Produkte ist mit einem Umsatzanteil von etwa 66 Prozent die Automobil- und Zulieferindustrie.

Einen Erfolg hat das Heller-Kompetenzteam denn auch schon zu verbuchen. In Zusammenarbeit mit dem Automobilkonzern Daimler, ist es den Nürtingern gelungen, ein neuartiges Bearbeitungsverfahren für Motoren zu entwickeln, das den Kraftstoffverbrauch der Aggregate um bis zu 20 Prozent senken soll, wie Winkler sagte. Das neue Verfahren setzt auf eine spezielle Beschichtung der Zylinderlaufflächen, auf denen der Kolben im Motor auf und ab fährt.

In über zweijähriger Entwicklungsarbeit hat das Nürtinger Familienunternehmen, das dieses Jahr sein 120-Jähriges Firmenjubiläum feiert, eine entsprechende Beschichtungsmaschine serienreif gemacht und nun einen Großauftrag über 80 Millionen Euro für die Einrichtung einer Produktionslinie bei Daimler in der Tasche. Auch von Nissan habe man schon entsprechende Aufträge erhalten, sagte Winkler. Andere Hersteller orderten derzeit Testmaschinen, um die eigenen Motoren damit zu überprüfen.

Aufgrund der hohen Kraftstoffersparnis gehen Experten davon aus, dass sich die neuen Beschichtungsverfahren auf breiter Front im Automobilbau durchsetzen werden. Winkler sagt: „Alle Motoren, die ab 2016 auf den Weltmarkt kommen, werden so bearbeitet worden sein.“ Allerdings gebe es außer Heller noch andere Anbieter entsprechender Maschinen.

Außerdem will der Hersteller besonders komplexer Fertigungsmaschinen sein Angebot nach unten erweitern. Man werde in den kommenden Jahren einfachere, kleinere und leichtere Maschinen bauen, sagte Winkler. „Wir dürfen uns nicht vollständig ins Hightech-Segment abdrängen lassen, sagte er. Hintergrund sind neue Materialien, etwa Carbonfasern oder leichte Metalle, die im Automobilbau verstärkt eingesetzt werden und für die die klassischen Fräsen zur Stahlbearbeitung nicht optimal sind.

Dazu kommt, dass die boomenden Schwellenländer eher einfache und günstige Maschinen nachfragen. Für diese Staaten will Heller in Zukunft verstärkt „kostengünstigere Lösungen anbieten“.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Heller-Umsatz gegenüber dem Rekordjahr 2012 um 10 Prozent auf knapp 533 Millionen Euro. Zu schaffen machte dem Unternehmen das Projektgeschäft und der weltweit schleppende Neubau von Motorenwerke, für die Heller die Maschinenparks liefert. Auch die Rendite, zu der sich Heller nicht detailliert äußert, sank – allerdings aufgrund hoher Investitionen und Entwicklungsausgaben. Die Rendite sei „aber noch befriedigend“, sagte Winkler.

Fürs laufende Jahr ist der Heller-Chef optimistisch, nicht zuletzt aufgrund einer Flut von Neuaufträgen in den ersten drei Monaten in die Bücher schwappte – eine Entwicklung, die sich derzeit fortsetze. Ende 2013 beschäftigte Heller weltweit 2436 Mitarbeiter, 1840 in Deutschland – Tendenz hier: leicht steigend.