Informationsangebote zur Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt Foto: Horst Rudel

30 Prozent der Unternehmen in Stuttgart sind von Menschen ausländischer Herkunft gegründet worden. Dies belegt eine Studie der städtischen Stabsstelle für Integration. Sie wurde am Dienstag im Kursaal in Bad Cannstatt bei der Fachtagung „Markt der Möglichkeiten“ vorgestellt.

Stuttgart - Die Studie der Stabsstelle ist im Zeitraum 2013 bis 2014 entstanden. „Wir wussten nichts von der Ökonomie vom Migranten. Und über etwas nichts zu wissen, macht neugierig“, sagt Levent Günes von der Stabsstelle für Integration. Das Publikum des promovierten Politologen setzte sich aus Vertretern von Migrationsberatungsstellen, Akteuren des Arbeitsmarktes und Mitarbeitern von Weiterbildungsträger und Anerkennungsstellen zusammen. Sie alle gehören dem so genannten IQ-Netzwerk Baden-Württemberg an, das sich der Eingliederung von Einwanderern in den Arbeitsmarkt widmet.

„Wenn ein Stuttgarter türkischer Wurzeln, der sich mit einem kleinen Kebab-Stand im Wert von rund 150 000 Euro selbstständig gemacht hat, pleite geht, ist meist das gesamte Familienvermögen verloren, und ein potenzieller Steuerzahler wird zum Hartz-IV Empfänger“, sagt Günes. Weil die Pleiten ausländischer Existenzgründer höher lägen als diejenigen deutscher, sei dies „eine finanzielle Katastrophe für die Stadt.“ Einer der Gründe dafür liege in der Unkenntnis von den Beratungsangeboten und den finanziellen Förderungen der Kammern für Existenzgründer. 40 Prozent der Migranten-Unternehmer geben in der Studien an, davon nichts zu wissen, 39 Prozent erklärten, sie hätten keinen Bedarf und 33 Prozent meinten fälschlicherweise erklärten, die Beratung koste viel Geld und sei deshalb finanziell nicht zu schultern. Günes: „Die Unternehmer lassen sich wie man sieht, in der Gründungsphase nicht ausreichend beraten.“ Die Kammern müssten deshalb Mitarbeiter in die Verbände ausländischer Unternehmer schicken, um über die Angebote zu informieren.“

Ein zweites Manko bei Migrantenunternehmen: Nur 21 Prozent von ihnen bilden aus. Ursachen dafür sei an erster Stelle die kleine Betriebsgröße. Viele Betriebe sind auch nicht ausbildungsberechtigt.

Entgegen gängiger Vorurteile ist die Mehrzahl der Migrantenunternehmer hoch gebildet. 61 Prozent haben Abitur oder die allgemeine Hochschulreife, 18 Prozent einen Realschulabschluss, 15 Prozent haben die Volks- und Hauptschule abgeschlossen und fünf Prozent sind ohne Schulabschluss.

Ähnlich positiv sieht es mit dem Berufsabschluss aus: 40 Prozent haben die Universität und 34 Prozent die Fachhochschule abgeschlossen. 15 Prozent sind Meister und elf Prozent haben eine Lehre absolviert. Die meisten der Unternehmer stammen mit 13,6 Prozent aus Ex- Jugoslawien, mit 13,5 Prozent folgen Menschen aus Osteuropa, und Türken liegen mit 12,8 Prozent Rang drei.

Die Branchenhitliste führt der Groß- und Einzelhandel mit zwölf Prozent an, gefolgt von dem Branchen-Bündel um Recht, Steuern, Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung mit zehn Prozent. Neun Prozent sind im Gastgewerbe. „Die meisten Gastronomen sind griechischer Herkunft, gefolgt von Italienern. An dritter Stelle folgen Türken.